Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

So jedenfalls schwärmte Zoodirektor Prof. Dr. Dieter Jauch bei der Eröffnung des Menschenaffenhauses in der Wilhelma vor knapp zwei Jahren. Zeit also für einen Rückblick auf dieses überaus anspruchsvolle Projekt, das bei der Realisierung seiner intensiven Dachbegrünung hohe technische und logistische Anforderungen an die beteiligten Unternehmen stellte.

Das neue Menschenaffenhaus der Wilhelma Stuttgart - eine gelungene Kombination von Architektur und Natur

Eindrucksvoll sind die begrünten Steildachbereiche (Fotos: Optigrün / Garten Moser)

Begrünter Bergrücken in S-Form und mit hohen technischen Anforderungen

Das neue Menschenaffengehege liegt auf dem topografischen Hochpunkt des Landschaftsparks. Der Baukörper bildet einen S-förmig geformten künstlichen Bergrücken, der sich zwischen dem vorhandenen historischen Baumbestand hindurch schlängelt und an seinen gebogenen Enden scheinbar im Erdreich verschwindet. Hierzu bildeten die Planer die Dachflächen als „natürliche Hügellandschaft“ aus; zwei im Grundriss gebogene Dächer sind zusätzlich sowohl in Längs- als auch Querrichtung gekrümmt – gleichsam wie zwei geschichtete Erdplatten, geformt aus gefalteten polygonalen Stahlbetonplatten. Diese Dachschalen wurden aufwändig begrünt und gehen aus einer Höhe von 7,50 Metern fließend in den angrenzenden Landschaftspark der Außengehege über.

Hohe Anforderungen an die Bautechnik und Statik stellten die großen Spannweiten der Dachelemente und die hohen Lasten aus der Begrünung. Zur natürlichen Belichtung der Innengehege wurden die Dachflächen großflächig perforiert und mit Oberlichtern versehen. Deren unregelmäßige Aussparungen und die schrägen unregelmäßigen Beton-Aufkantungen an den Dachrändern und entlang der Oberlichter erhöhten die Komplexität des Gewerkes.

Komplexe Dachform – herausfordernde Umsetzung

Durch die außergewöhnliche Formgebung wechseln sich Flach- und Steildachbereiche ab. Optigrün-Partnerbetrieb Garten-Moser realisierte eine funktionsfähige Dachbegrünung mit zwei unterschiedlichen Begrünungsaufbauten mit verschiedenen Optigrün-Produktlösungen: über 15 ° Grad geneigte Dachflächen erhielten eine Steildachbegrünung mit Vegetationsmatten als flächige Begrünung, flacher geneigte Bereiche erhielten eine Trockenansaat. Beide Begrünungsaufbauten wurden mit über 1.000 verschiedenen Stauden, Gräsern und Gehölzen bepflanzt.

Die Gewerkplanung und Umsetzung der intensiven Dachbegrünung erstreckten sich über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren. Die bearbeitete Dachfläche beträgt ca. 1400 m2, die Dachneigung ist in Teilbereichen bis zu 43 ° Grad steil. Durch die 50 cm starke Substratschicht treten bei dieser Gefällesituation enorme Schubkräfte auf, zudem muss ein Abschwemmen der Begrünung und Substratauflage bei starken Niederschlägen verhindert werden.

Die Reutlinger Spezialisten unter der Leitung des erfahrenen Geschäftsführers Martin Hankiewicz lösten diese Aufgabe durch den Einbau von 150 Metern Betonschubschwellen bzw. -sparren; diese wurden mit Edelstahl-Gestängen an in den Dachaufbau integrierten Abhängepunkten montiert. Für eine effiziente Drainage wurden ca. 400 Meter Entwässerungsleitungen unter der Substratschicht verlegt. Die Wasserversorgung der grünen Hügellandschaft übernimmt eine vollautomatische Beregnungsanlage mit rund 100 versenkbaren Sprühregnern.

Zum zusätzlichen Fixieren des Substrats wurden in allen Steilflächen Schubsicherungen verlegt, besondere Aufmerksamkeit erforderten hierbei die Bereiche zwischen den Beton-Schubschwellen. Vor dem Einbringen der bis zu 50 cm starken Schicht wurde großflächig Filtervlies verlegt sowie die Kontrollschächte und Drainageplatten installiert. Nach der Begrünung installierten die Dachbegrüner noch Pflegewege aus Rasenwaben und Gitterrosten und verlegten die Vegetationsmatten. Die Bepflanzung erfolgte mit über 800 Stück Stauden und Gräsern sowie über 200 Gehölzen; die Kunstfelsen entlang der Dachkanten wurden befüllt und ebenfalls bepflanzt.

Ein besonderes Handicap während der gesamten Bauzeit war die beengte Baustellensituation; so mussten die zahlreichen Schwerlast-Elemente sowie die komplette Substratmasse mit ca. 870 m3 über Krane und Silofahrzeuge unmittelbar flächig eingebracht werden, um hohe Punktbelastungen zu vermeiden.

Bautafel

  • Objekt: Menschenaffenhaus Wilhelma Stuttgart
  • Baujahr: 2012/13
  • Flächengröße Dachbegrünung: 1.400 m²
  • Bauherr: Wilhelma, Stuttgart
  • Architektur: Hascher Jehle Architektur Planungsgesellschaft mbH, Berlin
  • Außenanlagen: Möhrle & Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA, Stuttgart
  • Dachabdichtung: REFA Dachbau GmbH, Freiberg a. N.
  • Dachbegrünung: Optigrün-Partnerbetrieb Garten-Moser GmbH & Co. KG, Reutlingen

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