Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Viele Köche verderben den Brei - könnte man meinen, wenn man die Liste der Autoren und Co-Autoren liest. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Broschüre ist ein erstklassiges Menü mit mehreren Gängen, garniert mit hervorragenden Abbildungen.

Die Zusammenfassung am Anfang wirkt als Appetitmacher und belegt, was im Titel versprochen wird: Es handelt sich um einen Leitfaden für Planung, Bau, Betrieb und Wartung von Anlagen, in denen Gebäudebegrünung und Gebäudekühlung als Bausteine der Regenwasserbewirtschaftung eingesetzt werden.

Die pragmatischen Empfehlungen resultieren aus stadtökologischen Modellprojekten des Landes Berlin, jahrelang mit Begleitung verschiedener Hochschulen wissenschaftlich ausgewertet. An der Entwicklung und Erforschung der Fassadenbegrünung hat die Hochschule Neubrandenburg einen bedeutenden Anteil, an der adiabaten Kühlung die Technische Universität Berlin. Genial ist die Kombination von wissenschaftlicher Erkenntnis und technischer Anleitung, wertvoll die Literaturliste und das Glossar am Ende dieser Broschüre.

Den Verfassern ging es offensichtlich nicht in erster Linie um die Darstellung ihrer gelungenen Modellprojekte, sondern um den Durchbruch der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung als Teil einer ökologischen Bauweise in Städten, die notwendig und machbar ist. Gekonnt wurde eine Prioritätenliste aufgestellt und begründet, weshalb darin Maßnahmen der Verdunstung die vorderen und Varianten der Versickerung aus stadtökologischer Sicht die hinteren Plätze einnehmen.

Für die Kombination von passiver Gebäudekühlung durch Fassaden- und Dachbegrünung mit der adiabaten Abluftkühlung stand der Neubau des Institutes für Physik Pate. Er ist ein Teil der Humboldt-Universität zu Berlin auf dem Campusgelände Adlershof. Hier wird Regenwasser sowohl zur Bewässerung der Pflanzen als auch zur Verdunstungskühlung im Wärmetauscher von Zu- und Abluft eingesetzt. Dass dabei bis zu einer Außentemperatur von 30° auf konventionell erzeugte Kälte verzichtet werden kann, ist ein wertvoller, weil auf alle Neubauten übertragbarer, Beitrag zum Klimaschutz. Die Gebäudebegrünung schützt grundsätzlich vor hohen Temperaturen und ist die passive Ergänzung dazu.

Dass in diesem Leitfaden die Nutzung von Regenwasser eine große Rolle spielt, darf erwarten, wer den Namen Brigitte Reichmann unter den Autoren der Broschüre und als Projektleiterin findet. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin hatte bereits 2003 einen Klassiker herausgebracht, der heute noch aktuell ist: "Innovative Wasserkonzepte - Betriebswassernutzung in Gebäuden".

Das gedruckte Exemplar als A-4-Broschüre mit 68 Seiten in Deutsch kostet 5 € und kann bestellt werden bei: info-center(at)senstadt.berlin.de
ISBN 978-3-88961-140-6

 

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