Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Peter-Joseph-Lenné-Preis des Landes Berlin wird als international ausgeschriebener Ideenwettbewerb zur Galabau-Architektur und zur Freiraum- und Landschaftsplanung seit 1965 in der Akademie der Künste verliehen. Als Oskar der Landschaftsarchitekten richtet er sich insbesondere an junge Planer, Wissenschaftler, Architekten und Künstler.

Karl-Heinz Plum, Vorsitzernder des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft zusammen mit Staatssekretär Ephraim Gothe bei der Preisverleihung an Isabel Maier-Harth und Dennis Pytlik. (Foto: Holger Koppatsch)

Peter Joseph Lenné (1789-1866), sein Namensgeber, prägte nicht nur die preußische Gartenkunst, er verstand seine Arbeit als Dialog zwischen den vorgegebenen topographischen Bedingungen und der Architektur - der eines einzelnen Bauwerks wie eines ganzen Quartiers. An diese Tradition knüpft der Lenné-Preis an, der mit Euro 5000,- je Aufgabe dotiert ist. Zu Lenné hat die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft als Sponsor eine besondere Beziehung, hat sie doch viele Grünanlagen renoviert, die er baute: zum Beispiel im Zuge der BUGA Potsdam 2001, zur BUGA Schwerin 2009 und Koblenz 2011. Und sie teilt Peter-Joseph Lenné‘s Interesse an der Nachwuchsförderung.

Preisträger aus dem gesamten Bundesgebiet

In diesem Jahr gingen die begehrten Preise an Isabel Maier-Harth aus Freising und Dennis Pytlik aus München sowie an Lasse Malzahn und Lucas Rauch aus Berlin. Mareen Leek und Fabian Karle aus Berlin sowie Evelyn König und Franziska Schadzek aus Hannover erhielten je eine Karl-Foerster-Anerkennung.

Die beiden Lenné-Preisträger hätten sich wohltuend von der Masse der über 85 Einsendungen abgehoben, urteilte die Jury unter Vorsitz der Berliner Professorin für Landschaftsarchitektur, Gabi Kiefer, die den Teilnehmern aber insgesamt kritisch gegenüber stand: Sie vermisste unter anderem eine persönliche Haltung zum Stadtraum, zu maßstäblichen Beziehungen und "Vertrauen in die Kraft der Pflanze".

Ausschreibungen für Landschaftsraum und Stadtraum

Im Bereich A ging es darum, den Großen Rundweg im Landschaftspark Hochrhein in der Metropolregion Basel zu planen. In ihrer Arbeit "Rhine Flections" griffen Isabel Maier-Harth und Dennis Pytlik auf die vorhandenen Qualitäten des Landschaftsparks Hochrhein zurück und sahen den Rhein als historisches Landschaftselement. Der Fluss wurde zur Spielgelachse - in trennender und verbindender Funktion. Ein Entwurf, der sowohl mit Spiegelwänden als auch mit Spiegelungen verblüffende Effekte hervorrief.

Im Bereich B widmete sich die Aufgabe der Straße "An der Urania" in Berlin. Dieser innerstädtische Transitraum, wie er in der Aufgabe genannt wurde, sollte aufgewertet werden. Lasse Malzahn und Lucas Rauch stellten in ihrer Arbeit "Urban Picturesque" das Erleben und Erfahren des städtischen Umfelds in den Mittelpunkt ihres Entwurfs. Sie nutzten dazu den Black Mirror, einen konvex geformten gefärbten Spiegel, der je nach Farbe Bilder verschiedener Stimmungen erzeugt und einen QR Code, der über den Grünzug informierte. Die Jury lobte die gut ausgearbeitete typologische Differenzierung in dem Entwurf in Straßenraum, Promenade, Stadtplatz, Quartierplatz und Wasserkanal - wies jedoch auch hier auf Nachbesserungsmöglichkeiten in Bezug auf die Realisierung bei unterschiedlichen Höhen im realen Raum hin.

Prominente Festredner, grüne Befürworter

Im Anschluss an die Festreden von Nele Hertling, der Vizepräsidentin der Akademie der Künste und Pascal Hugues, der bekannten Kolumnistin des Berliner Tagesspiegels, überreichte Staatssekretär Ephraim Gothe aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zusammen mit Karl-Heinz Plum, dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) Auslobungen und Preise. Der Lennépreis für den Bereich B wurde von Frau Dr. Janina Forell-Briggs, Vorsitzende des Garden Club of Bavaria verliehen.

Und die Zukunft des Lennépreises?

Im Rahmen der Ausschreibung des nächsten Lennépreises, der 2014 vergeben wird, wäre zu diskutieren, wie das Wissen um Landschafts-Atmosphäre, das Arbeiten in abgestuften Planungsmaßstäben und die Pflanzenkenntnis der Wettbewerbsteilnehmer herausgefordert werden könnten. Dazu sollten der Senat Berlin als Auslober, die GrünBerlin GmbH, Hochschulen wie Weihenstephan und die Jury diskutieren. Aufgaben und Ausschreibungstext müssten entsprechend aufgesetzt sein, neue striktere Bewertungskriterien und eine Erwartungshaltung an die Qualität formuliert werden.

