Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Nirgendwo in der Republik steigt die Zahl der Auszubildenden so deutlich wie in Berlin. Doch das Land weigert sich, die Leitungsstelle der Prüfungsbehörde neu zu besetzen. Mehr als drei Viertel aller Auszubildenden in landwirtschaftlichen Berufen erlernen in Berlin den Beruf des Gärtners der Fachrichtung Garten-, Landschaftsbau. Matthias Lösch, FGL-Vorstandssprecher für Berufsbildung, zeigt sich sehr erfreut über die Ausbildungserfolge der letzten Jahre:

Der FGL-Vorstandssprecher für Berufsbildung, Matthias Lösch, sieht politischen Handlungsbedarf. (Foto: FGL)

„Die wirtschaftliche Erholung der letzten acht Jahre hat jetzt deutlich auf die Ausbildungsbereitschaft durchgeschlagen. Seit zwei Jahren ist die Zahl der Auszubildenden in den umlagepflichtigen Betrieben deutlich angestiegen: von 2012 auf 2013 um 20% und von 2013 auf 2014 nochmals um 25%.“

Der FGL sieht durchaus komplexe Ursachen: „Ganz sicher ist Berlin für Jugendliche aus der ganzen Republik immer attraktiver geworden. Viele Ausbildungsbetriebe haben im Außenauftritt gegenüber den Jugendlichen in wenigen Jahren einen Quantensprung gemacht. Auch die Nachwuchswerbung unseres Verbandes trägt sicher Früchte. Und last not least haben wir mit unserem Dualen Studiengang „Landschaftsbau und Grünflächenmanagement“ einen großen Wurf getan,“ analysiert Lösch.

Umso unverständlicher, dass sich das Land Berlin beharrlich weigert, die Leitung der Prüfungsbehörde neu zu besetzen. Nachdem der bisherige Stelleninhaber bereits im Jahr 2013 die Altersgrenze erreicht hatte, bemühten sich die Verbände mehrfach ergebnislos um Gespräche mit der zuständigen Senatsverwaltung.

Dem zuständigen Berufsbildungsausschuss für die Landwirtschaft war im August 2013 die Neubesetzung zum März 2014 zugesagt worden. Danach geschah nichts. Ein halbes Jahr wartete der Ausschuss ab, dann forderte er die zuständige Senatorin Dilek Kolat per Beschluss und Brief zur Stellungnahme bis März 2015 auf.

Mathias Lösch bemühte sich als Ausschussvorsitzender Anfang des Jahres flankierend darum, die Senatorin persönlich für das Thema zu sensibilisieren: „Frau Kolat zeigte sich sehr betroffen und hat uns zugesagt, sich mit dem Fall persönlich zu befassen“ – bisher allerdings ohne Ergebnis.

Dem FGL-Vorsitzenden Georg Firsching fehlt jedes Verständnis – er findet deutliche Worte: „Wir haben alles getan, um den Weg einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit offenzuhalten – und mindestens ein dutzendmal Gespräche angeboten. Die totale Untätigkeit der Senatsverwaltung ist angesichts der Bedeutung des Bildungsthemas absolut inakzeptabel!“

Die Probleme im Hintergrund sind auch beim Fachverband bekannt: Wie anderswo wird auch in Berlin die Prüfungsbehörde nicht als ministerielle Aufgabe gesehen, die hier einer Senatsverwaltung zuzuordnen wäre. Da nachgeordnete Behörden im Stadtstaat aber fehlen, sind schon absurde Alternativen wie etwa die Zuordnung zur Handwerkskammer oder zur IHK erwogen worden. Die naheliegende Lösung, nämlich eine gemeinsame Prüfungsbehörde mit dem Land Brandenburg beim dortigen Landesamt, wäre auch nach dem bestehenden Staatsvertrag über landwirtschaftliche Behörden nur folgerichtig. Offenbar scheitert aber alles daran, dass das sparerprobte Berlin den opulenten Personalvorstellungen des Nachbarlandes nicht entsprechen will.

Georg Firsching sieht hier politischen Handlungsbedarf: „Wir vertrauen durchaus auf die zuständigen Politiker - wenn die aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht handeln wollen, werden wir das Problem auch in der Öffentlichkeit diskutieren müssen. “

 

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