Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit Holz zu heizen hat Konjunktur - und das nicht erst seit diesem Extremwinter. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik haben die Deutschen in den vergangenen Monaten mehr Holz verbrannt als stofflich für Produkte verarbeitet. Mit dieser Vergeudung seines wohl wichtigsten Rohstoffs hat sich Deutschland innerhalb weniger Jahre auf das Niveau von Entwicklungsländern herabgearbeitet, die ihr Holz ebenfalls überwiegend verbrennen.

Verheizen wir unsere Wälder? Nicht, wenn das Holz zunächst stofflich, d.h. für die Herstellung nützlicher Produkte, verwendet wird, und erst am Ende seines Lebenszyklus als so genanntes Altholz Wärme spendet. (Foto: VHI/KC)

Ökologische und ökonomische Fehlentwicklung

80 Prozent der Wärme, die aus den boomenden erneuerbaren Energien erzeugt wird, stammt aus Holz. Und längst lässt sich der Brennholzbedarf nicht mehr allein aus Sägeresten oder Altholz decken. Vielmehr wird immer mehr Holz direkt aus dem Wald verheizt. "Das ist in ökologischer und ökonomischer Hinsicht eine Fehlentwicklung und wird den Verwertungspotenzialen von Holz nicht gerecht", sagt Prof. Dr. Arno Frühwald, Institut für Holztechnologie und Holzbiologie, Hamburg. Zum einen bringen Pellets und Hackschnitzel, Scheitholz und Holzbriketts die Forstwirtschaft und somit den Wald an die Grenzen der Nachhaltigkeit. Zum anderen kappt das zunehmende Verheizen von verarbeitbarem Waldholz die Versorgung der deutschen Holzindustrie und gefährdet ihre globale Führungsposition, die Exporterfolge der letzten Jahre und die daran hängenden Arbeitsplätze.

Waldfrisches Industrieholz - zu schade für Holzbrennstoffe

Aktuelle Studien des Bundesforschungsinstitut von Thünen (vTI) belegen, dass die Bioenergie schon heute den Nachwuchs im Wald beeinträchtigt und einzelne Baumarten zurückgedrängt werden: Bei Bäumen bis 30 Zentimetern Stammdurchmesser ist der Wald bereits übernutzt; es wird mehr geerntet als nachwächst. Entlastung für den deutschen Wald könnten so genannte Kurzumtriebs­plantagen für schnell nachwachsende Bäume wie Weiden und Pappeln bringen. Allerdings wären hierzulande mindestens 1,3 Mio. Hektar notwendig, um die Wälder zu entlasten. Das entspräche rund 7,5 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland. Nicht nur die Nahrungsmittel­produktion, auch andere Wirtschaftszweige setzt die Holzverbrennung massiv unter Druck, weil sie die Holzpreise in die Höhe treibt. Allein in der Holzwerkstoffindustrie und in nachgelagerten Bereichen wie der Möbelindustrie hängen rund 300.000 Arbeitsplätze vom Holz ab. Insgesamt beschäftigt der Sektor, der auf dem Rohstoff aufbaut, 1,2 Mio. Arbeitsplätze in rund 150.000 Unternehmen.

Kaskadennutzung: Holz solange wie möglich im Wirtschaftssystem halten

Ungeachtet der Verknappung forciert der Staat das Verheizen von Holz: Indem er die energetische Nutzung von Holz mit dem reduzierten Umsatzsteuersatz von sieben Prozent fördert und auf das Heizen mit Holz keine Ökosteuer erhebt, verzichtet der Fiskus allein bei der Umsatzsteuer auf jährliche Einnahmen in Höhe von mind. 262 Mio. Euro. "Diverse Marktanreiz­pro­gram­me feuern die Problematik sprichwörtlich an", stellt Dr. Peter Sauerwein fest. Der Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) rät: "Ehe wir Holz endgültig entsorgen, sollten wir es so lange wie möglich im Wirtschaftssystem nutzen." Experten sprechen vom Prinzip der Kaskadennutzung: "Das dient nicht nur der Wertschöpfung und Innovationskraft, sondern auch dem Klimaschutz, weil Holzprodukte das Klimagas CO2 für ihre gesamte Lebensdauer wegspeichern - in Bauwerken wie Häuser und Brücken, in Möbeln und selbst Verpackungen und Büchern." Der VHI fordert die Bundesregierung deshalb auf, die Subventionierung der Verbrennung stofflich nutzbarer Holzsortimente sofort zu stoppen.

Plädoyer für intelligentes Wirtschaften mit Forst und Holz

Weltweit sind Wärme- und Stromgewinnung aus Holz eine wesentliche Ursache für Waldvernichtung. Vor diesem Hintergrund hat der "Internationale Tag des Waldes", den die Welternährungsorganisation FAO Ende der 70er Jahre ins Leben rief, nichts an Aktualität verloren. National betrachtet, galt das Wirtschaften mit Forst und Holz in Deutschland bislang als Erfolgsgeschichte. Die Forstwirtschaft entwickelte mit einer Veröffentlichung 1713 erstmals den Gedanken der Nachhaltigkeit und wies den Weg aus der drohenden Holznot des 18. Jahrhunderts. Damals verboten die Regierungen intensive energetische Holznutzungsformen, zum Beispiel das Aschebrennen für die Glasherstellung.

Überförderung zwingt Unternehmen zu Holz-Importen

Auch zukünftig werden die deutschen Wälder nicht verschwinden, dafür sorgen bereits das Bundeswaldgesetz und breit anerkannte Zertifizierungssysteme wie PEFC und FSC. Der Wald wird sein Gesicht jedoch nachteilig verändern, wenn die Überförderung der Biomasse-Verbrennung nicht bald einer vorausschauenden Ressourcenpolitik weicht. Außerdem werden die Importe stark steigen, auch aus den Waldregionen in Südamerika, Afrika und Indonesien, die für den Klimaschutz so wichtig sind. Sauerwein: "Erst verheizen wir in Deutschland alles, was unseren Wäldern bis zur Schmerzgrenze abzuringen ist. Dann wird die durch das Energieholz verursachte Verknappung dazu führen, dass Wälder in anderen Teilen der Welt als Lieferanten für Deutschland herhalten müssen."

Zum Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e. V. (VHI)

Als Teil des Clusters Holz, der in Deutschland mehr als 1 Mio. Arbeitsplätze stellt und 2008 168 Mrd. Euro umsetzte, vertritt der VHI als Industrieverband die fachlichen, wirtschaftlichen und technischen Interessen der Hersteller von Span-, MDF- und OSB-Platten, Holz-Polymer-Werkstoffensowie von Sperrholz und Innentüren auf nationaler und internationaler Ebene. Deutschland ist der bedeutendste Holzwerkstoffproduzent in Europa.

 

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