Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wie macht man aus einem kleinen Fleckchen Erde sein ganz persönliches Gartenparadies? Diese Frage zieht alljährlich viele Hobbygärtner auf die Stuttgarter Publikumsmesse Garten outdoor ambiente.

Auch diesmal finden die Besucher dort wieder phantasievolle, innovative und anregende Antworten darauf: Acht Gartenbauunternehmen sowie die Staatsschule für Gartenbau und Landwirtschaft an der Universität Hohenheim und der Verband für den Garten- und Landschaftsbau haben kreative Konzepte zum verheißungsvollen Thema "Freiräume" realisiert. Die interessantesten und überzeugendsten Schaugärten wurden am Eröffnungstag von einer hochkarätigen Jury gekürt.

Den Gartenpreis in Gold 2014 erhielt die Staatsschule für Gartenbau und Landwirtschaft an der Universität Hohenheim für ihr Konzept "Clever Gardening auf Schwäbisch". Den Juroren imponierte, dass es gelungen ist, "die verschiedenen Ausbildungsinhalte der Staatsschule zu einem harmonischen Gartenbild zu formulieren und neben handwerklichen Qualitäten auch die Gartenpoesie durchgängig erlebbar zu machen," sagte Volker Kugel, Juryvorsitzender und Geschäftsführer des Blühenden Barock.

Regionale Tradition und perfekte Gartenarchitektur

Über die Auszeichnung freuen sich nicht zuletzt die 30 Schüler, die in strammem Schichtwechsel sieben Tage lang die 117 Quadratmeter in der Messehalle beackert und den preisgekrönten Garten auf einem Untergrund von 240 Holzpaletten angelegt haben. Entstanden ist das Muster eines schwäbischen Nutz- und Ziergartens, wie er hierzulande seit jeher zu finden ist. Heimische Pflanzen und Materialien, alte knotige Weinstöcke, Mauern, Wege, Felsstücke, Blockstufen und Stäffele aus Naturstein geben ihm seinen typischen Charme. Wie im Herzen des schwäbischen Gärtners selbst, blühen hier Nutzdenken und Romantik aufs Schönste nebeneinander. Auf drei terrassenförmig gestaffelten Zonen wachsen Paprika und Tomaten, Mais, Spinat und Salate, Kohlrabi, Dill und Peterling, Mangold, Rosmarin und vieles mehr in dekorativer Vielfalt. Dazwischen ziehen sich Bänder aus rotem und weißem Steinbrech. Diese hübsche Idee der Hohenheimer dürfte bald viele Nachahmer finden.

Zwei Drittel der Fläche nimmt der schöne Nutzgarten ein, scharf begrenzt von dem ansteigenden gepflasterten Weg, der zu einer Holzpergola führt. Die andere Wegseite schmiegt sich mit weichen Schwüngen "in die Landschaft" - den Ziergarten, der das restliche Drittel einnimmt. Im Schutze blühender Vogelkirschen drängen sich hier Farne und Gräser, Maiglöckchen, Elfenblumen und was sonst auch in der Natur an einem solch schattigen Plätzchen gedeiht.

Silber für hundert Prozent Urlaubsflair

Buchstäblich in den Sand gesetzt hat die Firma Nonnenmann Garten- und Landschaftsbau aus Mühlacker ihr Konzept "Ruhige Zeiten", mit dem sie Silber errang: Eine großzügige Terrasse mit Lounge-Gruppe unter grünem Sonnensegel inmitten einer Dünenlandschaft. Die Illusion ist perfekt. Wasser, Sand und Dünengras wirken so authentisch, dass man eine Meeresbriese zu spüren glaubt. Wie zufällig ist die Terrasse, die von zwei kleinen Bäumen flankiert wird, auf der 120 Quadratmeter großen Fläche diagonal platziert. Dabei ist alles wohl kalkuliert, denn so kommt Spannung in den Grundriss. Auch das Wasser tritt aus dem weißem Sand und abwechslungsreichen Staudenbeeten hervor wie ein natürlicher Teich. Selbst die metallenen Leuchten an den Grundstücksgrenzen und die großformatigen quadratischen Trittsteine aus Muschelkalk, die übers Wasser zur Terrasse führen, stören den natürlichen Eindruck nicht. Materialien und Farbgebung sind so dezent, dass sie sich perfekt in die Landschaft fügen.

Das besondere Flair, das diese Anlage auszeichnet, wird denn auch von der Jury gelobt: "Der Garten schafft es, mit einfachen Mitteln ein Raumgefühl zu erzeugen. Das Leitthema 'Ruhe' ist spürbar umgesetzt und durch die reduzierte Materialverwendung entsteht eine entspannte Atmosphäre", sagte Volker Kugel.

