Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Zu einem wortwörtlichen Blick über den Tellerrand traf das Netzwerk der GaLaBau-Frauen Schleswig-Holstein am 31. Oktober 2014 auf dem Hamburger Isemarkt zusammen. Treffpunkt war das mobile Fisch-Fachgeschäft „Fisch-Schloh“, das in dritter Generation von Jessica Fitzgerald geführt wird. Die Unternehmerin begleitete die 13 anwesenden Mitglieder der GaLaBau-Frauen über den Markt, sprach ehrlich über den Spagat zwischen Beruf und Familie und ihren Gästen damit aus der Seele.

Zu Gast am besten mobile Fischfachgeschäft Deutschlands: Die GaLaBau-Frauen Schleswig-Holstein. (Foto: Antje Kottich)

Die GaLaBau-Frauen, die gemeinsam mit ihren Partnern im landschaftsgärtnerischen Betrieb, oder aber in anderen Branchen tätig sind, treffen sich seit neun Jahren etwa zweimal pro Jahr. Das Ziel des Netzwerkes: Sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszutauschen, ehrlich über Herausforderungen und Möglichkeiten zu sprechen und den eigenen Horizont zu erweitern.

„Wer über den eigenen Tellerrand hinausschaut, entdeckt viele neue Wege, die ans eigene Ziel führen“, sagt Bärbel Borchers. Gemeinsam mit ihrem Mann Thomas führt sie den landschaftsgärtnerischen Fachbetrieb Borchers Garten- und Landschaftsbau im schleswig-holsteinischen Stuvenborn. Das Unternehmen ist Mitglied im Fachverband für den Garten- und Landschaftsbau Schleswig-Holstein (FGL). Im Verband traf und trifft Bärbel Borchers auf die anderen Frauen, die im Netzwerk der GaLaBau-Frauen aktiv sind oder aktiv werden möchten. „Wir ergänzen und helfen uns. Viele Frauen machen in den landschaftsgärtnerischen Betrieben die Buchhaltung. Da ist es gut, wenn man sich austauschen und unter die Arme greifen kann. Aber auch der Kontakt zu den Ehefrauen und Lebensgefährtinnen von Landschaftsgärtnern, die selbst in anderen Branchen tätig sind, ist für uns interessant und wichtig“, so Beate Burmester, Mitarbeiterin bei Peter Möller Garten- und Landschaftsbau mit Sitz in Büchen.

Eine der branchenexternen Frauen ist Jessica Fitzgerald. Als Lebensgefährtin des FGL-Mitglieds Hartmut Jodies kam sie in Kontakt mit den GaLaBau-Frauen und lud selbige ein, den von ihr geführten Fischstand inklusive eigenem Imbiss auf dem Isemarkt zu besichtigen. 30 Meter Standfläche nimmt das gesamte Fischmobil auf Europas längstem Freiluftmarkt ein. Zum Fuhrpark des Unternehmens, das seit 65 Jahren einen festen Platz auf dem Isemarkt hat, gehören inzwischen drei Selbstfahrer mit mobiler Fischtheke, ein 7,5 t Kühlwagen und ein Imbiss-Anhänger. Jessica Fitzgerald leitet den Betrieb, der nach wie vor den Familiennamen Schloh trägt, seit vier Jahren eigenständig. Sie berichtet: „Ich kenne das Fisch- und Marktgeschäft seit meiner Kindheit. Schon als kleines Mädchen bin ich mit meinem Vater um 3 Uhr morgens zu den Wochenmärkten gefahren. Dennoch war es nicht einfach, als ich nach dem Tod meines Vaters und nach der Trennung von meinem damaligen Mann das Familienunternehmen übernommen habe“. Als Mutter zweier Töchter weiß Fitzgerald genau, wie schwer es ist, die Mutter- und die Unternehmerinnenrolle unter einen Hut zu bringen. Die Tagesmutter für ihre Töchter kam anfangs jeden Morgen zwischen 05:00 Uhr und 05:30 Uhr. Da war Jessica Fitzgerald bereits seit 2 Stunden unterwegs. „Meine Töchter waren sehr früh sehr selbstständig“, sagt die Unternehmerin. Dass die Doppelrolle ihr viel abverlangt, können die GaLaBau-Frauen gut nachvollziehen. Das Gespräch kommt auf Kinder und Karriere und auf die Herausforderungen, diesen Alltag zu meistern.

Wie ihre weiblichen Gäste lebt Jessica Fitzgerald aber gern mit und für ihren Beruf. Dass sie einen guten Job macht, ist nun auch offiziell beurkundet: Im Februar 2014 erhielt ihr Unternehmen vom Fischmagazin den „Branchenpreis Seafood Star“ für das beste mobile Fischfachgeschäft. „Wie sieht es mit Fachkräften in ihrer Branche aus“, möchte eine der GaLaBau-Frauen wissen. Fitzgerald berichtet, dass es im Fischhandel keine fachbezogene Ausbildung gibt. „Hier haben wir einen deutlichen Nachteil gegenüber anderen Branchen im Lebensmittelhandwerk, die zum Beispiel zur Fleischwarenfachverkäufer/in ausbilden können“, so die gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau. In ihrem Betrieb bildet sie Verkäufer/innen aus, die sich nach zwei Jahren zur Einzelhandelskauffrau bzw. zum Einzelhandelskaufmann weiterbilden können. Aber gute Nachwuchskräfte zu finden, ist für sie schwer: „Mit Fisch umzugehen, ist nicht unbedingt populär“, sagt sie. Der Nachwuchskräfte-mangel ist auch im Garten- und Landschaftsbau ein wichtiges Thema. Ebenso wie die Konkurrenz auf dem Markt und die schlechtere Auftragslage in den Wintermonaten. Wie die Landschaftsgärtner macht auch Jessica Fitzgerald den Hauptteil ihres Umsatzes in der warmen Jahreszeit und bei gutem Wetter. „Dennoch sind wir das ganze Jahr über auf den Märkten präsent. Das bindet unsere Stammkunden und sorgt für kontinuierliche Beschäftigung“, sagt Jessica Fitzgerald. Und Bärbel Borchers ergänzt: „Genau aus diesem Grund bieten wir Landschaftsgärtner den Winterdienst an“.

Am Ende des Tages in Hamburg sind die GaLaBau-Frauen erneut um viele interessante Eindrücke und Anregungen reicher. Rund 20 Frauen zählt das Netzwerk, das aus den insgesamt 120 Mitgliedsbetrieben des FGL hervorgegangen ist, inzwischen. Die Schwerpunkte ihrer Treffen sind genauso facettenreich wie die GaLaBau-Frauen selbst. Vom Vortrag zum Thema Gedächtnistraining, über die Besichtigung eines keltischen Baumkreises bis hin zu einem betriebswirtschaftlichen Seminar, aus dem sich der bis heute bestehende Arbeitskreis Unternehmensführung (AKU) entwickelt hat, war bereits alles dabei. „Unser Credo lautet, Dinge zu tun, die man im Arbeitsleben nicht verpassen sollte“, sagt Bärbel Borchers und schmiedet auf ihrem Rückweg nach Stuvenborn bereits Pläne für die nächste Zusammenkunft der GaLaBau-Frauen.

 

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