Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wetter schlecht - alles schlecht: 2013 ein Ausnahmejahr! Langer Winter - kaltes und nasses Frühjahr - sehr heißer Sommer: die Wetterlage beeinträchtigte den Absatz von Pflanzen.

Die Auswirkungen des Verkaufsausfalls 2013 im größten europäischen Absatzmarkt Deutschland auf die europäische Produktion, den Groß- und Einzelhandel sind noch nicht einzuschätzen. Die wetterbedingte Konsumflaute im Konsumland Deutschland schlägt auf den Gartenbau in Europa durch.

Wetter schlägt Wirtschaftskrise

Schnee statt Kunden im Einzelhandel und heizen statt abverkaufen in der Produktion: Bis Juni 2013 lagen die Temperaturen deutlich unter dem Fünfjahresmittel der letzten Jahre. In den kurzen Verkaufsfenstern fehlte regional teilweise verkaufsfertige Ware. Dieser Lieferengpass hatte aber kaum Auswirkung auf die Preise, die sonst bei knapper Ware gewöhnlich anziehen. Ab Juli führte die Sommerhitze zu Preisdruck und Preisverfall. Die Preise haben sich bisher nicht nennenswert erholt. Die Nachfrage nach Pflanzen ist bis zum Herbst nicht in Schwung gekommen. Dabei besteht eine wirtschaftliche Erholung im Euroraum.

Die konjunkturelle Entwicklung hat laut Wirtschaftsexperten die Talsohle erreicht. Für 2013 wird die Wirtschaftsleistung noch einmal um 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr sinken, für 2014 wird ein Wachstum von einem Prozentpunkt im Euroraum prognostiziert (DIW, 9/2013).

Besonders in Deutschland besteht ein gutes Konsumklima; die deutschen Verbraucher sind optimistisch. Die Ifo-Konjunkturprognose von Juni 2013 erwartet für 2013 insgesamt einen Anstieg des Brutto Inlands-Produkt um 0,6 % und für 2014 um 1,9 %. Die Konsumneigung der Bevölkerung in Deutschland erreicht im August und September 2013 die höchsten Werte seit Dezember 2006 (GfK, 9/2013).

Dass das positive Konsumklima die flaue Nachfrageaktivität nach Blumen und Pflanzen nicht beflügelt hat, ist ein weiteres Indiz dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung wenig Einfluss auf die Nachfrage hat. Im letzten Jahr war die Marktbeschreibung betitelt mit "Blumen- und Pflanzenhandel trotzt Wirtschaftskrise". Ja, aber nicht der Wetterlage.

Topfpflanzenmarkt unter Druck

Der wetterbedingte Nachfragerückgang zeigt sich besonders im Bereich der Topfpflanzen. Hier wirkt sich die fehlende Nachfrage auch stark auf den Außenhandel aus. Die Topfpflanzenimporte der EU sind laut Eurostat im ersten Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gefallen. (Zwar sind die Angaben der Eurostat durch die Nachmeldungen noch nicht endgültig; sie geben aber schon einmal den Trend wieder.)

Diese Entwicklung spiegelt auch die niederländische Exportstatistik wider: Die niederländischen Pflanzenexporte haben sich im ersten. Halbjahr 2013 um 3,7 % verringert, in das Hauptexportland Deutschland sogar um 8,6 %. Die negative Entwicklung hat sich bis zum August 2013 sogar noch verstärkt; erstmalig waren die monatlichen Exportzahlen für Blumen und Pflanzen zum sechsten Mal in Folge rückläufig.

Wenn in vergangenen Jahren das Konsumland Deutschland "schwächelte", gab es Ausweichmöglichkeiten auf die südeuropäischen Märkte. Diese sind durch die Wirtschaftskrise und aufgrund schwacher Nachfrage in Spanien, Portugal, Griechenland und bedingt auch in Frankreich nicht mehr gegeben. Durch verstärkte Lieferungen nach Skandinavien und England und die anhaltende Markterschließung in Osteuropa ist der Einbruch bei der deutschen Nachfrage nicht so leicht zu kompensieren. Dies gilt umso mehr als 2012 auch die niederländischen Lieferungen in einige osteuropäische Märkte, darunter nach Polen, Tschechien, Rumänien und Ungarn, gesunken sind und sich bis zur Jahresmitte 2013 nicht erholt haben.

Ebenso zeigt der Exportzuwachs in nordeuropäische Staaten in diesem Zeitraum ein deutlich geringeres Niveau als noch im Vorjahr. Auch der wichtigste und größte osteuropäische Zielmarkt für niederländische Exporte, Russland, weist von Januar bis August 2013 erstmals keine Steigerungsraten in den Pflanzenlieferungen auf. Diese Entwicklung ist sicherlich auch beeinflusst durch den angekündigten Importstopp für Freilandware.

Der Schnittblumenhandel zeigt sich stabiler

Im Vergleich zum Pflanzenhandel zeigt sich der innereuropäische Handel mit Schnittblumen im ersten Halbjahr 2013 weitaus stabiler. Auf die Schnittblumennachfrage hat das Wetter weniger Einfluss genommen, gerade die typischen Frühlings- und Sommerblumen verzeichnen gute Verkaufszahlen. Die Eurostat weist einen geringfügigen Rückgang der Schnittblumenimporte im Vergleich zum Vorjahr aus, der sich mit den Nachmeldungen noch ausgleichen kann. Die Importe aus Südamerika scheinen zugunsten der afrikanischen Lieferländer etwas nachzugeben.

