Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

„Wasser - Brunnen - Gärten. Die Zisterzienser und ihre Klöster“: das ist der Titel einer kleinen Ausstellung, die jetzt im Kreuzgang des einstigen Zisterzienserklosters Bebenhausen zu sehen ist. Sie gehört zum Programm der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im Themenjahr 2016 „Die Welt der Gärten“.

Die Welt der Gärten

Klosters Bebenhausen

Zehn Tafeln zur Gartenkultur der Zisterzienser

Fünf Tafeln informieren über die Wirtschaftsweise der Zisterzienser im Allgemeinen, fünf weitere beschreiben einzelne Ordensniederlassungen im heutigen Baden-Württemberg: Maulbronn, Salem – das mit zwei Tafeln vertreten ist – , Schöntal und Kloster Bebenhausen. Die vier Klöster, allesamt großartige Denkmäler der bemerkenswerten Zisterziensertradition im Land, zeugen von der Garten- und Landwirtschaftskultur des berühmten Ordens.

Kreuzgarten und Wirtschaftsbetrieb

Klostergärten sind legendär - stille Kreuzgärten im Schatten der Klosterkirche, Beete mit Heilkräutern, von den Klosterbewohnern mit über Jahrhunderte gesammeltem Wissen bearbeitet. Die Realität ist aber viel mehr: Klöster waren produktive Wirtschaftsbetriebe. Dass die Ordensregel des heiligen Benedikt – ora et labora – das Arbeiten als gleich wichtig wie das Beten ansah, trug zum Erfolg bei. Weltliche Herrscher setzten daher die Mönche als Kolonisatoren ein und siedelten neue Klöster gezielt in unwirtlichen Gegenden an. Besonders die Zisterzienser eroberten sich den Ruf von großer Tüchtigkeit. Tatsächlich waren sie erfolgreiche Großgrundbesitzer und erwarben oft beträchtlichen Wohlstand.

Zisterzienser Prägten das Landschaftsbild

Mit den Klöstern der Zisterzienser verbindet sich, neben der Schönheit der Architektur, vor allem eines: die durchgreifende Prägung ihrer Umgebung. Fast sprichwörtlich sind die zisterziensischen Kulturlandschaften, die aus diesem Wirken der Mönche entstanden. Früher nahm man an, dass Zisterzienserklöster gezielt in der Einöde angesiedelt wurden, um die Wildnis zu erschließen. Heute weiß man, dass die Zisterzienser oft in schon gerodetem und bewirtschaftetem Land siedelten. Aber dennoch ist die Leistung der mittelalterlichen Konvente eindrucksvoll – und häufig heute noch zu sehen.

Raffinierte Wassertechnik

Zentral war dabei die Wasserwirtschaft der Zisterzienser: Jedes der Klöster stand an einem Ort mit fließendem Wasser, sodass die Klausur der Mönche und ebenso die Wirtschaftsgebäude stets mit frischem Wasser versorgt wurden. Man legte Kanäle, Reservoire, Wehre und Stauseen an, die weit in die Landschaft ausgriffen. Wasserversorgung und Fischzucht gingen Hand in Hand – die Fische waren für ein Kloster mit seinen strengen Fastenregeln Grundnahrungsmittel. Zu wahren Meistern entwickelten sich die Zisterzienser in den Sonderkulturen von Wein und Obst. Ihre Weinberge sind oft heute noch sichtbar und in Betrieb, so etwa in Maulbronn oder bei Salem. Die sorgfältige und kluge Art der Landwirtschaft der Zisterzienser prägte das Landschaftsbild: Wo sie aktiv waren, erscheint die Umgebung bis heute wie ein fruchtbarer, paradiesischer Garten.

Der Kräutergarten in Bebenhausen

Kloster Bebenhausen in seiner ländlichen Schönheit hat viel von einem gepflegten Dorf: Um das einstige Zisterzienserkloster steht ja auch tatsächlich seit Jahrhunderten ein Dörfchen mit Bauerngärten und Obstbäumen, sodass Kloster und Dorf insgesamt als schützenswertes Denkmal gelten. Vor dem Eingang zur Klausur von Bebenhausen gedeiht seit Jahren wieder ein kleiner Kräutergarten in klösterlicher Tradition, in dem alte Heilpflanzen an den Garten der Mönche

erinnern. Klöster und Heilkunde – das ist eine alte Verbindung. Eine wichtige Rolle spielte dabei immer das überlieferte Wissen um die Wirkung der Kräuter. Viele der medizinischen Kenntnisse der Antike erhielten sich über Jahrhunderte in Klosterbibliotheken. Weil Klöster oft ihre Umgebung medizinisch versorgten, sammelte sich hier viel Erfahrungswissen. Schon früh zog man in den Klostergärten Heilpflanzen.

Der Kreuzgarten

Umschlossen von allen Seiten, geschützt vor Feinden und wilden Tieren, ein Ort der Stille, des Friedens und der Kontemplation. So präsentiert sich der Kreuzgarten als Zentrum des Klosters – und fasziniert wie im Schönbuchkloster Bebenhausen bis heute. Zur Symbolwelt des Mittelalters gibt es vielfältige Bezüge: Zum einen dachte man sich das Paradies als einen umfriedeten Garten. Zum anderen war der verschlossene Garten, der „hortus conclusus", ein Sinnbild für die Jungfräulichkeit der Gottesmutter Maria.

Wasserversorgung im Kloster. Der Ziehbrunnen

Wasser spielte im Mittelalter eine wichtige Rolle. Das Trinkwasser der Klöster stammte aus Quellen, manchmal auch aus Zisternen oder Brunnen. Vor Kurzem konnte dieser Ziehbrunnen vor der Wildkammer freigelegt werden. Zum Vorschein kam eine achteckige Brunnenschale aus Sandstein, der Schacht des Brunnens ist ca. 20 Meter tief. Aus Hygienegründen verfügten Zisterzienserklöster über getrennte Leitungssysteme für Trink- und Brauchwasser sowie für die Entsorgung der Abwässer.

Schloss-Card Plus offnet die Tore

Die Ausstellung „Wasser - Brunnen - Gärten. Die Zisterzienser und ihre Klöster" ist in Kloster Bebenhausen im Kreuzgang zu sehen. Sie ist zugänglich während der normalen Besichtigungszeiten von Kloster Bebenhausen. Informationen über alle Gärten, die Veranstaltungen im Gartenjahr und die Dauerausstellungen finden sich im Internet unter www.welt-der-gaerten2016.de oder im Internetportal (siehe Link). Für alle, die mehrere Orte besuchen wollen, empfiehlt sich die neue „Schlosscard Plus". Sie bietet den Eintritt in 24 Monumente und obendrein die Teilnahme an vier Veranstaltungen des Themenjahrs Garten für nur 36 Euro und ist in allen Schlössern, Klöstern und Gärten erhältlich.

Öffnungszeiten des Kloster Bebenhausen

Mo 9.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 18.00 Uhr

Di – So 9.00 – 18.00 Uhr

Eintritt

Erwachsene 4,50 €, ermässigt 2,20 €, Familien 11,20 €

Audioguide 1,50 €

 

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