Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

In der Landwirtschaft, bei der Biogaserzeugung, der Lebensmittelproduktion, bei der Stromerzeugung oder im Straßenverkehr - Stickstoffverbindungen, insbesondere Stickstoffoxide und Ammoniak, belasten Umwelt und Gesundheit in erheblichem Maße. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat in seinem kürzlich veröffentlichten Gutachten die Stickstoffbelastung in Deutschland als „drängendes Problem“ bezeichnet und angemahnt, sich auf allen politischen Handlungsebenen für eine deutliche Verminderung der Stickstoffeinträge einzusetzen. Der VDI schließt sich dieser Forderung voll und ganz an. Denn Deutschland ist bei der Stickstoffproblematik alles andere als ein Vorreiterland.

Der VDI weist seit vielen Jahren auf die hohe Umweltproblematik der Stickstoffbelastung hin. Die Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN (KRdL) berät und unterstützt die Bundesregierung bei der Umsetzung notwendiger Maßnahmen. Stickstoffeinträge durch Deposition können langfristig zur Versauerung des Bodens beitragen. Dadurch verändern sich in Fauna-Flora-Habitaten (FFH-Gebieten) die ursprünglichen Standortbedingungen maßgeblich und die Artenvielfalt von Lebensräumen wird gefährdet. Bei der Zulassung von Anlagen, die nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz einer Genehmigung bedürfen, ist eine Berücksichtigung naturschutzrechtlicher Belange gemäß der FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG) in Verbindung mit dem Bundesnaturschutzgesetz erforderlich. Die KRdL hat Anfang 2014 einen Bericht veröffentlicht, der den aktuellen Sachstand zur Ermittlung der Deposition mithilfe von Ausbreitungsrechnungen im Rahmen der FFH-Verträglichkeitsprüfung aufzeigt.

Der Sachstandbericht gibt einen Überblick über die heute in der Praxis erprobten Vorgehensweisen zur Ermittlung von Stoffeinträgen mithilfe von Ausbreitungsrechnungen. Darüber hinaus wird der Bedarf an wissenschaftlichen Grundlagen, an Normungsaktivitäten und an der Festlegung rechtsverbindlicher Beurteilungswerte (z. B. mit vorhabenbezogenen Grenzwerten) benannt. Der Bericht bezieht sich auf die spezifischen, naturschutzrechtlichen Anforderungen und zeigt Umfang, Möglichkeiten und Grenzen der in der aktuellen Praxis etablierten Verfahrensweisen zur Immissionsprognose des Stickstoff- und Säureeintrags. Die Beschreibung der Verfahrensweisen beruht auf den Erfahrungen, die in zahlreichen Zulassungsverfahren der letzten Jahre gewonnen wurden. Immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren stützen sich auf die Ermittlung und Bewertung von Luftqualitätsdaten anhand von DIN-Normen und VDI-Richtlinien sowie Bekanntgabe- und Akkreditierungsverfahren. Dies führt zu der Rechtssicherheit, die im Rahmen der Anlagengenehmigung erforderlich ist.

Der Sachstandbericht ist kostenfrei erhältlich (siehe Link). Auf seiner Basis wird aktuell die VDI-Richtlinie 3783 Blatt 15 "Vereinfachte Verfahren zur Ermittlung der Stickstoffdeposition" erarbeitet. Darüber hinaus hat der VDI die Richtlinienreihe VDI 3894 zu Abluftreinigungstechniken für Tierhaltungsanlagen zur Verminderung der Stickstoffemissionen aus solchen Anlagen veröffentlicht.

 

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