Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wie alles in Fluss kam - Seit eineinhalb Jahren engagieren sich die Stiftung Christoph Sonntag und ihre Projektpartner für die Renaturierung des Max-Eyth-Sees. Eineinhalb Jahre, in denen alle Projektbeteiligten viel gelernt haben. Gelernt, was es heißt, einen See zu renaturieren. Dass dieser Wunsch sich nicht von heute auf morgen umsetzen lässt. Sondern nur unter großem finanziellen und vor allem zeitlichen Aufwand. Wobei wir alle der Überzeugung sind (auch heute noch) dass sich dieser Aufwand lohnt.

v.l.n.r.: Joachim Gelewski (EnBW), Reiner Bierig (Geschäftsführer Verband GaLaBau Baden-Württemberg), Christoph Sonntag (Stiphtung-Christoph-Sonntag), Hans Croonenbroeck (Hauptgeschäftsführer Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg), Peter Rombold (Rombold und Gfröhrer), Martin Joos (Joos Gartenbau) und Jürgen Straß (Luz Landschaftsarchitektur). (Foto: GaLaBau-BW)

Dies Überzeugung und die in den letzten eineinhalb Jahren gewonnen Erfahrungen und Eindrücke möchten wir weitergeben. Untermauert von fachlich ausgearbeiteten Fakten und didaktisch speziell für junge Interessenten aufbereitet. Denn die Natur lässt sich nicht überlisten und folgt ihren eigenen Gesetzen. Weshalb sich Versäumnisse der Vergangenheit selbst mit noch so großen Geldbeträgen kaum Wett machen lassen. Vor diesem Hintergrund möchten wir jungen Menschen Denkanstösse geben, wie wir mit unserer Heimat und unseren Ressourcen - speziell mit Wasser - umgehen sollten.
Natürlich wie immer ohne den erhobenen Zeigefinger. Vielmehr spielerisch, praktisch, erfahrungstechnisch. So entstand die Idee (direkt vor Ort) über den Max-Eyth-See und den "Lebenskreislauf Wasser" zu informieren:

im "Klassenzimmer am See"! Im Moment arbeiten wir - die Stiphtung Christoph Sonntag und ihre Projektpartner - an der Umsetzung der baulichen Voraussetzungen. Damit wir schon bald Schulklassen direkt an den Max-Eyth-See einladen und über die Elemente "Wasser" und "Steine" informieren können. Ganz real - frei von trockener Theorie und Schulmeisterlichkeit …

Projekt KLASSENZIMMER AM SEE

Die Umsetzung des "Klassenzimmers am See" teilt sich in zwei wesentliche "Bauabschnitte" bzw. Realisierungsschritte. Im ersten Schritt schaffen wir die baulichen und örtlichen Voraussetzungen - sozusagen ein Open-Air-Klassenzimmer. Im zweiten Schritt legen wir dann den "Lehrplan" fest. Ein Lehrplan, der sein theoretisches Wissen über praktische Beispiele vermittelt. Also, lernen am realen Objekt. Und damit dieses Lernen am "realen Objekt" schon bald für viele Klassen zum Alltag gehört, starten wir am Dienstag, den 10.03.2009, mit Schritt eins der Projektumsetzung.

Spatenstich für Schritt 1: GRUNDAUSBAU KLASSENZIMMER AM SEE

Am Dienstag, den 10.03.2009 beginnt für uns die Zukunft des Max-Eyth-Sees - mit dem Spatenstich für unser "Klassenzimmer am See". Dieser erste Schritt bildet die Basis für den späteren "Live-Unterricht" und umfasst folgende Bau- und Veränderungsmaßnahmen:

  • der Bereich der heutigen Grillwiese zwischen Max-Eyth-See und Neckar wird zu einem frei zugänglichen Amphitheater aus Stein umgestaltet
  • neue Wege und Sitzgelegenheiten aus Steinen und Beton (mit Blick auf den See) laden zukünftig zum Spazieren und Verweilen ein
  • für Kinder wird ein Klopfplatz mit Schieferplatten eingerichtet, an dem die Kinder die im Schiefer eingeschlossenen Ammoniten vor Ort herausklopfen und anschließend mit nach Hause nehmen können
  • verbaut werden ausschließlich Steine und Materialien aus Baden-Württemberg: beispielsweise Travertin aus Bad Cannstatt, Findlinge vom Bodensee, Muschelkalk vom Enztal; so wird das "Klassenzimmer" zum "geologischen Spiegelbild Baden-Württembergs."

