Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Sturm ELA hat am Pfingstmontag 2014 innerhalb von einer Stunde in Nordrhein-Westfalen riesige Schäden verursacht. Zigtausende Bäume wurden beschädigt, viele sogar entwurzelt. Schon heute zeigen sich in unseren Breiten mit Starkregen und Stürmen gelegentlich Auswirkungen des Klimawandels, die insbesondere in bebauten Räumen - in Städten und Gemeinden - zu verstärkten Vorsorgemaßnahmen führen. Dazu gehört auch die Intensivierung der Baumkontrolle und Baumpflege.

Michael Thomas, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung bei Straßen NRW, besuchte die Kontrolleure und informierte sich regelmäßig über die Ergebnisse. (Foto: BSI)

Ohne Bäume geht es nicht

Wenngleich bei den Extremwettern umgestürzte Bäume oder fallende Äste für erhebliche Schäden sorgen, darf nicht vergessen werden, dass Bäume, insbesondere Alleen, eine wesentliche Schutzfunktion für den Straßen- und Schienenverkehr übernehmen. Sie sind zum Beispiel als Straßenbegleitgrün wichtig, weil sie den Wind fangen, Sichtstörungen durch flachstehende Sonne mindern und Erosionsschäden durch Wind- und Wassereinwirkung vermeiden. Auch in Städten sind Bäume die entscheidende Grundlage der sogenannten „Grünen Infrastruktur“. Bäume strukturieren Städte, sie wirken positiv auf das Stadtklima, sorgen für Schatten und gute Luft, sie binden Wasser und Kohlendioxid, sie bieten Lebensraum und Nahrung für Insekten und Vögel und sind nicht zuletzt beliebte Identifikationsträger im öffentlichen Grün wie in Privatgärten.

Baumkontrollen dienen der Verkehrssicherheit

Städte bieten allerdings Bäumen meist miserable Lebensbedingungen, sie leiden unter Hitze, Trockenheit und Wind, haben zu wenig Wurzelraum oder andere standortbedingte Wuchseinschränkungen. All dies schwächt die Vitalität der Stadtbäume. Um Sach- und Personenschäden zu vermeiden ist eine regelmäßige Baumkontrolle und - wo nötig - Baumpflege unersetzlich. Aus dem gleichen Grund ist sie auch eine gesetzlich geforderte Aufgabe für die Flächeneigentümer im Zuge der Verkehrssicherungspflicht: Kommunen haben als Eigentümer des öffentlichen Grüns dafür zu sorgen, dass von ihrem Eigentum, zum Beispiel den Straßenbäumen, keine Gefahr ausgeht. Dabei ist nicht vorgegeben, wie oft oder wie genau Baumkontrollen vorzunehmen sind. In obergerichtlichen Grundsatzurteilen zur Verkehrssicherungspflicht bei Bäumen wird als ausreichend angesehen, wenn Straßen- und Parkbäume periodisch äußerlich visuell kontrolliert werden. Je nach Zustand der Bäume und je nach Gefährdungspotenzial sind ein bis zweimal jährliche Kontrollen üblich. Bei größeren Baumbeständen mit zudem unterschiedlichem Alter und Gesundheitszustand ist die Baumüberwachung in Kommunen eine anspruchsvolle und komplexe Aufgabe. Der Landesbetrieb Straßenbau NRW hat im Frühjahr 2015 die Baumkontrolle für rund 40.000 Straßenbäume am Niederrhein per Ausschreibung vergeben. Die Ausführung obliegt dem Unternehmen BSI Baumservice, das mit mehreren ausgebildeten Baumkontrolleuren im April und Mai 2015 aktiv war. Michael Thomas, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung bei Straßen NRW, besuchte die Kontrolleure und informierte sich regelmäßig über die Ergebnisse.

Sorgfältige Kontrolle

Bas van der Velden von BSI legt Wert auf Sicherheit: „Das Ergebnis unserer Arbeit soll die Kommunen haftungssicher stellen. Unsere Baumkontrolleure bewerten deshalb jeden einzelnen Baum und geben an, inwieweit die Verkehrssicherheit gewährleistet ist.“ Grundlage für die Baumkontrollen sind in der Regel die Informationen aus dem örtlichen Baumkataster. Da aber nicht alle Kommunen über differenzierte Baumkataster verfügen, nutzt BSI ein vorher via GPS-Aufnahmen selbst erstelltes System, in das die konkreten Daten zu jedem einzelnen Baum eingetragen werden: Baumart, Größe, Durchmesser und Zustand bzw. Empfehlungen für weitergehende Detailprüfungen oder Maßnahmen. Van der Velden: „Diese Daten sind dann zusammengenommen wie ein Baumkataster nutzbar, wir stellen es dem Auftraggeber zur Verfügung.“ Bisher hat Straßen NRW die Baumkontrollen selbst durchgeführt, 2015 ist nun zum ersten Mal ein externer Dienstleister im Einsatz. Thomas: „In der Ausschreibung haben wir besonderen Wert auch auf die Ausbildung der Kontrolleure gelegt, schließlich haften wir für die Verkehrssicherheit der Bäume in unserem Verantwortungsbereich und wollen sichergehen, dass erst gar keine Gefahrensituation entsteht.“ Eine von mehreren zertifizierten European Tree Technicians, die für BSI arbeiten, ist Jozé t´Hoen: „Je nach Zustand des Baumes ist die Kontrolle mal sehr einfach und manchmal aufwändiger. Bei einem Problembaum ist natürlich auch die Dokumentation umfangreicher. Insgesamt aber zeigt sich hier ein guter Pflegezustand bei den meisten Bäumen.“ Nach ihrer Einschätzung müssen die Straßenmeistereien im Untersuchungsraum am Niederrhein kurzfristig nur hier und da Totholz aus den Bäumen schneiden. Bei einigen Bäumen dürfte aber im Laufe der kommenden vier Jahre eine intensivere Bearbeitung notwendig sein, beispielsweise, weil die Stämme Hohlräume haben. Die notwendigen Pflegemaßnahmen wird Straßen NRW wieder in Eigenregie übernehmen.

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