Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die nachhaltige Nutzung von Boden stellt große Herausforderungen an den Erhalt des Gleichgewichtes dynamischer Prozesse im Boden. Darauf verwies DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer in seiner Grußansprache zum Berliner DLG-Kolloquium. Diese Herausforderungen sind nach Ansicht des DLG-Präsidenten allerdings nur auf Basis eines wissensbasierten Umgangs zu meistern, in den auch die nicht-landwirtschaftliche Öffentlichkeit mit einbezogen werden muss.

DLG-Kolloquium im Spannungsfeld zwischen ökologischen Erfordernissen und ökonomischen Notwendigkeiten (Foto: DLG)

Denn die nachhaltige Nutzung von Boden könne nicht mit den Instrumenten der Vergangenheit erzielt werden. Es müssten Wissen um die Ansprüche des Bodens entwickelt und verbreitet werden. Hierbei komme der Forschung eine zentrale Rolle zu. Bartmer plädierte zudem dafür, beim schonenden Umgang mit der knappen Ressource Boden auf den Landwirt als „guten Wirt“ mit seinem Wissen und Können und seiner intergenerationellen Verantwortung zu setzen.

Prof. Dr. Karl Stahr von der Universität Hohenheim monierte die Tatsache, dass immer noch täglich die Fläche eines Bauernhofes versiegelt werde. Für ihn als Bodenkundler komme es darauf an, dauerhafte Nullrunden bei der Nettoversiegelung zu erzielen. Man habe erst in den letzten 50 Jahren erkannt, dass Bodenschutz eine absolute Notwendigkeit für den Erhalt der Funktionen dieses Naturkörpers, aber auch für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sei. Seit wenigen Jahrzehnten werde versucht, mit Gesetzen die Böden zu schützen. Dabei gebe es vor allem Probleme mit der Kommunikation und dann auch mit der Akzeptanz dieser Gesetze. Bodenkundlern sei es wichtig, dass die Böden und ihre Leistungsfähigkeit erhalten werden. Dabei seien Gesetze zunächst zweitrangig. Eine Veränderung des Umgangs könne dem Hohenheimer Wissenschaftler zu Folge den Böden und der Gesellschaft helfen, wichtige Zukunftsprobleme zu lösen.

Für Dr. Dietrich Schulz vom Umweltbundesamt gewinnt der Bodenschutz zwar weltweit an Bedeutung, allerdings fehle in der EU derzeit eine Rechtsgrundlage für übergreifende, gemeinsame Aktionen. Zahlreiche Mitgliedsstaaten verfügten über keinerlei Gesetze und Regelungen. Das deutsche Bodenschutzgesetz setze bei der Vorsorge in der Landwirtschaft auf Beratung. Indikatoren, Kontrolle und Sanktionen würden allerdings fehlen. Alleine die reformierte Gemeinsame Agrarpolitik enthalte, so Schulz, Bodenschutz-Elemente, deren Umsetzung auch kontrolliert würde. Die vorwiegend „weichen“ Instrumente im Bodenschutz und die Anhängigkeit wirksamer Vorsorgemaßnahmen von Standortbedingungen würden der Verantwortung des einzelnen Betriebsleiters und der Kompetenz der Beratung weiterhin hohe Bedeutung zuweisen.

Von einer wahren Preisrallye in Bezug auf den Bodenmarkt berichtete Albrecht Macke vom Betriebswirtschaftlichen Büro Göttingen. Die aktuell sehr hohen Bodenpreise würden enorme Risiken für Betriebe mit sich bringen, da die Flächenkosten mittlerweile den größten Kostenblock im Ackerbau an den Produktionskosten ausmachen. Insbesondere bei Kauf und vollständiger Fremdfinanzierung stelle der jährliche Kapitaldienst eine große Herausforderung dar, weil eben dieser aus der Fläche allein nicht erwirtschaftet werden kann. Die wirklichen Folgen der Preisrallye am Bodenmarkt würden für die Betriebe erst in den kommenden Jahren zu spüren sein, weil bisher noch viele Betriebe ältere historische Pachtverträge zu moderaten Preisen hätten, die demnächst aber zur Verlängerung anstehen. Zur Frage der maximalen Pacht oder Zahlungsbereitschaft beim Kauf im Rahmen einer Finanzierung eigne sich nach Ansicht von Macke die Kennzahl der Grundrente. Aus dieser Grundrente müssten aber noch der Boden und das Unternehmerrisiko entlohnt werden.

