Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Klimawandel stellt Bayern in allen Lebensbereichen vor neue Herausforderungen - auch die Natur in der Stadt. Das betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf heute in München.

Naturgerechte Grünanlagen spenden Schatten

"Die lebenswerte Stadt der Zukunft braucht grüne Oasen. Hitzestress und Trockenheit können das Wachstum von Stadtbäumen beeinflussen. Naturgerechte Grünanlagen sorgen für Luftbefeuchtung und Windschneisen, spenden Schatten und puffern Hitze. Klimasichere Stadtbäume spielen in Zukunft eine wichtige Rolle für das Mikroklima in der Stadt."

Schon heute lebt ein Drittel der Menschen in Bayern in Städten. Bis 2050 werden weltweit sogar zwei von drei Menschen in städtischen Gebieten leben. Wissenschaftler der TU München haben deshalb untersucht, wie sich das Wachstum zweier häufig gepflanzter Stadtbaumarten, der Winterlinde und der Robinie, unter dem Einfluss des Klimawandels verändert. Dafür wurden Stadtbäume an Straßenzügen, öffentlichen Plätzen und Parks in München und Würzburg auf ihr Wuchsverhalten untersucht. Bis Mitte 2017 wird das Projekt auf weitere wichtige Baumarten der Stadtnatur ausgedehnt, wie Ahorn, Platane und Kastanie. Mit Hof, Bayreuth und Nürnberg wird auch die Auswahl der untersuchten Städte erweitert. Ergebnis wird ein Leitfaden für Kommunen sein, mit dem die Stadtnatur erfolgreich an den Klimawandel angepasst werden kann. Das Bayerische Umweltministerium fördert das Forschungsprojekt mit rund 145.000 Euro.

Die Ergebnisse der ersten Projektphase zeigen, dass die Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern vom Alter und der Baumart abhängt und große Unterschiede aufweisen kann: So speichert eine junge, bis 30 Jahre alte Winterlinde in Würzburg derzeit rund 10 Kilogramm Kohlenstoff pro Jahr, eine bis zu 100 Jahre alte Winterlinde bis zu 160 Kilogramm Kohlenstoff pro Jahr. Schreitet der Klimawandel weiter voran, rechnen die Experten für ältere Winterlinden im heißeren und trockeneren Würzburg mit einem deutlichen Rückgang der Kohlenstoffbindung um rund die Hälfte. Die positiven Auswirkungen der Bäume auf den Klimawandel gehen damit deutlich zurück. Dagegen werden Robinien, die über eine hohe Trockenresistenz verfügen, in München unter den gleichen Klimabedingungen weiter Kohlenstoff speichern können: eine Robinie mit einem Alter bis zu 30 Jahren rund 20 Kilogramm Kohlenstoff pro Jahr, mit einem Alter bis zu 100 Jahren über 200 Kilogramm Kohlenstoff pro Jahr.

Scharf: "Die Ergebnisse zeigen, dass wir zügig auf den Klimawandel reagieren müssen. Dabei leistet die Wissenschaft einen wichtigen Beitrag, den wir auch in Zukunft weiter vorantreiben werden. Die Klimaforschung ist eine wesentliche Säule der bayerischen Klimapolitik." Bereits einfache Maßnahmen können für die Stadtbäume hilfreich sein, wie etwa vergrößerte Pflanzgrube oder die Verwendung von besser wasser- und nährstoffspeichernden Bodensubstraten. Das Bayerische Umweltministerium hat die erste Phase des Forschungsprojekts mit 200.000 Euro gefördert.

 

 Links zu diesem Thema:

Empfohlen für Sie: