Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Kohle, Erdöl und Erdgas. Und was kommt danach? Fossile Rohstoffe werden knapper, noch teurer und belasten weiterhin Klima und Umwelt. Dabei geht es längst auch anders - durch den Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Bioökonomie. Das Internationale Symposium „Werkstoffe aus Nachwachsenden Rohstoffen“, kurz „naro.tech“ geht zum dritten Mal all diesen Fragen nach und wirbt für ein Umdenken des Wirtschaftens - auf regionaler wie auch auf globaler Ebene.

Experten aus 17 Ländern tauschen sich vom 16. bis 17. September im CongressCenter der Messe Erfurt konkret über die neuesten Entwicklungen auf den Gebieten des werkstofflichen Einsatzes nachwachsender Rohstoffe, wie etwa der Naturfaser- und Holzfaserverbundwerkstoffe sowie der Biopolymere und Holzwerkstoffe aus. Erstmals wird durch den Kooperationspartner Spitzencluster BioEconomy eine komplette Tagessession zur Bioökonomie veranstaltet. Fachlicher Partner des Symposiums ist die Forschungsvereinigung Werkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (WNR).

„Egal ob fossiler Rohstoffersatz, Klimawandel-Stopp oder Wohlstandssicherung bei wachsender Weltbevölkerung - die Bioökonomie hat eine große Zukunft vor sich", unterstreicht Dr. Renate Lützkendorf, welche die „naro.tech" bereits in zehnter Auflage organisiert. Dies erkennen zunehmend Unternehmen und Verbraucher. Es gibt schon etliche Marktstudien zur Relevanz der Produkte - mit eindeutigen Aussagen, so die Abteilungsleiterin für Textil- und Werkstoff-Forschung im Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK).

Deutschland- und europaweit gehe der grüne Daumen nach oben. Die Nachfrage der Industrie an Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen steige. Als Beispiel führt sie die Biopolymere an. So feiert gerade die PET-Flasche als umweltfreundliche Variante ihr Comeback. Coca-Cola gehörte zu den ersten Unternehmen, die mit der so genannten PlantBottle™-Technologie auf die Bio-PET-Verpackung setzten. Dabei handele es sich um vollständig recycelbare Plastikflaschen mit einem 30-prozentigem Anteil an nicht fossilen Materialien.

Lützkendorf verweist auf eine jüngst vom Hürther Nova-Institut vorgestellte Marktanalyse, welche die weltweite Biopolymerproduktion zusammen mit dem europäischen Biokunststoffverband BIC und Marktinsidern unter die Lupe nahm. Laut Studie wird dem Markt aus biobasierten Vorstufen hergestellten Polymeren ein überdurchschnittliches Wachstum vorausgesagt. „Bis zum Jahr 2020 planen die Hersteller ihre Gesamtkapazität auf weltweit zwölf Millionen Tonnen auszubauen - eine Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2011. Dabei sind neu hinzukommende Unternehmen und bereits weit entwickelte, neue Polymere noch nicht einmal berücksichtigt." (Quelle: siehe Link)

Spannende Fach-Vorträge sind zur „naro.tech" allemal garantiert. Zwei vom Spitzencluster BioEconomy ausgewählte Referate werden etwa von Wissenschaftlern aus dem halleschen Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik (IWM) gehalten - darunter von Andreas Krombholz. Unter dem Titel „Nutzung von Produkten des Organosolv-Verfahrens für Werkstoffe und Bauteile im Rahmen der Bioökonomie" stellt der Physiker neuartige, strukturtragende Sandwich-Elemente aus seiner Forschungsabteilung „Naturstoffkomposite" vor. „Diese Sandwich-Elemente bestehen aus einem Schaum und festen Decklagen, die zu einem großen Anteil aus Buchenholz in modifizierter Form aus Laminaten bestehen", erklärt Krombholz. Die etwa drei Millimeter starken Platten oberhalb des Schaums werden aus Buchholzfasern verklebt. „Verklebt mit einem Harz, das aus Buchenholz gewonnen wird." Genutzt werde dazu das Lignin, um einen duroplastischen Klebstoff zu erzeugen. „Aus diesem besteht dann zugleich auch der Schaum", überrascht der 43-Jährige.

Am Ende des Projektes soll das Material zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden. Für den Einsatz gibt es schon jede Menge Einsatzszenarien. „Die Sandwich-Elemente sind äußerst stabil, druckfest und wärmeisolierend. Außerdem ist dieses Harz-System, das einem Phenolharz sehr ähnlich ist, günstiger Weise auch noch brandfest", sagt Krombholz. Das Verbundmaterial, das im Fraunhofer Institut IWM unter dem Kürzel „Ligno-Sandwich" rangiert, kann so problemlos als Baumaterial verwendet werden, etwa für den Innenausbau. Aufgrund seiner tragenden Eigenschaften wird der Verbundwerkstoff wohl aber bald schon für den Außenbereich interessant - etwa als Baumaterial für Fertigteilhäuser. Mit anderen Worten: „Ligno Sandwich" könnte in ein paar Jahren Häuslebauer-Träume erfüllen.

 

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