Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Es war ein Kongress, der seinesgleichen sucht. Gründach-Projekte der Superlative, hervorragend ausgewählte Referenten, erstklassige Präsentationen und eine internationale kollegiale Atmosphäre ließen die zwei Tage beim 4. Internationalen Gründach Kongress vom 20. - 21. April 2015 in Istanbul zu einem Branchen-Highlight werden.

International Green Roof Congress 2015 in Istanbul

Der diesjährige Kongress der International Green Roof Association (IGRA) unter Schirmherrschaft der Istanbul Metropolitan Municipality ist nicht nur im Hinblick auf die Zahl der 500 Teilnehmer(innen) aus 35 verschiedenen Ländern eine Gründachkonferenz, die weltweit als einzigartig gelten darf: die vorgestellten Gründach-Projekte, wie Marina Bay Sands, ein Landschaftspark in Singapur in fast 200 m Höhe, Bosco Verticale, ein zweitürmiger Hochhaus Fassadenwald mit über 700 Bäumen in Mailand und der Veranstaltungsort selbst, das Zorlu Center in Istanbul mit seinem 62.000 m² großen, auf 33 m Höhe ansteigenden Dachgarten inklusive Swimmingpools zeigten die Dimensionen von höher, vielfältiger und größer.

„The Sky is the limit - Nichts ist unmöglich“ - namhafte Referenten unterschiedlicher Disziplinen führten den Teilnehmern vor Augen, dass die Gebäudebegrünung in neue Dimensionen vordringt und es getreu dem Kongressmotto „Explore the Nature on Rooftops“ viele neue Funktionsbereiche zu entdecken gibt.

Mit Absicht haben die Veranstalter Istanbul, die zwei Kontinente-Metropole, als Veranstaltungsort gewählt und Gründachexperten aus Ost und West zu einem intensiven persönlichen Austausch zusammengebracht, der über digitalen Informationsaustausch so nicht möglich gewesen wäre.

Im Rahmen des Schwerpunktthemas „Dachbegrünung in mediterranen und trockenen Klimaten“ haben die Teilnehmer erfahren, wie die Übertragung des Oasenprinzips auf den Dachstandort urbane Betonwüsten in bezaubernde Dachoasen verwandeln kann. Projekte aus Armenien, Italien, Griechenland, dem Libanon, Ägypten und der Türkei haben dabei neue Standards gesetzt.

Nach wie vor ist Deutschland der größte Gründachmarkt der Welt und führend bei Technik und Standards in diesem Bereich. Weshalb es für das Haus ZinCo eine Ehre war, als Goldsponsor ein Stück weit zum Gelingen des Kongresses beitragen zu dürfen.

Einleitend fasste Roland Appl, Präsident der IGRA, die Situation in Deutschland in seinem Vortrag „Design und Bau zuverlässiger Gründächer“ zusammen. Dachbegrünungstechnik „Made in Germany“ steht weltweit für Qualität, Weiterentwicklung und Realisierung auf Millionen von Quadratmetern. Quantitative Zahlen dazu lieferte das vorgestellte Forschungsprojekt „Fernerkundliche Gründach-Inventarisierung und Potentialanalyse“ des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Dachgärtner Verband (DDV), unterstützt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).

Dass Gründächer eine große Bedeutung für deutsche Kommunen als Maßnahme zur Klimawandelanpassung darstellen, zeigt das Förderprogramm der Stadt Hamburg mit über 3 Millionen EURO für 5 Jahre, dessen Anfänge bereits beim 3. Internationalen Gründachkongress in Hamburg 2013 vorgestellt wurden. Im Rahmen des gut besuchten Workshops „Gründach-Strategien und -Forschung“ wurde auch das Förderprogramm der Stadt Paris vorgestellt, das zur Verbesserung der urbanen Grünflächen 1 Million m² Dach- und Fassadenbegrünung zum Ziel hat. Die Stadt Paris wurde im Rahmen des Kongresses mit einem IGRA Green Roof Leadership Award 2015 ausgezeichnet, wie auch das armenische Projekt „United World College Dilijan“, das nahe einem Nationalpark liegt, und mit naturnah begrünten Dächern und Fassaden in einer Fläche von mehr als 6.000 m² ausgestattet wurde, wobei lokale Firmen eingebunden wurden und die Schüler mit Hand anlegen konnten.

Zurück zur Türkei – auch hier finden sich, neben dem Veranstaltungsort Zorlu Center als solchem, eine Vielfalt außergewöhnlicher Gründachprojekte. Eines davon das Troja Archäologische Museum bei Çanakkale, das ebenfalls mit dem IGRA Green Roof Leadership Award 2015 ausgezeichnet wurde. Nahe der Ausgrabungsstätte, auf einer Fläche von 10 Hektar, entsteht ein unterirdisches Museum von 2.000 m² Fläche zur Ausstellung, Restauration, Konservierung und Lagerung der Fundstücke, mit Cafés, Restaurants und Aktivbereichen, eingebettet in die natürliche Umgebung. In seiner 5.000 jährigen Geschichte, von Homer bis zum 1. Weltkrieg, hatte Troja signifikante künstlerische und historische Einflüsse in der Entwicklung der europäischen Zivilisation. Einst wie heute gehen dort Kultur und Technologieaustausch Hand in Hand. Und in gewisser Art und Weise schließt sich der Kreis: Troja wurde 1873 vom deutschen Architekten Heinrich Schliemann entdeckt. Diese deutsche Verbindung wird auch heute wieder hergestellt – mit einem Gründach „Made in Germany“.

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