Um dem Gedanken der Einbindung junger Menschen auch bei der Umsetzung des Projektes gerecht zu werden, haben wir mehrere Bereiche des Bauvorhabens zum Azubi-Projekt 2009 erklärt. Das heißt, rund 50 angehende Garten- und Landschaftsgärtner bauen vor Ort unter fachkundiger Anleitung "unser Klassenzimmer am See". Parallel zu diesen Arbeiten, entwickeln wir den Lehrplan für das "Klassenzimmer" Denn uns ist es wichtig, nicht "nur" ein Bauwerk zu erstellen, sondern diesem auch eine Funktion zuzuführen: der Vermittlung des Lebenskreislaufs Wasser in seiner ganz natürlichen Form. Anhand eines Unterrichtskonzepts mit sichtbarer Wasserzufuhr in den See.

2. Schritt: DAS BAUWERK WIRD ZUM KLASSENZIMMER AM SEE
Warum gerade am Max-Eyth-See

Das Areal des Max-Eyth-Sees bietet eine für Baden-Württemberg einmalige Grundvoraussetzung, um das Element Wasser in seiner Verschiedenheit zu entdecken: Im Radius von weniger als 20 Metern befinden sich ein See (Max-Eyth-See), ein Fluss (Neckar) und eine Grundwasserquelle (Quellstein). Drei komplett unterschiedliche "Gewässertypen", die sich direkt vor Ort analysieren und vergleichen lassen. Spielerisch und doch auch mit hohem "Lehrwert". Der Max-Eyth-See als ehemaliger Baggersee bietet sich auch für geologische Unterrichtsthemen an.Die Grundvoraussetzung - sichtbare Frischwasserzufuhr in den SeeVon den 40 Litern Frischwasser, die dem Max-Eyth-See zukünftig zugeführt werden, sollen rund sieben Liter aus dem Quellstein sprudeln und für die Schüler sichtbar - durch eine Art Delta - in den See fließen. Für diese sichtbare Wasserzufuhr benötigen wir noch eine Genehmigung. Das dafür erforderliche wasserrechtliche Prüfungsverfahren läuft. Mit Hilfe der oberirdischen Wasserzufuhr vor Ort lässt sich unser Unterrichtskonzept des "Gewässertypen-Vergleichs - Fluss, See, Quelle" realisieren und den Schülern der Zusammenhang zwischen "Natur, Wasser und ökologischen Kreisläufen" praktisch und naturnah vermitteln.

Der Lerninhalt - Wasser ist nicht gleich Wasser Zum Unterrichtskonzept gehört neben der Vermittlung von theoretischem Fachwissen die Analyse der drei unterschiedlichen und vor Ort gegebenen Wasserqualitäten: See (Max-Eyth-See), Fluss (Neckar) und Grundwasser (Quelle mitten im Klassenzimmer am See). Wobei nicht nur die Unterschiedlichkeit der Gewässertypen ermittelt wird, sondern auch die sich verändernde Wasserqualität des Max-Eyth-Sees. Die von den Schülern hierbei ermittelten Ergebnisse (beispielsweise bezüglich pH-Wert und Sichttiefe des Sees) werden im Internet regelmäßig veröffentlicht. Dadurch entsteht im Laufe der Monate und Jahre eine umfassende Dokumentation darüber, wie sich die Wasserqualität des Sees verändert und wie sich die Maßnahmen der Initiative "Der Max-Eyth-See soll sauber werden" auf den See auswirken.

Die Wasserqualität bestimmt das Leben von Pflanzen und Tieren im und am Max-Eyth-See und wie das Freizeitgelände vom Menschen genutzt werden kann.Das Lehrmaterial - mit Experten entwickeltDie für die Analysen und den Unterricht erforderlichen Handreichungen für Lehrer und Arbeitsbögen für Schüler entwickeln wir in Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart (Institut für Siedlungswasserbau und Wassergüte), NABU und dem Württembergischer Angler-Verein. Denn trotz aller spielerischen und praktischen Ausrichtung unseres "Unterrichtskonzepts" - legen wir bei den Untersuchungsmethoden wie bei den Ergebnissen großen Wert auf fundiertes Fachwissen. Der Unterrichtsplan - mit Experten organisiert Um Besuche von Schulklassen reibungslos zu organisieren, planen wir eine Kooperation mit der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft. Diese gilt mit ihrem Bootshaus am See bei Lehrern als eingeführte Adresse und erste Wahl für Exkursion an den Max-Eyth-See. Zudem verfügt sie durch ihre Arbeit über beste Kontakte zu Lehrern aus ganz Baden-Württemberg. Vor diesem Hintergrund könnte die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft die Organisation des Unterrichtskalenders bzw. der Unterrichtsplanung übernehmen und bei Fragen als zentraler Ansprechpartner fungieren.

Zielsetzung - natürliches Engagement lohnt sich

Wie bereits erwähnt liegt der Fokus unseres "Klassenzimmers am See" auf der Vermittlung des "Lebenskreislaufs Wasser". Auf dessen Stellenwert in der Natur aber auch in unserem Leben. Und auf die Auswirkungen der Eingriffe des Menschen in diesen Lebenskreislauf. Auswirkungen, die sich am Max-Eyth-See klar beobachten lassen.

