Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Vom 26.05.-29.05.2016 reiste eine Gruppe von Landschaftsgärtnern zur „Chelsea Flower Show 2016“ nach London, der wohl größten Blumen- und Gartenschau weltweit. Der Verband Garten- und Landschaftbau Baden-Württemberg hat seinen Mitgliedern erneut die Möglichkeit geboten, diese einmalige Ausstellung zu besuchen.

Die Reisegruppe im Garten Great Dixter

Sheffield Park = Werner Molitor (vorne links) vor einem 100 jährigen Rhododendron

Penthurst = Eibenhecke mit kugelförmiger Eibe und Sichtachse zum Herrenhaus (Fotos: VGL BW)

„Die Chelsea Flower Show, die anschließenden Besichtigungen des Sheffield Parks und der Gärten von Penshurst Place und Great Dixter, alle fachkundig begleitet von Werner Molitor, haben uns begeistert und inspiriert“, so Wolfgang Weber, Vorsitzender der Region Stuttgart im VGL Baden-Württemberg. „Wir haben nicht nur viele neue Eindrücke gesammelt, sondern auch viele neue Ideen im Gepäck.“

Chelsea Flower Show

Die Ausstellungsgärten auf der Chelsea Flower Show beeindrucken nicht nur durch die große Anzahl an Pflanzenarten, sondern auch durch die Sortenvielfalt. Es gibt es Gärten mit bis zu rund 100 verschiedenen Arten und 2 bis 5 Sorten pro Art. Das gilt sowohl für die verwendeten Stauden als auch für die Gehölze. So entstehen harmonische, aber auch spektakuläre Kombinationen mit Farben und Formen, es können die verschiedensten Sorten präsentiert und verglichen werden. Hochwertig gestaltete Prospekte zu jedem Garten enthalten neben der Gartenbeschreibung und einer grafischen Gartendarstellung auch die exakte Pflanzliste. Alle Gärten vermitteln dem Betrachter den Eindruck, als stünden sie bereits seit Jahren an dieser Stelle und nicht erst seit wenigen Wochen. Nicht nur jeder Garten, sondern jeder Ausstellungsstand ist mit sehr viel Liebe zum Detail gestaltet und gebaut. Ob Gewächshäuser, Gartenmöbel, Blumenkübel oder Rasenmäher präsentiert werden, es wird immer auf eine hochwertige, geschmackvolle und natürlich pflanzendominierte Dekoration geachtet.

Seit 1913 findet das Garten-Festival statt. Es findet auf dem Gelände der Royal Hospital Chelsea, einer Fläche von 4,5 Hektar statt. In diesem Jahr wurden rund 200.000 Eintrittskarten verkauft. In der Stadt sieht man schon seit Monaten Transparente mit: „Sold out“. In langen Warteschlangen stehen Besucher um zurückgegebene Karten an. Auf dem Schwarzmarkt werden bis zu 600 Euro für eine Karte geboten. Die Kosten für die Ausstellungsflächen sind extrem hoch. Eine Fläche für einen der Mustergärten liegt ungefähr bei 300.000 Pfund, dazu kommen Auf- und Abbaukosten von 150.000 bis 200.000 Pfund. Dies ist nur möglich, da sich Sponsoren (Versicherungen, Banken, Immobilienfonds) dafür finden.

Drei ausgewählte Gärten

Der Landschaftsgarten Sheffield Park liegt in der Grafschaft Sussex, der seit 1954 im Besitz des National Trust ist. Das Herrenhaus, das Mitte des 18. Jahrhunderts im neugotischen Stil errichtet wurde, ist noch in Privatbesitz. Der Park umfasst eine Größe von ca. 5 Hektar. Fünf angelegte Seen, die durch Kaskaden miteinander verbunden sind, gliedern den Park und halten die Blickachsen, insbesondere auf das Herrenhaus, frei. Besonders beeindruckend sind die Spiegelungen des Herrenhauses und der großen Bäume in den See. In diesem Park wachsen auch frostempfindliche Arten wie z. B. immergrüne Magonlien, Palmen (Trachycarpus fortunei), Camelien und Rhododendren, die in dem besonderen Klima des Parks hervorragend gedeihen. Die ältesten Bäume sind bis zu 180 Jahre, andere mehr als 100 Jahre alt. Die riesigen und bis zu 100 Jahre alten Rhododendern, Azaleen und Camelien geben dem Park die Farbaspekte, während die Laub- und Nadelbäume für einen in vielen Grüntönen wechselnden Hintergrund sorgen und dem Betrachter ein abwechslungsreiches und harmonisches Bild bieten.

Der Garten von Penshurst Place mit seinem aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammenden Herrenhaus liegt in der Grafschaft Kent und ist einer der größten ummauerten Gärten Englands. In den letzten 3 Jahrhunderten hat sich die Anlage dieses Gartens kaum verändert. Auf dem 4 Hektar großen Gelände finden sich verschiedene Gartenstile, wie zum Beispiel ein italienischer Garten, ein Flaggengarten, ein heraldischer Garten und als Kontrast ein Obstgarten und ein Nussgarten. Besonders beeindruckend sind die akkurat geschnittenen Eiben, die als lange Hecken die Gärten begrenzen oder zu großen Kugeln geschnitten sind. Entlang dieser Hecken sind Pflanzbeete mit Pfingstrosen oder sogenannte „Borders“, also Pflanzbeete mit Pflanzungen in Blau- und Farbtönen angelegt. Sichtachsen z. B. auf das Herrenhaus sorgen für Orientierung in diesem großen Garten.

Der Garten von Great Dixter liegt in der Grafschaft von East Sussex und ist, wie im Übrigen alle besuchten Gärten, von einer malerischen Landschaft aus Wiesen, Hecken und Baumreihen umgeben. Dieser 2,5 Hektar große Garten besteht seit über 100 Jahren und wurde von den Eltern des Schriftstellers und Gärtners Christopher Lloyd erworben. Er entwickelte den Garten in seinem eigenen Stil weiter. Farb- und Formkombinationen stellten für ihn besondere Herausforderungen da und er probierte ständig neue Ideen aus. So fasziniert dieser Garten durch eine Vielzahl unterschiedlichster Gartenräume mit „Mixed Borders“, gemischten Rabatten aus Bäumen, Sträuchern, Stauden, ein- und zweijährigen Pflanzen und Kletterpflanzen.

„Diese Reise hat einmal mehr gezeigt, durch die große Auswahl an Pflanzen und die stete Weiterentwicklung neuer Sorten, die auf den Markt kommen oder die Wiederentdeckung alter Sorten können wir Landschaftsgärtner jeden Garten zu einem individuellen Einzelstück gestalten“, so Wolfgang Weber „eine Herausforderung, die wir immer wieder gerne annehmen und weiterentwickeln.“

 

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