Der Veranstaltung war zuvor das Lenné-Symposium mit internationalen Referenten vorausgegangen. Im sogenannten dritten "Tiergartendialog" ging es thematisch nach "Wechselwirkungen zwischen Park und Stadt" um die "Strategien zur Zukunftsfähigkeit des Großen Tiergartens". Vielen Garten- und Landschaftsarchitekten, Planern, Hochbauarchitekten und nicht zuletzt den jungen Preisträgern bot das Symposium die Möglichkeit zum fachlichen Austausch und intensiven internationalen Netzwerken. Symposium und Wettbewerb sind und bleiben hoffentlich im Sinne des Namensgebers lohnenswerte Veranstaltungen für alle Beteiligten.

Rhine Flections: Isabel Maier-Harth und Dennis Pytlik

Im Bereich A ging es darum, den Großen Rundweg im Landschaftspark Hochrhein in der Metropolregion Basel zu planen. In ihrer Arbeit "Rhine Flections" greifen Isabel Maier-Harth und Dennis Pytlik auf die vorhanden Qualitäten des Landschaftsparks Hochrhein zurück und sehen den Rhein weniger als Trennlinie sondern als historisches Landschaftselement. Sie nehmen den Rhein als Spielgelachse, die trennende und verbindende Funktion hat. Es gibt sowohl Spiegelwände als Spiegelungen. Zum Beispiel werden die Salinentürme bei Möhlin auf der Schweizer Seite auf die deutsche Seite gespiegelt und als Aussichtstürme interpretiert.

Zwar mahnte die Jury in ihrer Bewertung, dass die Interventionen teils zu großmaßstäblich seien und zu wenig die reale Stadtlandschaft reflektierten, Sie gab dem Team daher den Preis, obwohl die beiden nicht mit landschaftsplanerischen Interventionen arbeiteten, so die Jury. Sie hatte überlegt, den Preis in der Kategorie garnicht zu vergeben, da sie übergeordnete landschaftsräumliche Ideen in den Arbeiten vermisste. Von der Pflanze als Arbeitsmaterial ganz zu schweigen.

Urban Picturesque: Lasse Malzahn und Lucas Rauch

Auch im Bereich B bemängelte die Jury das Niveau der Arbeiten. Viele hatten wohl erhebliche Probleme mit den gewünschten Maßstabsebenen und vermischten sie miteinander. Die Aufgabe widmete sich der Straße "An der Urania" in Berlin. Dieser innerstädtische Transitraum, wie er in der Aufgabe genannt wurde, sollte aufgewertet werden. Lasse Malzahn und Lucas Rauch stellen in ihrer Arbeit "Urban Picturesque" das Erleben und Erfahren des städtischen Umfelds in den Mittelpunkt ihres Entwurfs. Sie nutzen dazu Claude Gläser, auch Black Mirror genannt, ein konvex geformter gefärbter Spiegel, der je nach Farbe Bilder verschiedener Stimmungen erzeugt. Die Jury lobte die gut ausgearbeitete typologische Differenzierung in dem Entwurf in Straßenraum, Promenade, Stadtplatz, Quartierplatz und Wasserkanal. Dies stärke die Wahrnehmung und Lesbarkeit der heutigen urbanen Qualität. Urban Pituresque verspreche mit einer sehr guten Urbanisierungsstrategie eine wohltuend einfache und atmosphärisch dichte neue Stadt. Die beiden Karl-Foerster-Anerkennungen wurden beide im Bereich B vergeben, in der landschaftsplanerischen Aufgabe fand die Jury keine Arbeit, die den Preis verdiente.

Der Lennépreis war einst ein Türöffner zu renommierten Büros, ihn gewonnen zu haben, viel wert. Doch angesichts der deutlichen Kritik der Jury an den eingereichten Entwürfen bleiben zwei Fragen zu beantworten: Haben die Studenten in den verschulten Bachelor- und Masterstudiengängen keine Kraft oder keine Zeit mehr, Arbeit in Wettbewerbe zu stecken und eine klare Position zu entwickeln, oder ist so einiges entwerferisches Handwerkszeug irgendwo zwischen Pisa und Bologna auf der Strecke geblieben? Die Jury regte an, im Rahmen des nächsten Lennépreises zu diskutieren, warum zum Beispiel das Wissen um Landschafts-Atmosphäre nicht mehr existent zu sein scheint oder auch, ob das Arbeiten in abgestuften Planungsmaßstäben nicht mehr gelehrt würde. Die Hochschulen sollten an dieser Diskussionsrunde dringend teilnehmen.

 

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