Die niederländische Exportstatistik weist einen Rückgang der Schnittblumenexporte um 3,5 % bis Juni und um 4,0 % bis August 2013 im Vergleich zum Vorjahr aus. In gleicher Größenordnung gilt dies auch für die Lieferungen nach Deutschland. Vor dem Hintergrund, dass 2012 die niederländischen Exporteure große Zuwächse verzeichnen konnten, kann man für 2013 von einem stabilen, aber nicht wachsenden Niveau vergleichbar mit 2011 ausgehen.
Experten sehen speziell in Deutschland einen Trend zu einem wachsenden Schnittblumenangebot aus regionaler Freilandproduktion. Ob diese Entwicklung in der Sommersaison die niederländischen Exportmengen beeinflusst, bleibt zu klären.

Die Nachfrage im Konsumland Deutschland

Ähnlich der Entwicklungen im Außenhandel zeigt sich die Nachfrage in Deutschland: Schnittblumen stabil, Topfpflanzen sehr schwach. Die Nachfrage nach Schnittblumen zu den Verkaufshöhepunkten Valentinstag, Muttertag und Ostern war laut Umfrage unter den deutschen Großhandelsbetrieben (CO CONCEPT, BGI) gut. Gute Preise und guter Verkauf lassen positiv in das gesamte Jahr 2013 blicken. Es scheint, dass Schnittblumenkäufe im Frühjahr von der Zurückhaltung im Kauf von Pflanzen profitiert haben. Abgesehen von dem Nachfragetief in der Hitzeperiode im Juli und August spricht man von einem guten Schnittblumenjahr.

Im Gegensatz dazu meldet der deutsche Topfpflanzengroßhandel eine dramatische Kaufzurückhaltung. An den wetterbedingten Ausfall der Frühjahrsblüher hat sich ein verspäteter und geringer Abverkauf an Beet- und Balkonpflanzen angeschlossen. Die verkaufsfertige Ware habe sich in den Produktionsbetrieben angestaut und sei dann als Überangebot über den Preis "verschleudert" worden. Laut Einschätzung des Großhandels habe der Einzelhandel teilweise die niedrigen Preise an den Endverbraucher weitergegeben, der nicht mit einem Nachfrageanstieg, sondern mit Irritation reagiert hat. Der Einzelhandel spricht von einem Nachfragerückgang, regional unterschiedlich, zwischen 10 und 30 %, der bis zum Jahresende nicht mehr aufzuholen ist.

Die Baumarktbranche gibt für das ersten Halbjahr 2013 einen Umsatzrückgang von 12,8 % in der Warengruppe "Lebendes Grün" an. Hier zeigt sich deutlich, dass über Dumpingpreise keine Nachfrage zu kreieren ist. Im Gegenteil, diese Preispolitik entwertet das Produkt in seiner Bedeutung und schwächt langfristig die Nachfrage.

Die Nachfrage nach Topfpflanzen hat sich bis zum Herbst nicht entwickelt. Laut Experteneinschätzung ist auch Ende September noch kein reges Herbstgeschäft spürbar und die Preise geraten erneut unter Druck. Vielleicht ist die Ursache wieder das Wetter, das mit hohen Temperaturen die Sommerblumen zu lange blühen lässt und die Herbstbepflanzungen blockiert. Oder der Konsument hat ein ganzes Jahr verlernt, sich für Pflanzenkäufe zu begeistern. Mit Spannung werden die Daten der AMI über die Verbrauchsausgaben der deutschen Konsumenten erwartet.

Fazit: Das Ausnahmejahr 2013 zeigt, wie stark die Branche von Wetterbedingungen abhängig ist. Es stellt sich nicht nur die Frage, wie solchen Ausnahmejahren vorzubeugen ist, sondern wie die Nachfrage langfristig garantiert werden kann. Wenn es nicht gelingt, in den nachfragestarken Ländern, und hier besonders in Deutschland, neue Konsumentengruppen zu begeistern, wird es, wie die Erfahrung aus der Nachfrageflaute 2013 zeigt, Auswirkungen auf die gesamte Branche in Europa und die Exportländer in Übersee haben.

Die Experten bestätigen einmütig auf dem Zukunftskongress Deutscher Gartenbau im September in Berlin: Blumen und Pflanzen müssen beim Konsumenten stärker als hochwertiger Bestandteil im Leben verankert werden ("Ohne Blumen und Pflanzen fehlt dir was"). Dies ist die vordringliche Aufgabe des Sektors. Alle anderen Entwicklungen im Welthandel, wie Änderungen der Warenströme und Absatzmittlerstrukturen aufgrund von neuen Kommunikationstechnologien, Transportkostenentwicklung, Anforderungen an die CO2-Bilanz und Kooperationen zur Effizienzsteigerung treten in den Hintergrund, wenn die Nachfrage nach Blumen und Pflanzen nicht gesteigert wird.

Und das ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller, die im oder am Sektor Geld verdienen wollen. Bundesministerin Aigner zitierte zu Beginn des Zukunftskongresses ein afrikanisches Sprichwort: "Wenn du schnell gehen willst, gehe allein. Wenn du weit gehen willst, gehe gemeinsam mit anderen."

 

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