Auf Basis der im "Unterricht" erfahrenen Erkenntnisse und dem vermittelten Fachwissen, möchten wir jungen Stuttgartern zeigen, wie die Maßnahmen zur Rettung des Max-Eyth-Sees langsam aber stetig greifen. Dass die Renaturierung nicht nur ein Wunsch, sondern ein realisierbares Ziel ist. Kurz - dass ein Engagement für Natur und Umwelt wichtig ist und sich lohnt. Kurz- wie langfristig.

Ausblick - wie es nach Schritt 2 weitergeht

In einem weiteren Schritt soll die Zufuhr von Frischwasser in den Max-Eyth-See durch den Bau einer zweiten Wasserleitung an den südlichen Uferbereich des Sees optimiert werden. Mit der zweiten Wasserleitung kann die Wassermenge, die dem See während der Sommermonate zugeführt wird, von 10 l/sec auf stolze 40 l/sec erhöht werden. Sobald eine wasserrechtliche Genehmigung erteilt wurde, beginnen wir mit den Bauarbeiten an der zweiten Wasserleitung. Spätestens im Frühsommer soll das Grundwasser durch die neue Leitung fließen.

Und ein Dankeschön zum Schluss

Unser Dank gilt zum einen den Azubis für Garten- und Landschaftsbau, die sich für die Umsetzung aller in Schritt eins und zwei geplanten Maßnahmen einsetzen. Zum anderen bedanken wir uns bei allen, die unser Projekt in Form von Sachleistungen, persönlichem Engagement und großteils gespendetem hochwertigem Baumaterial unterstützt haben. Denn ohne diese Hilfe hätten wir die Umsetzung der Baumaßnahmen unseres "Klassenzimmers am See", dessen Wert sich auf rund 222.000,- Euro errechnet, nicht stemmen können. Vielen Dank Ihnen allen, die wir hier noch kurz vorstellen:

Verband GaLaBau Baden-Württemberg e.V.

600 Garten- und Landschaftsbaubetriebe mit über 8000 gewerblichen Arbeitnehmern sind in unserem Fachverband organisiert. Derzeit werden 1280 junge Menschen zum Landschaftsgärtner ausgebildet. Der Umgang mit der Natur, mit natürlichen Materialien wie Pflanzen, Steinen und Wasser ist für den Landschaftsgärtner selbstverständlich. Junge Menschen für diesen faszinierenden und abwechslungsreichen Beruf zu begeistern, ist ein wichtiges Ziel für den Verband GaLaBau Baden-Württemberg. Das Projekt "Klassenzimmer am See", an dem sich über 30 angehende Landschaftsgärtner beteiligen, ist hierfür hervorragend geeignet. Deshalb unterstützen der Verband, seine Mitgliedsbetriebe und die angehenden Landschaftsgärtner das Projekt "Klassenzimmer am See"!

Luz Landschaftsarchitektur

"Was machen macht was" - ein Motto der Stiphtung Sonntag, das uns ganz besonders gefällt und so haben wir etwas gemacht: einen Plan für das Klassenzimmer am See. Für uns, als Stuttgarter Landschaftsarchitekten, war es eine reizvolle Aufgabe und als Bürger der Stadt haben wir uns gerne für das Projekt engagiert.

Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE)

Der ISTE vertritt 500 Unternehmen der Steine- und Erdenindustrie in Baden-Württemberg mit 800 Werken und rund 20.000 Mitarbeitern.

Viele der ehemaligen Abbaustätten werden heute zur Erholung genutzt und bieten Tieren und Pflanzen neuen Lebensraum. So auch der Max-Eyth-See, der früher als Baggersee diente und in den siebziger Jahren zum Landschaftspark umgestaltet wurde.

Bereits 2008 stellte der ISTE den Sand für den inzwischen allseits beliebten Max-Eyth-See-Strand zur Verfügung. Mit der "Lieferung" der Klopfsteine und Steinmöbel für das Klassenzimmer am See setzt der ISTE nun die erfolgreiche Zusammenarbeit fort.

EnBW

Die EnBW ist das drittgrößte Energieversorgungsunternehmen in Deutschland. Traditionell fest in Baden-Württemberg verwurzelt, versorgt das Unternehmen derzeit rund fünf Millionen Kunden mit Strom-, Gas sowie Energie- und Umweltdienstleistungen. Darüber hinaus arbeitet die EnBW am Energiemix der Zukunft, hat eine eigene Regenwald-Stiftung aufgebaut und unterstützt verschiedene regionale Umweltprojekte. Wir von der Stiphtung Christoph Sonntag sagen "Danke" an alle Projektpartner!

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Christoph Sonntag Kabarett

Postfach 500 980
70339 Stuttgart
Deutschland

Tel.: +49 (0)711/5508686
Fax: +49 (0)711/5508687

Email:
Web: http://www.umwelt-engagement.de

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