Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Öffentliche Flächen wie Straßenränder, Verkehrsinseln, Parks, Friedhöfe, Ausgleichsflächen und viele andere sind wichtige „Weiden“ für Insekten. Das Potenzial dieser Grünflächen zur Anpflanzung von Bienennährgehölzen wird aber in vielen Städten und Gemeinden leider nicht oder nur kaum genutzt.

Vielfalt stärkt

Landwirtschaftliche Monokulturen sind schädlich für die Artenvielfalt im Umfeld - und schließlich sogar schlecht für die Landwirtschaft selbst. Wissenschaftler des Instituts für Umweltwissenschaften Landau an der Universität Koblenz-Landau haben 2013 gemeinsam mit Schweizer Forschungseinrichtungen untersucht, welche Maßnahmen die Bestäubung von Nutzpflanzen fördern. Die Studie zeigt, dass eine große Anzahl an verschiedenen Gehölzen die Aktivität von Bestäubern - vor allem von Wildbienen - an Kulturpflanzen vervielfacht. Klare Empfehlung der Studie: Um die biologische Vielfalt und die Bestäubung sicherzustellen, ist es notwendig, Agrarlandschaften mit Gehölzen, Hecken und Wiesen zu vernetzen.

Professor Dr. Martin Entling vom Institut für Umweltwissenschaften Landau. „Der Rückgang naturnaher Lebensräume in intensiv genutzten Agrarlandschaften führt zu einer Abnahme der Biodiversität. Dadurch werden die Dienstleistungen des Ökosystems gefährdet, von denen der Mensch profitiert.“ Die EU fördert inzwischen Maßnahmen wie das Anlegen von blühenden Feldsäumen und Hecken, um die Biodiversität und das Vorkommen nützlicher Arten wie Wildbienen zu erhalten. Ein wichtiges Argument für solche Fördermaßnahmen ist auch der Nutzen für die Landwirtschaft.

Wichtige Funktion

In Deutschland sind rund 80 Prozent der einheimischen Blütenpflanzen auf Bestäubung angewiesen. Ohne die kostenlose Bestäubungsleistung allein der Bienen müssten wir auf ein Drittel unserer Lebensmittel verzichten. Obst und Gemüse, aber auch Kaffee, Sonnenblumen und ganz nebenbei den Honig verdanken wir vor allem Bienen. Aktuell gibt es deutschlandweit noch etwa 600.000 Bienenvölker. Imkerverbände und Ökologen suchen nach Lösungen für die zunehmenden Probleme und entwickeln neue Formen. Es ist nicht zufällig, dass sich mehr und mehr sogenannte „Stadtimker“ etablieren: Die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren ist in den Städten nach Untersuchungen des Zoologen Josef Reichholf vielerorts größer als in modernen Agrarlandschaften. Der Grund sind vor allem abwechslungsreich bepflanzte Privatgärten.

Im öffentlichen Grün der Städte und auch jenseits der Ortsgrenzen dagegen ist tendenziell eher ein Schwinden von Lebensräumen für Insekten festzustellen, weil einfach deren Nahrungsgrundlage fehlt. Streuobstwiesen, wie sie vor allem im süddeutschen Raum Tradition haben, gelten nicht nur als touristisch attraktive Kulturlandschaften, sondern auch als Biotop für viele Tier- und Pflanzenarten. Baden-Württemberg verfügt mit über 100.000 Hektar Streuobstwiesen europaweit über die bedeutendsten Streuobstbestände, deren Schutz und Erhalt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen wird. „Mit dem Landesnaturschutzpreis 2014 möchten wir Initiativen in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, die sich für den Erhalt unserer einzigartigen Streuobstwiesen einsetzen und die biologische Vielfalt dieses Lebensraums verbessern“, sagte Naturschutzminister Alexander Bonde am 20. Juni 2014 in Stuttgart.

Pflanzenauswahl entscheidend

Helmut Selders, Präsident des Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. ist Baumschulinhaber und arbeitet mit lokalen Imkern zusammen, die ihre Bienenvölker in seine Quartiere stellen: „Die Baumschulen in Deutschland produzieren ein breites Sortiment an Gehölzen, darunter auch viele Bienennährgehölze. Wir legen großen Wert darauf, die richtigen Pflanzen für die verschiedenen Pflanzorte zur Verfügung zu stellen und verstehen uns als Partner von Städten und Gemeinden sowie Landschaftsverbänden. Es gilt, das Bewusstsein für die Zusammenhänge von Pflanzenauswahl und ökologischen Effekten zu stärken. Mit artenreichen Pflanzungen auch im öffentlichen Raum werden wichtige Lebensräume für wild lebende Säugetiere, Vögel und Insekten geschaffen, die allen zugute kommen - auch den Bienen.

Solche Pflanzungen sind im besten Sinne nachhaltig, denn der Wert dieser Gehölze als Lebensraum wächst mit zunehmendem Alter.“ Bienenschutz ist den Baumschulen ein großes Anliegen, schließlich produzieren sie Obstgehölze und Zierpflanzen, die später dringend auf funktionierende Bestäubung angewiesen sind. Andreas Huben, ebenfalls Baumschulgärtner und selbst Imker ergänzt: „Die Bienenvölker sind in unseren Quartieren von den frühblühenden Erlen (Alnus), Weiden, (Salix), Haselnuss (Corylus) oder Kornelkirschen (Cornus), den Obstgehölzen und sommerblühenden Sträuchern bis hin zu den Spätblühern wie verschiedenen Linden aktiv. Berberis, Felsenbirnen, Lavendel, Deutzie, offen blühende Wildrosen wie die Hundsrose … die Auswahl an Bienennährpflanzen ist groß und je mehr unterschiedliche Pflanzen zusammenkommen, umso besser. Baumschulen sind traditionell alles andere als großflächige Monokulturen.“

Viele Baumschulen haben in ihren Katalogen und Sortimentslisten ausdrücklich Bienennährgehölze zusammengestellt und können Kommunen zu geeigneten Gehölzen beraten. Mehr Informationen und Adressen von Baumschulen in der Nähe: siehe Link.

Auch Imkerverbände geben Empfehlungslisten für Bienenweiden heraus, zum Beispiel der Deutsche Imkerbund: siehe Link.

 

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