Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Bei praktischen Arbeiten im Wald die Zusammenhänge in der Natur zu erfahren und sich über die eigenen Bezüge zur Natur klar zu werden, das ist Ziel der sogenannten Waldschule. Bereits 200 Jugendliche und junge Erwachsene haben sie seit Juni besucht und sich theoretisch und praktisch mit den Fragen des Waldnaturschutzes beschäftigt.

Projekt St. Stephan (Foto: Bergwaldprojekt.org)

Bisher engagierten sich die "Waldschüler" in rund 7.000 Stunden und haben gelernt, aktiv anzupacken. Dabei wurden über 4.000 standortgerechte Bäume gepflanzt. Das Projekt "Waldschule für die biologische Vielfalt" hat eine Förderlaufzeit von vier Jahren. Es wird vom Bundesumweltministerium (BMUB) mit fast 377.000 € Euro gefördert und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) fachlich betreut.

Der gemeinnützige Verein Bergwaldprojekt e. V. hat damit zum Jahresende eine erste positive Bilanz für dieses Projekt gezogen. So konnten bereits im ersten halben Jahr des Projektzeitraumes gemeinsam mit vielen Schülerinnen und Schülern eine Reihe konkreter Maßnahmen umgesetzt werden. 4.000 standortheimische Bäume wurden gepflanzt, um die alpinen Schutzwälder zu naturnahen Waldgesellschaften zu entwickeln. Im Biosphärenreservat Rhön und auf den Flächen des Nationalen Naturerbes im Naturschutzgebiet Lauterberg bei Coburg wurden bereits mehr als 40 Hektar Biotope gepflegt. Auf über 50 Hektar wurden weitere Pflanzungen mit Einzelschutzmaßnahmen oder Zäunen vor Verbiss geschützt.
Profitieren können von den Schutzmaßnahmen beispielsweise seltene Tierarten wie der Apollofalter oder das Birkhuhn oder auch seltene Pflanzenarten wie die Arnika.

Speziell für das Waldschul-Projekt wurden Schulmaterialien entwickelt. Hiermit werden die Schüler im Unterricht vorbereitet und starten dann in das einwöchige Outdoor-Erlebnis in die Natur. Dort werden sie von den erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bergwaldprojekt e. V. über die Lebensräume vor Ort informiert und praktisch an der Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen beteiligt. Im Anschluss bereiten die Schülerinnen und Schüler das Gelernte im Unterricht nach und erhalten so eine Anleitung zur Umsetzung der Strategie zur Bewahrung der biologischen Vielfalt im Alltag.

"Das Projekt ermöglicht es, einerseits die jungen Menschen für den Schutz der Biodiversität zu begeistern und gleichzeitig konkret etwas zur Verbesserung der ökologischen Situation vor Ort beizutragen", so Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz.

Martin Ladach, Projektleiter Waldschule beim Bergwaldprojekt e. V., freut sich ebenfalls über den erfolgreichen Start des Projekts: "Es ist eine große Freude für uns sehen zu können, wie Jugendliche und junge Erwachsene ihr gesamtes Potenzial aktivieren: Durch den physischen Einsatz für die biologische Vielfalt entstehen ohne Umwege nachhaltige Bildungsmomente, deren Intensität in der etablierten Bildungsarbeit nur selten erreicht wird."

Für das kommende Jahr sind bereits zehn Schulen, FÖJ-Referate und Universitäten für die Waldschule angemeldet.

Hintergrund

Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Informationen und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.

 

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