Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Größer, glatter, moderner - nach diesen Kriterien, könnte man meinen, werden heutzutage Pflasterbeläge für innerstädtische Straßensanierungsmaßnahmen ausgewählt, wenn man einmal zahlreiche aktuell abgeschlossene Bauvorhaben betrachtet. Egal ob moderne Fußgängerzone oder historischer Rathausplatz - sehr häufig versuchen Planer mit „großformatigen“ Elementen bei einer Sanierung besonders moderne Akzente zu setzen.

Vorher: Die Straße „Auf der Wurth“ im niedersächsischen Bad Zwischenahn befand sich vor ihrer Sanierung in einem sehr schlechten Zustand. (Foto: Gemeinde Bad Zwischenahn)

Nachher: Das Pflaster Figura-Fusion im Format 21 x 7 cm kommt dem ursprünglichen Klinkerpflasterbelag sehr nahe. (Foto: Heinrich Niemeier GmbH & Co. KG)

Was oft gut gelingt muss aber vielleicht nicht überall angebracht sein. Insbesondere in ländlichen Gebieten findet man nicht selten eine historische Flächenbefestigung z.B. aus Natursteinen oder Klinkerpflaster vor, die im Grunde auch nach einer Sanierungsmaßnahme von ihrem Charakter her erhaltenswert wäre. Hier ergibt sich jedoch häufig das Problem, der schlechten Begehbarkeit und vor allem der geringen Belastbarkeit derartiger Beläge, weshalb Planer in solchen Fällen gerne nach Alternativen suchen. Eine gute Lösung haben die Gemeinden Bad Zwischenahn im Ammerland und Goch am unteren linken Niederrhein gefunden. Hier setzten die Planer bei der Sanierung innerörtlicher Straßenzüge im Gegensatz zur Verwendung neuer moderner großformatiger Beläge mit einem ganz bestimmten Riemchenpflaster aus Beton auf eine Reminiszenz an historische Flächenbefestigung.

Die Klinkerfahrbahn der etwa 200 Meter langen Straße „Auf der Wurth“ im niedersächsischen Bad Zwischenahn westlich von Oldenburg, war über die Jahre so stark geschädigt, dass reine Ausbesserungsarbeiten nicht mehr wirtschaftlich erschienen. Dipl.-Ing. Constanze Schlichting vom Tiefbau- und Grünflächenamt der etwa 28.000 Einwohner zählenden Gemeinde schildert die Hintergründe der Maßnahme: „Obwohl es sich bei der Straße nur um eine 30er Zone handelt, waren die Fugen des Klinkerpflasters so weit auseinander gegangen, dass die gesamte Oberfläche sehr stark in Mitleidenschaft gezogen war. Anwohner beklagten schon länger den hohen Geräuschpegel, den Autos auch bei langsamer Fahrt über das holperige Pflaster erzeugen.“ Da in der Straße auch der Regenwasserkanal und die Trinkwasserleitungen erneuert werden mussten, entschied sich die Stadt für eine grundlegende Erneuerung des etwa 1.500 Quadratmeter umfassenden Straßenbelages.

Gefordert: ein leiser, gut begehbarer Belag, der auch dauerhaft ohne Schaden bleibt

Constanze Schlichting zu den Anforderungen: „Gefordert war ein leiser, gut begehbarer Belag, der auch dauerhaft ohne Schaden bleibt und sich dabei noch harmonisch in das norddeutsche Ambiente einfügt. Aus diesem Grund haben wir nach einer Alternative gesucht, die dem bisher verbauten Klinkerriemchen optisch sehr nahe kommt und dennoch alle funktionalen Anforderungen erfüllt.“ Fündig wurden die Planer bei einem Beton-Riemchenpflaster aus dem Cloppenburger Werk des Betonsteinherstellers Heinrich Niemeier. Constanze Schlichting erklärt die Gründe: „Das Pflaster mit dem Namen Figura-Fusion erfüllte genau die geforderten Anforderungen. Zum einen weist es mit 21 x 7 cm dasselbe Format auf, wie der ursprüngliche Klinkerpflasterbelag. Da es auch farblich werkseitig extra auf die ursprünglichen Brauntöne angepasst wurde, kommt es optisch der vorherigen Klinkerstraße sehr nahe. Dank einer nur minimal ausgeprägten Fase halten sich die Fahrgeräusche auf diesem Belag ebenso in Grenzen.“ Zur optischen Auflockerung verbauten die Planer auf den 6 Parkplätzen am Straßenrand alte noch brauchbare Klinker.

Fusion: Nockensystem verhindert Verschiebungen

Einen weiteren Vorteil sieht man der im August 2015 fertig gestellten Fläche aber auf den ersten Blick gar nicht an: Dank eines speziellen Verzahnungssystems mit seitlichen Verbundnocken der Betonsteine, ist die kraftschlüssige Verbindung der Steine und somit ein dauerhafter Schutz gegen Verschiebungen innerhalb der Fläche gewährleistet. „Die notwendige Fuge wird daher systembedingt stets eingehalten“, so Schlichting. „Die Fugen bleiben so dauerhaft mit Fugenmaterial gefüllt und können ihre Funktion als elastischer Puffer zwischen den Steinen in idealer Weise erfüllen. Schub- und Horizontalkräfte werden abgepuffert und auf die gesamte Fläche übertragen. Die Probleme von Verschiebungen, wie wir sie mit dem alten Klinkerpflaster hatten, dürften hiermit also nicht auftreten.“

Ganz ähnlich verhielt es sich bei der Sanierung einzelner Straßenzüge in der Innenstadt von Goch am Niederrhein. Auch hier suchten Planer nach einer passenden Lösung, den aus den 80er Jahren stammenden defekten Porphyr- und Basaltpflasterbelag zu ersetzen. Weil sich die Anforderungen hier ähnlich darstellen, wie im oben geschilderten Fall, sind die Verantwortlichen der Stadt nun mittlerweile seit 2014 dabei, die Fußgängerzone sowie angrenzende Bereiche nach und nach ebenso mit dem Pflaster Figura-Fusion aus dem Hause Niemeier zu sanieren.

Alles kommt wieder: Bewusste Entscheidung gegen eine Modernisierung

Hierzu Dipl.-Ing. Bernd Verheyen von der Gocher Stadtentwicklungsgesellschaft: „Dieses Riemchenpflaster hat einfach optisch am besten zum vorhandenen Bestand in unserer Innenstadt gepasst. Gleichzeitig bietet es uns dank der besonderen Abstandhaltertechnologie auf den mittlerweile etwa 3.000 Quadratmeter sanierten Flächen ausreichend Stabilität, denn schließlich wird die Fußgängerzone auch in nicht unerheblichem Maße von Lieferfahrzeugen belastet“, so Verheyen.

Bei beiden Objekten haben sich die Planer ganz bewusst nicht für eine Modernisierung durch die Verwendung großformatiger Elemente entschieden. Im Gegenteil: Beide Beispiele stellen eine Reminiszenz an historische Flächenbefestigung dar.

 

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