Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Rund 200 Experten und Verantwortliche aus Politik und Verwaltung, sowie Städte- und Landschaftsplanung und GaLaBau kamen am 6. Februar 2015 in Hamburg zusammen, um über Chancen und Potenziale zu diskutieren, die eine zielgerichtete Begrünung urbaner Räume bietet. Der Fachverband Garten, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg e.V. (FGL HH) veranstaltete zum 33. Mal die GaLaBau-Fachtagung. Das diesjährige Hauptthema war die von vielen Verbänden und Firmen getragene Charta „Zukunft Stadt bzw. Hamburg und Grün“. Die in der Charta aufgezeigten grünen Handlungsfelder zeigen, dass urbanes Grün durch seinen vielfältigen Nutzen noch einen wesentlich größeren und bedeutenderen Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung leisten kann.

Die Referenten der GaLaBau-Fachtagung in Hamburg: (v.l.)

Peter Menke (DIE GRÜNE STADT), Jörg Pfenningschmidt, Michael Sachs (Staatsrat), Prof. Sigurd Karl Henne (HWU), Thomas Schmale (FGL HH), Prof. Man fred Köhler (HS Neubrandenburg) - Bild 2: Rund 200 Experten und Interessierte aus Planung, Behörde, Grüner Branche und Politik waren der Einladung gefolgt (Fotos: DGS)

Der Vorsitzende des FGL Hamburg, Thomas Schmale, berichtete, dass durch das besondere Investitionsprogramm für den Stadt- und Volkspark (100 Jahre), aber auch für kleinere Grünanlagen in allen sieben Bezirksämtern sichtbare Verbesserungen des Hamburger Stadtgrüns erreicht werden konnten. Die Nutzungsqualität und das Erscheinungsbild des Hamburger Grüns seien weiter verbessert worden und die Bürger konnten erleben, wie sich Investitionen in öffentliches Grün auf das Gemeinwohl auswirken. Schmale schlug daran anknüpfend vor, ein Sonderbudget einzurichten, dass in Zukunft als zusätzliche jährliche Haushaltsgröße zur Pflege von Hamburgs Grün zur Verfügung steht. In der Fortsetzung des erfolgreichen und öffentlichkeitswirksamen Jubiläumsjahres forderte er daher für die nächsten Jahre auch in Absprache mit den anderen Grünen Verbänden eine „Offensive Stadtgrün 5 x 3“. Schmale: „In den kommenden fünf Jahren Legislatur sollte die Politik mindestens drei Millionen Euro pro Jahr zusätzlich zur Verfügung stellen, um weitere Defizite im Zustand der Hamburger Grünanlagen abzubauen und zu dessen Werterhaltung beizutragen.“

Peter Menke von der Stiftung DIE GRÜNE STADT freute sich, dass Hamburg mit dem Tagungsthema „Zukunft Hamburg mit Grün“ die Idee der Charta aufgreift, die inzwischen von mehr als 40 Organisationen getragen wird. Menke: „Stadtgrün ist nicht nur schön anzusehen, sondern bietet einen ökologischen, ökonomischen und sozialen Mehrwert, der sich rechnet.“ Die Charta benennt in insgesamt acht Wirkungs- und Handlungsfeldern die vielfältigen Lösungsbeiträge von urbanem Grün für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Bundesweit gebe es eine Aufbruchstimmung und deutlichen Rückenwind für eine integrierte Stadtentwicklung, in der die Grün- und Freiraumplanung eine wesentliche Rolle spielt. „Die Zukunft der Stadt ist grün“, so Menke, „das ist partei- und fraktionsübergreifender Konsens auch in der Politik.“

In seinen Grußworten ging der Staatsrat Michael Sachs auf eine Reihe lokaler Erfolge, aber auch kommender Probleme ein. Wenngleich die Finanz- und Schuldenbremse der Stadt Hamburg nur wenig Spielraum lasse, stehe die Hamburger Regierung auch weiter bereit für Grün in Hamburg Perspektiven zu schaffen. Sachs erläuterte als Beispiel das aktuelle Förderprogramm für Dachbegrünung, das bis 2019 drei Millionen Euro Fördervolumen umfasse. Heute sei Grünplanung und –pflege wesentlich anspruchsvoller als in der Vergangenheit, weshalb intelligente und pfiffige Lösungen zur modernen Parkbewirtschaftung und Grünerhaltung mehr denn je gefragt seien, so Sachs. Dafür müssten für den jeweiligen Standort auch individuelle grüne Lösungen erarbeitet werden, da mit Einheitslösungen den Bürgern der Stadt nicht gedient sei.

Mit dem Thema „Neue Aufgaben und Methoden der Landschaftsarchitektur“ griff Professor Sigurd Karl Henne von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen die Handlungsempfehlungen der Charta Zukunft Stadt und Grün auf. Er bestätigte den Ansatz von Staatsrat Sachs, das aktuelle städtebauliche Leitbild Hamburgs mit hochverdichteten aber dennoch grünen Quartiere weiter zu verfolgen und dazu neue Methoden der Vegetationsplanung und Vegetationstechnik einzusetzen. Auch die (stadt-)klimatologischen Veränderungen machten Innovationen bei der Dach- und Fassadenbegrünung notwendig.

Professor Henne forderte neue Techniken für einen nachhaltigen Begrünungserfolg, dabei sei ein geringerer Ressourcen-, Kosten- und Pflegeaufwand zu berücksichtigen. Systeme des Regenwassermanagements mit Funktionsoptimierung müssen gefragter sein denn je. Mit neuen Zukunftsideen und Konzepten für eine Stadt wie Hamburg mit ihren großen Grünanlagen könnten städtische Freiflächen umstrukturiert und an die neuen Sozial- und Altersstrukturen angepasst werden.

Veränderte Pflegebedingungen, Innovationen bei Technik und Management würden die Pflegemethoden und die Gestalt von Freiräumen nachhaltig verändern. Nicht zuletzt biete der hohe Sanierungsbedarf vieler öffentlicher Anlagen die Chance, neue Qualitäten und Nutzungen zu entwickeln. Die hohen ökologischen Anforderungen, ökonomische Zwänge aber auch geänderte Erwartungen an neue städtische Natur, ließen ein gestaltendes Vegetationsmanagement als Methode der Landschaftsarchitektur für extensiv genutzte Freiräume in neuen Stadtlandenschaften an Bedeutung gewinnen, so Henne.

Eine innerstädtische Verdichtung müsse auch eine Intensivierung und Qualifizierung der Freiräume beinhalten. Hier gehe Qualität und Vernetzung vor Quantität. Das Grün gewinne somit weiter an Bedeutung, wobei der Trend der Zeit nach einer Multifunktionalität der Freiflächen verlange. Professor Henne zeigte den Teilnehmern anhand von Beispielen viele Möglichkeiten im Bereich Grünanlagen und Freiraumgestaltung auf: „Die Herausforderung für erfolgreiche grüne Städte ist, trotz der notwendigen baulichen Verdichtung zeitgleich in Ausbau und Erhaltung grüner Qualität und vor allem in Pflege zu investieren.“

Mit dem Thema „Planungskriterien für ökologisch hochwertige Gründächer“ griff der Fachverband die aktuelle Dachbegrünungsförderung der Stadt Hamburg auf. Professor Manfred Köhler von der Hochschule Neubrandenburg führte aus, dass in Deutschland nur etwa acht Prozent aller möglichen Dächer begrünt würden, dabei sei wesentlich mehr möglich und sinnvoll - und das in höherer ökologischer Vielfalt. Für Städte wie Hamburg mit Flächenknappheit sei die Dachlandschaft eine wichtige Freiraumreserve. Er nannte die Stadt Singapur als Beispiel, wo fast nur nutzbare Dachgärten gebaut werden. Köhler: „Bauseitig müssen allerdings Kriterien wie Artenvielfalt, Retentionsleistung, Staubbindung, Wärmedämmung, Kühlleistung und Strukturvielfalt stärker berücksichtigt werden.“ Mit dem avisierten Förderprogramm sei die Stadt Hamburg auf einen guten Weg, um das ökologische Potential von Gründächern stärker auszunutzen und richtige Anreize zu schaffen. Wenn man solche Ziele erreichen wolle, benötigten die Gründächer mehr regelmäßige Pflege als die meist unter Kostendruck eher schlicht gestalteten einschichtigen Sedumbegrünungen. „Gründächer können bedeutende Beiträge zur Verbesserung innerhalb der städtischen Umwelt liefern, dieser Zusatznutzen ist aber nur mit hochwertigem gärtnerischem Zusatzaufwand zu erreichen.“

Mit dem Thema „Lust und Frust mit Stauden“ stellte der Selfmade-Stauden-Pionier Jörg Pfenningschmidt sein Verständnis für Stauden und Gräser vor und sorgte für manche Einsicht bei den Zuhörern. Anhand von konkreten Beispielen für Pflanzplanungen im privaten und öffentlichen Bereich machte er den Teilnehmern die Vorteile einer differenzierten und standortgerechten Staudenverwendung deutlich. „Es gibt heute viel bessere Sorten und Arten als früher“, so Pfenningschmidt. Auch das abnehmende Pflanzen- und Staudenwissen bei Fachleuten in Planung und Ausführung war Thema seines Beitrags. Anhand von Fotos aus privaten Gärten und öffentlichen Anlagen von Kreisverkehren bis zu flächigen Pflanzungen in Parks zeigte er außergewöhnliche Farbharmonien, liebevolle Details und interessante Möglichkeiten der Gestaltung mit neuen Staudensorten und Gräsern.

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