Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Wände dieses Zimmers bestehen aus gestapelten, mit Substrat gefüllten Gitterkörben und baubotanischen Elementen. Rund 7.000 Pflanzen und insgesamt 30 Pflanzenarten wachsen darin. Platanen bilden ein Dach. So ist in diesem Jahr mitten in Ludwigsburg eine grüne Insel mit 140 Quadratmetern Vegetationsfläche entstanden, die an heißen Tagen für Schatten und Abkühlung sorgen soll.

Das Ende April eingeweihte Grüne Zimmer auf dem Rathaushof ist ein gemeinsames Projekt des Verbands Region Stuttgart, der Universität Stuttgart (Institut für Landschaftsplanung und Ökologie), dem Unternehmen Helix Pflanzen GmbH (Kornwestheim) und der Stadt Ludwigsburg. Es ist Bestandteil des EU-Forschungsprojekts „TURAS - nachhaltige Städte und Regionen“. Dabei geht es um die Frage, wie Städte und Regionen mit Blick auf den Klimawandel zukunftsfähig gemacht werden können. Insbesondere in dicht bebauten Innenstädten und auf stark versiegelten Flächen ermöglicht der Einsatz vertikaler Begrünungselemente, wie zum Beispiel Baumwänden, Fassadenbegrünung oder Dachbegrünung, eine Maximierung der Grünfläche.

Das Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität Stuttgart und die Helix Pflanzen GmbH sorgen die Begleitforschung, sie messen dazu die mikroklimatische Wirkung, die Aufenthaltsqualität und die Vegetationsentwicklung im Grünen Zimmer und im unmittelbaren Umfeld. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, fließen in die gemeinsame Forschung mit anderen europäischen Partnern in TURAS-Projekte ein und werden im Anschluss vom Verband Region Stuttgart aufbereitet an die Kommunen in der Region weitergegeben.

Der Klimaatlas des Verbands Region Stuttgart zeigt in seiner Prognose, dass sich beispielsweise in der Region Stuttgart die Tage mit erhöhter Wärmebelastung bis ins Jahr 2100 verdoppeln werden. Unter der Hitze werden 45 Prozent mehr Menschen leiden als heute. Vor allem die dicht bebauten und schlechter durchlüfteten Innenstädte werden sich dann noch mehr aufheizen. Es geht darum, sogenannte Hitzespots zu verbannen, die den Bürgern an heißen Tagen den Aufenthalt in der Stadt verleiden. Mit Ansätzen der Stadt- und Landschaftsplanung soll es gelingen, einzelne Bereiche in „Klimakomfortzonen“ zu verwandeln. Dort wird der Aufenthalt selbst an heißen und stickigen Tagen erträglich und gut auszuhalten sein.

Die Projektkosten des Grünen Zimmers betragen 230.000 Euro. Dieses Budget enthält die Baukosten und alle Kosten für die wissenschaftliche Begleitung des Projekts, Auswertung der Daten und Abstimmung der Ergebnisse sowie Entwicklung zukünftiger Maßnahmen auf EU-Ebene. Für dieses Gesamtbudget kommen 135.000 Euro aus EU-Fördermitteln. Die Stadt Ludwigsburg steuert 50.000 Euro bei, Helix Pflanzen GmbH 45.000 Euro.

Am 11. Juli 2014 konnten sich interessierte Bürger nun umfassend über das Projekt Grünes Zimmer in Ludwigsburg informieren. Im Rahmen der Nachhaltigkeitstage des Landes Baden Württemberg beantworteten Mitarbeiter der Universität Stuttgart und der Firma Helix Pflanzen ihre Fragen und ließen sich bei klimatischen Messungen und Pflegemaßnahmen über die Schulter schauen. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion „Das Klima ändert sich - was tun wir in Ludwigsburg“ diskutierten Fachleute Möglichkeiten und Strategien für ein gesundes Stadtklima. Mit dabei waren u.a. Silvia Weidenbacher (Referentin für Landschaftsplanung beim Verband Region Stuttgart), Nicole Preussner (Abteilungsleiterin Grünflächen und Ökologie der Stadt Ludwigsburg), Johann Senner (Gründer des Landschaftsarchitekturbüros Planstatt Senner), Ferdinand Ludwig (Architekt mit Schwerpunkt baubotanische Konzepte) und Nicole Baumüller (Stadtplanerin mit dem Schwerpunkt Stadtklima).

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