Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

280 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 35 Ländern führten vom 1. bis 4. April das 11. internationale Landwirtschaftssymposium der Internationalen 'Farming Systems Association' (IFSA Europe) in Berlin durch.

Global IFSA Forum 2014

Im Fokus standen dabei Anpassungs­möglichkeiten und Strategien für Agrarbetriebssysteme vor dem Hintergrund globaler Herausforderungen und insbesondere im Hinblick auf mögliche Klimaveränderungen. Auch urbane Strategien der Nahrungsmittelversorgung und verändertes Konsumentenverhalten waren Thema des Symposiums.

Kern der vielfältigen Diskussionen in insgesamt 21 Workshops war die Frage, mit welchen Strategien, Instrumenten und Methoden die landwirt­schaftlichen Akteure eine nachhaltige Landnutzung unter den Bedingungen des Klimawandels und der sich wachsenden Bevölkerung gewährleisten können. Dabei ging es vor allem um eine systemische Herangehensweise, die Wechselwirkungen zwischen Menschen, Tieren und Pflanzen im land­wirtschaftlichen Betrieb berücksichtigt.

Ziel ist es, technologische und soziale Innovationen fördern, sowohl aus der Wissenschaft als auch aus der Praxis, wobei die Zusammenarbeit der unterschiedlichen landwirtschaftlichen Akteure in Regionen und entlang der Wertschöpfungskette im Vordergrund steht.

"Business as usual" keine Option

"Die Landwirtschaft steht vor den Herausforderungen des Klimawandels und diese haben sogar noch zugenommen, wie Dr. Thomas Aenis vom Institut für Agrar- und Gartenbau­wissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin erläuterte. "Business as usual ist keine Option - im Gegenteil, eine dritte agrikulturelle Revolution ist nötig", zitierte Dr. Aenis die Sozialwissenschaftler Prof. Janice Jiggings und Prof. Andrew Campbell.

Die Wissenschaftler auf dem Symposium bekräftigten, dass Nachhaltigkeitsstrategien intensiviert werden müssen und ein so genanntes Dashboard-Monitoring anhand von Schlüsselindikatoren für die betrieblichen und regionalen landwirtschaftlichen Systeme benötigt würde.
"Zudem muss der Umgang mit Unsicherheiten im Bereich von Nahrungsmittelerzeugung, Wasserverfügbarkeit, Energieressourcen und dem Klima aufeinander abgestimmt werden. Dazu ist systemische Forschung dringend notwendig", erklärte Thomas Aenis.

"Der Entwicklung geeigneter Institutionen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, aber auch das Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher ist entscheidend".

Bauern und Konsumenten rücken näher zusammen

"Der Wertschöpfungskreislauf zwischen Erzeuger und Konsument gewinnt zunehmend an Bedeutung, auch möglicherweise mit alternativen, kürzeren Wegen", erklärte Thomas Aenis. Zum Teil wurde dieses Thema auch in den Feld-Exkursionen mit aufgenommen und widergespiegelt. Einzelne, die Tagung begleitende Touren veranschaulichten, wie eine urbane Lebensmittelversorgung der Zukunft funktionieren kann. Hier zeigten beispielsweise Rundgänge in den Bauerngärten Berlin, dem Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld, oder durch das Ökodorf Brodowin Möglichkeiten für eine zukunftsweisende Ausgestaltung.

Ein enger Praxisbezug, der sich unter anderem in solchen Feld-Exkursionen deutlich machte, ist ein charakteristisches Merkmal der europäischen IFSA.

Für das nächste IFSA Symposium 2016 in Großbritannien empfiehlt es sich, diese Ansätze zu vertiefen ebenso wie die Rolle der mediterranen Länder zu stärken und deren Erfahrungen im Umgang mit dem Klimawandel mit einfließen zu lassen. Eine Besonderheit dieser IFSA-Tagung war das 'Global Forum', bei dem Wissenschaftler aus der IFSA Community mit Vertretern der internationalen Agrarforschungseinrichtungen (CGIAR) über eine Stärkung der systemischen Forschungsansätze in der Nord-Süd Kooperation berieten. Aufbauend auf diesen fachlichen Austausch sollen gemeinsame Forschungsprogramme entwickelt werden.

Gastgeber des IFSA-Symposiums waren die Humboldt-Universität zu Berlin und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), die in dem Forschungsvorhaben INKA BB (Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin) zusammenarbeiten.

Prof. Dr. Andrea Knierim vom ZALF betonte: "Für INKA BB war die IFSA ein großartiges Forum, unsere konkreten Forschungsergebnisse zusammen mit Praxispartnern in Berlin und Brandenburg vorzustellen und mit den Fachkollegen zu diskutieren. Umgekehrt hoffen wir, dass unser Aktionsforschungsansatz andere Regionen zur Anpassung an den Klimawandel inspiriert und zu weiteren innovativen Wissenschafts-Praxispartnerschaften führen kann."

Wer ist INKA BB?

INKA BB ist das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Berlin Brandenburg. Es hat zum Ziel, Anpassungsstrategien für den Klimawandel zu untersuchen und innovative Lösungs­möglichkeiten aufzuzeigen. Im Fokus steht dabei die Sicherung einer nachhaltigen Land- und Wassernutzung in der Region. Ebenso will INKA BB ein angepasstes Gesundheitsmanagement fördern. 24 Teilprojekte umfasst das Forschungs­projekt. Es ist auf 5 Jahre angelegt, 18 Millionen Euro sollen dafür eingesetzt werden. Der Förderanteil des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beträgt davon 15 Millionen Euro. Netzwerkpartner des INKA BB sind Forschungs­einrichtungen aus Berlin und Brandenburg sowie zahlreiche Interessenverbände und Wirtschaftsunternehmen. Auch zählen eine Reihe von kommunalen Verwaltungen und Landesbehörden aus Berlin und Brandenburg dazu. Die Koordination des Projektes hat das ZALF, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung in Müncheberg.

 

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