Wie Dr. Wilfried Hermann von der Universität Hohenheim ausführte, nimmt der Anteil nichtwendender Anbauverfahren wie Mulch- oder Direktsaat im deutschen Ackerbau stetig zu. Die Vorteile dieser Art der Bodenbearbeitung würden sowohl im Erosionsschutz als auch in der Zeit- und Kostenersparnis liegen. Allerdings müsste jedes Bodenbearbeitungsverfahren für sich definiert werden. Insbesondere das Direktsaatverfahren würde Spezialisten mit umfassendem Know-how benötigen. Der völlige Pflugverzicht gelinge nach Ansicht des Hohenheimer Wissenschaftlers langfristig nur in ganz bestimmten Fruchtfolgen. Eine relativ neue Alternative stelle das Strip Till-Verfahren (Streifenbehandlung) dar. Dieses Bodenbearbeitungsverfahren soll die Vorteile der konventionellen Bodenbearbeitung (Ertragssicherheit) und der Direktsaat (Erosionsschutz) verbinden. Beim Strip Till-Verfahren, das sich insbesondere für die Bestellung von Reihenkulturen eignet, werde der Boden nicht ganzflächig gelockert, sondern es werden nur die späteren Saat- bzw. Pflanzstreifen mit Lockerungswerkzeugen bearbeitet. Somit würden bis zu Zweidrittel der Fläche unbearbeitet bleiben. Das an der Bodenoberfläche verbleibende abgestorbene Pflanzenmaterial (Mulch) der Vorfrucht könne so als Schutz vor Bodenerosion und Austrocknung dienen. Hermann machte allerdings deutlich, dass die erosionsmindernde Bewirtschaftung eine nichtselektive Unkrautkontrolle bedinge.

Mit steigender Weltbevölkerung und einer begrenzten Verfügbarkeit von Anbauflächen für landwirtschaftliche Kulturpflanzen ist ein Anstieg der Ertragsleistung pro Fläche um ca. 2,4 Prozent pro Jahr bis zum Jahr 2050 unerlässlich, um den steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln zu decken. Darauf verwies Dr. Kurt-Christian Kersebaum vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg. Während der potenzielle Ertrag einer Kulturpflanze ohne Berücksichtigung von Wasser- und Nährstoffmangel allein von den klimatischen Randbedingungen und ihrem genetischen Potenzial bestimmt werde, seien die tatsächlich erreichbaren Erträge von Standorteigenschaften abhängig, die vor allem die Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen bestimmen.

Nährstoffverfügbarkeit, Krankheiten, Schaderreger sowie Schadstoffe könnten Erträge weiterhin schmälern und führten dazu, dass die real in der Praxis erzielten Erträge gegenüber den potenziellen bzw. erreichbaren Erträgen zurückbleiben. Kersebaum zeigte auf, dass vor allem in den Industrienationen seit den 1990er Jahren eine Stagnation der Ertragszuwächse bei vielen Kulturpflanzen zu beobachten sei. Obwohl der positive Trend aus Sicht der Pflanzenzüchtung noch intakt zu sein scheint, würden für ca. 30 Prozent der jeweiligen Hauptanbaugebiete für Reis, Weizen und Mais derartige Ertragsplateaus beobachtet. Ursachen hierfür sieht er neben dem Klimawandel in den standörtlichen Veränderungen, wie Bodendegradation, verringerte Bodenfruchtbarkeit, Veränderung der hydrologischen Verhältnisse, aber auch veränderte ökonomische und politische Rahmenbedingungen. Die Ausschöpfung ackerbaulicher Reserven sei Kersebaum zu Folge ein Muss. Die größten Potenziale würden in Afrika sowie in Teilen Osteuropas und Asiens liegen.

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