Sonderpreis Eins für einfache Umsetzung eines Gartentrends

Zum ersten Mal sah sich die Jury veranlasst, für besondere Ideen und ihre mustergültige Umsetzung nicht nur einen, sondern zwei Sonderpreise zu vergeben. Der erste Sonderpreis ging an die Herbamadre Gartenplanung & Beratung in Bad Ditzenbach-Auendorf. Ihr Gärtle ist pure Nostalgie und doch innovativ. Ein Staketenzaun aus Kastanienholz mit dem Charme des Selbstgemachten umhegt das kleine Terrain, auf dem das Konzept "Vielfalt schaffen im Nutzgarten" gedeiht. In Hochbeeten und Gewächshäusern aus unbehandelter Lärche kann man rückenschonend gärtnern und gesunde Lebensmittel ziehen, die auch äußerst dekorativ sind. Dazwischen grünt und blüht es wunderschön bunt. Dadurch entsteht gleichzeitig wertvoller Lebensraum für die heimische Fauna. Hier gibt es Flechtwerk aus Hasel und Weide, ein Insektenhotel, Lesestein- und Reisighaufen mit Igelwohnung und verschiedene Nistkästen.

Die Jury lobte "die erfreulich einfache Umsetzung eines Gartentrends" und sah hier pfiffige Anregungen für alle, die sich mit Kräutern und Gemüse selbst versorgen wollen.

Sonderpreis Zwei für "Garten des Glücks"

Den zweiten Sonderpreis erhielt der Gemeinschaftsstand Verband für den Garten- und Landschaftsbau Baden-Württemberg e. V. für seinen "Garten des Glücks". Konzipiert hat ihn der Landschaftsarchitekt Michael Epple. Zentrum der quadratischen Anlage ist ein großzügiger runder Platz aus hochwertigem Naturstein, dessen Mitte die Fortuna eines Tübinger Künstlers markiert. Halbkreisförmige Sitzbänke fassen die kleine Piazza ein, die mit klassischen Gartentischen und Stühlen aus Teakholz anheimelnd möbliert ist. Außergewöhnliche Solitärpflanzen, strukturgebende Gräser und üppige Stauden sind Sichtschutz und Rahmen zugleich.

Die Jury hob anerkennend hervor, dass die Gartenprofis in der gemeinsamen Präsentation zeigen, wie man Gärten baut. Hochwertige Materialien seien von vielen Auszubildenden mustergültig verarbeitet, so dass "harmonische Gartenbilder entstehen - ein Ort zum Verweilen."

Punkte für kreative, fachliche und emotionale Qualitäten

Alle Schaugärten wurden von der Jury anhand eines umfangreichen Bewertungskatalogs begutachtet. Hauptkriterien waren Idee und Umsetzung, wobei es Pluspunkte für das Anregungspotenzial eines Konzeptes gab. Unter den Stichworten Charakter und Stil wurden Harmonie und Proportionen bewertet, zudem Bepflanzung und Materialien samt Farbharmonie, Gesamtstruktur, Arrangements und Verarbeitung. Auch die Architektur der Anlage und ihre Besonderheiten spielten eine Rolle und schließlich der Gesamteindruck. Je emotionaler, origineller und innovativer, desto mehr Punkte gab es für diesen Aspekt.

Spitzenfachleuten aus dem Ländle in der Jury

Die Jury war mit Spitzenfachleuten aus dem Ländle besetzt: Volker Kugel, Geschäftsführer Blühendes Barock, Ludwigsburg, Moderator der SWR-Fernsehsendung "Grünzeug" und Buchautor; Horst Mager, Leiter des Ressorts Garten der Cine Impuls Film und Video GmbH & Co. KG, Stuttgart; Professor Hubert Möhrle, Vorstandsbeirat der BDLA-Landesgruppe Baden-Württemberg (Bund deutscher Landschaftsarchitekten), außerdem Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Förderungsgesellschaft für die Baden-Württembergischen Landesgartenschauen mbH, Stuttgart, Thomas Westenfelder vom Verband für den Garten- und Landschaftsbau Baden-Württemberg e. V., Karlsruhe, Markus Zeiler, Leiter Park, Garten und Forstwirtschaft, Mainau GmbH sowie Waltraud Ulshöfer, Ehefrau von Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn.

Siegestrophäen: Welcome-Gartenzwerge in Gold, Silber und Grün

Zum fünften Mal wurden die begehrten Garten-Preise in Gold und Silber sowie die beiden Sonderpreise in Grün verliehen. Zur Ehrung der Sieger im Rahmen der "Nacht der Sinne" waren Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und öffentlichem Leben sowie Partner und Multiplikatoren der Garten- und Landschaftsbaubranche geladen. Durch die Preisverleihung führte Andrea Müller, Redakteurin und Regisseurin beim SWR. Neben einer Urkunde erhielten alle Preisträger aus der Hand von OB-Gattin Waltraud Ulshöfer den "Oscar" dieser Leistungsschau, einen Gartenzwerg aus der Welcome-Edition des Kunstprofessors Ottmar Hörl - selbstverständlich in der ihrer Platzierung entsprechenden Farbe.

Die GARTEN outdoor ambiente fasziniert ihr Publikum noch bis Sonntag, 13. April, in Oskar-Lapp-Halle (Halle 6) mit prächtigen und extravaganten Schaugärten, einer Vielfalt an Pflanzen und Wasseranlagen, den neuesten Outdoormöbeln und dekorativen Garten-Accessoires.

 

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