Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Handlungsoptionen im chemischen Pflanzenschutz werden geringer - Das Greening wirft einen neuen Blick auf den Ackerbau und die Fruchtfolgeplanung - Fachleute diskutierten Anpassungsstrategien auf der DLG-Pflanzenbautagung in Bernburg

DLG-Pflanzenbautagung (Foto: DLG)

Wer unter den künftigen Rahmenbedingungen erfolgreich Ackerbau betreiben will, muss einen gut gefüllten Werkzeugkasten besitzen. Und er muss sich damit auskennen, wie er die einzelnen Bausteine (= Anbaumaßnahmen) bearbeitet und passgenau in sein Ackerbausystem einsetzt! Waren für erfolgreiches Wirtschaften in der Vergangenheit nur wenige Werkzeuge und Bausteine notwendig, so muss der Ackerbauer künftig (wieder) eine breitere Klaviatur beherrschen. So der Tenor auf der diesjährigen Pflanzenbautagung der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) am 11. Juni in Bernburg-Strenzfeld.

Wie dies in der Praxis aussehen kann, zeigte Ludwig Wreesmann, Landwirt aus Altenoythe, Kreis Oldenburg, am Beispiel des Maisanbaus auf. Er hatte auf seinen leichten Böden massive Probleme mit Winderosion, die in der kahlen Phase nach dem Maislegen zuschlug. Wreesmann erläuterte, welche Gedanken er sich dazu gemacht hatte und wie verschiedene Lösungsansätze (z.B. Direktsaat in Ackergrasstoppeln) scheiterten, bis er zum heutigen Anbau in Streifenbearbeitung nach abfrierender Zwischenfrucht kam. In ähnlicher Weise hat er den Baustein „organische Düngung“ gedreht und gewendet, bis er in sein System passte.

Andere Bausteine in den Ackerbausystemen haben dies noch vor sich: So könnten in Zukunft dramatische Zuspitzungen auf dem Acker auftreten, wenn Insektizide und Fungizide an ihre Wirkungs- und Einsatzgrenzen geraten. Spritze leer, oder höchstens noch halbvoll, wird es in Zukunft für den Pflanzenschutz heißen. Darauf muss sich die Landwirtschaft einstellen. In den kommenden Jahren wird im chemischen Pflanzenschutz nur noch ein kleineres Wirkungsspektrum zur Verfügung stehen. Die großen Reduzierungsgründe sind die Zulassungsbeschränkungen, Resistenzen und eine leere Wirkstoffpipeline in der Pflanzenschutzmittelforschung. Die verschiedenen Greeningmaßnahmen können zur Integration von Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz beitragen, drastisch wird das Szenario, wenn man den Marktfruchtbau und die verbleibenden Möglichkeiten des Pflanzenschutzes genauer ansieht. „Der Ackerbau gerät an seine Grenzen. Die Mittelpalette zeigt, dass Bekämpfungsmöglichkeiten deutlich zurückgehen werden, bei der Ackerfuchsschwanzbekämpfung wird nichts bleiben“, formulierte Manja Landschreiber von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.

Herausforderung Ackerfuchsschwanz

Am Beispiel Ackerfuchsschwanz machte Landschreiber klar, die ganz einfachen Lösungen aus der Pflanzenschutzecke ziehen nicht mehr und die einfache Lösung wie Pflügen hilft auch nicht. Jetzt sind die alten Tugenden des Ackerbaus wieder gefragt, die eine ganze Generation von Landwirten wahrscheinlich verdrängt oder zumindest nicht mehr angewendet hat. Das beginnt mit späteren Säterminen und höherem mechanischen Einsatz bis hin zu Hacke und Striegel. Die Stellschrauben, an denen im Marktfruchtbau als erstes mehr gedreht werden muss, um Resistenzen zu begegnen, sind die Integration von Sommerungen in der Fruchtfolge, der Einsatz wendender Bodenbearbeitung und spätere Saattermine. Das sind für Landschreiber die Sofortmaßnahmen, die greifen können. Daraus könnte gleichzeitig auch ein Weg hin zur Imagepflege werden.

Einen völlig neuen Blick auf den Ackerbau und die Fruchtfolgeplanung wirft das Greening. Das Greening ist eine Art Zahlungsversicherung. Verbindliche Umweltschutzanforderungen wurden in die erste Säule der GAP implementiert und sind die Voraussetzung für den vollständigen Erhalt der Direktzahlungen.

Vielfältige Greening Optionen

Das klingt erstmal einfach, ist aber deutlich vielfältiger, als es die Vorstellung Grünstreifen gegen Flächenprämie suggeriert. Das Portfolio an Greeningmaßnahmen beginnt mit dem Anbau von mindestens drei verschiedenen Kulturen mit einem Flächenanteil zwischen 5 und 75 Prozent und der Begrenzung des Umbruchs von Dauergrünland auf maximal fünf Prozent der Betriebsfläche. Außerdem sollen die Landwirte mindestens fünf Prozent (ab 2017 möglicherweise 7 Prozent) ihrer beihilfefähigen Ackerfläche mit Vorrang für den Umweltschutz nutzen (Ökologische Vorrangflächen). Als Beispiele nennt die EU-Kommission Brachflächen, Terrassen, Landschaftselemente wie Hecken oder Feldgehölze, Blühstreifen, Pufferstreifen und Aufforstungsflächen. Die neuen Bedingungen des Greenings sind aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes erforderlich, um die Agrarpolitik stärker am Umweltschutz auszurichten und die öffentlichen Gelder für den Agrarsektor zu legitimieren.

Deutlich wurde auf der DLG-Pflanzenbautagung und aus der Zwischenbilanz, die dort erstellt wurde, dass es nicht die eine Lösung geben wird, darin sind sich Beratung und Praxis einig. Beim Greening wird es ganz verschiedene Schwerpunkte für unterschiedliche Regionen beziehungsweise Betriebe geben.

Das Greening ist in dieser Saison gestartet und mit Anlaufschwierigkeiten ins Rennen gegangen. Die landwirtschaftlichen Betriebe standen gleich zum Start des Greenings vor dem Problem, dass die ackerbaulichen Anforderungen, nämlich der Aussaatzeitpunkt, schneller da waren, als die endgültigen Vorstellungen und Regelungen der EU-Kommission.

Die Vorstellungen und Konkretisierungen durch die EU-Kommission liefen dem Arbeitsrhythmus und den anstehenden Feldarbeiten hinterher, kommentierte Detlev Dölger von der Hanse-Agro Beratung und Entwicklung GmbH, Gettorf, so dass es nicht selten zum Beispiel bei Waldrandstreifen zu extra Umbrüchen kam, um die Greeningmaßnahmen noch zeitgerecht umsetzen zu können.

Zwischenfrüchte haben Limits

Gerade bei Zwischenfrüchten als Maßnahme kann das Greening an Grenzen stoßen, darin waren sich Beratung und Praxis einig. Ein großes Thema ist die Hygiene in Folge von Fruchtfolgeschädlingen. Sie können Probleme verstärken, die in der Fruchtfolge bekämpft werden. Beispielsweise besteht eine Gefahr darin, dass die Nematodenvermehrung deutlich ansteigen kann, um den Faktor Sieben, wurde berichtet. In Hackfruchtfolgen scheidet der Zwischenfrüchteanbau in der Regel ohnehin aus.

Den Praktikern und Beratern stellt sich auch die Frage der Düngung beim Zwischenfruchtanbau und ob die Ziele der Zwischenfrucht ohne Gaben von Mineralischem Dünger überhaupt erreicht werden können. Zu Engpässen kann der Anbau von Leguminosen für die spätere Fruchtfolge führen, besonders in Weizenfruchtfolgen. In Trockengebieten muss gerade der Anbau von Zwischenfrüchten unter der Legitimierung der Ressource Wasser gesehen und geprüft werden. Dann stehen sich der Wasserverbrauch und die Verdunstungsminimierung im Winter möglicherweise gegenüber.

Positive Effekte für den Bürger

Die Diskussion in Bernburg unter den Praktikern und Beratern zeigte, dass sich die Möglichkeiten des Greenings auf einem schmalen Weg zwischen pflanzenbaulichem Mehrwert und ökologischem Deckmantel bewegen. Die Wirkung in der Öffentlichkeit und die positive Wahrnehmung vieler Maßnahmen, wie Blühstreifen oder Landschaftselemente, durch die Bevölkerung kann als ein Resumee der Diskussion und Auswahl der Greening Elemente jedenfalls positiv verbucht werden, das zeigen die ersten Erfahrungen, die auch in Bernburg bestätigt wurden.

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