Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

115 Landschaftsgärtner aus der Region Stuttgart folgten im Juni 2016 der Einladung der Hahn Gruppe nach Plochingen zur Regionalversammlung, wo sich das familiengeführte Autohaus mit interessanten Produkten präsentierte. Aktuelle Informationen zum Verbandsgeschehen, aber auch über die Branche, gab es vom Geschäftsführer des Verbandes Garten- und Landschaftbau Baden-Württemberg e.V. (VGL), Reiner Bierig.

Reiner Bierig berichtete über das aktuelle Verbandsgeschehen.

Unternehmensberater Alexander Tockuss (re), der in seinem Vortrag jede Menge Anregungen bot, um die Ertragskraft eines Unternehmen rasch wieder zu steigern, begleitet Jörn Schmitt (li) nun schon seit ein paar Jahren mit Erfolg. (Fotos: Petra Reidel)

Unternehmensberater Alexander Tockuss stellte in seinem Vortrag schnell umsetzbare Möglichkeiten zur Ertragskraftverbesserung vor, die vom GaLaBau Kollegen Jörn Schmitt bereits alle mit Erfolg umgesetzt wurden.

Starker regionaler Partner

Roland Beeh, Geschäftsführer von VW Nutzfahrzeuge innerhalb der Hahn-Gruppe, stellte das familiengeführte Unternehmen mit seinen unterschiedlichsten Facetten vor. Der Hahn Bulli Club, ein eigener Weinberg in Bad Cannstatt, soziales Engagement in der Region und das Original Curry-Wurst-Mobil von VW, das natürlich auch für die Verköstigung dieser Veranstaltung zuständig war, zählen hierbei zu den Besonderheiten. Die Hahn-Akademie, 31 Niederlassungen mit 1.600 Mitarbeitern und ein neues Porschezentrum ab Sommer 2016 in Böblingen zeigen das breite, aber auch leistungsstarke Spektrum dieser Unternehmensgruppe auf. Der e-UP und e-Golf konnten Probe gefahren werden und die für den GaLaBau interessanten Nutzfahrzeuge waren zur Besichtigung inklusive persönlicher Beratung ausgestellt.

Aktuelles aus der Branche

Im VGL sind zurzeit 730 Mitgliedsbetriebe organisiert. Die Tendenz ist nach wie vor steigend. Auch die Mitgliederzahl in der Region Stuttgart hat sich laut Bierig mit insgesamt 226 Betrieben weiter nach oben entwickelt. Die aktuelle baden-württembergische Konjunkturumfrage ergab einen durchschnittlichen Auftragsbestand von 11 Wochen im Neubau und acht Wochen in der Pflege. Die derzeitige Situation in den Betrieben bekam die Schulnote 2,0, die konjunkturelle Zukunft bewerteten die Unternehmer mit einer 2,3 und somit um 0,1 besser als im letzten Jahr. Mussten im Jahr 2009 noch ca. 12 Angebote zur Erlangung eines Auftrages bei öffentlichen Submissionen abgegeben werden, so reichen hierfür mittlerweile acht. Der Aufwand bei beschränkten Ausschreibungen liegt aktuell bei fünf und der für freihändige Angebote bei drei Stück pro erteiltem Auftrag. Die Betriebsergebnisse gemessen am Umsatz im bundesweiten Kennzahlenvergleich sind laut Reiner Bierig auf einem guten Weg und haben sich durchschnittlich auf über vier Prozent verbessert. Dennoch sieht es der VGL weiterhin als wichtige Aufgabe an, die Betriebe durch Impuls-Seminare und Erfa-Gruppen zu schulen und zu unterstützen.

Peter Hauk ist der neue und alte Landwirtschaftsminister in Baden-Württemberg und auch Staatssektretärin Friedlinde Gurr-Hirsch nimmt diese Funktion in der neuen Landesregierung erneut wahr. Die Kontakte waren früher sehr gut und werden entsprechend wieder neu gepflegt. Arbeitet eine Kommune für eine andere, so ist sie verpflichtet, die Umsatzsteuer auszuweisen.

Wenn ein Betrieb erfährt, dass das nicht geschieht, möchte der VGL gerne hierüber informiert werden, um dieser Sache nachgehen zu können. Ab 1. August erhalten Azubis im dritten Lehrjahr 1.000 Euro Ausbildungsvergütung und Azubis über 18 Jahre bereits 800 Euro ab dem ersten Ausbildungsjahr. In Sachen Rußpartikelfiltern in Baumaschinen wird es laut Bierig immer unwahrscheinlicher, längere Übergangsfristen zu erreichen. Ab 1. August 2016 arbeitet Andreas Haupert, einer der sechs bundesweiten Willkommeslotsen für die Beschäftigung von Flüchtlingen, beim VGL mit und unterstützt die Betriebe, stellt die Kontakte für Fördermaßnahmen und zu der Agentur für Arbeit, aber auch für verschiedene Arbeitskreise her. Die Stelle ist auf zwei Jahre befristet.

Eine weitere Serviceleistung ist der Musterbauvertrag zur Verwendung gegenüber privaten Auftraggebern, den Mitgliedsbetriebe kostenlos beziehen können. Bei der bundesweiten Mitgliederbefragung 2016 beteiligten sich im Schnitt 32,2 Prozent aller Betriebe aus den Landesverbänden. Baden-Württemberg erzielte mit einer absoluten TOP-Beteiligung von 43,11 Prozent der Mitglieder die Spitzenposition. Eine Zahl, die Reiner Bierig auch als Lob für die engagierte Verbandsarbeit in Baden-Württemberg liest. Steigende Schülerzahlen an den Meisterschulen, fünf neue Weiterbildungsseminare für Ausbilder sowie der Ausbau der Fortbildungsangebote an der Deula in Kirchheim lassen weiterhin sehr positiv in die Zukunft blicken.

Schnelle Ertragskraftverbesserung

Welcher Unternehmer wünscht sich nicht, Investitionen aus dem freien Cash-Flow und Prämien an die Mitarbeiter bezahlen zu können, und zwar alles ohne Kredit. Vorstellungen, die für Alexander Tockuss, betriebswirtschaftlicher Berater und seit mehr als 10 Jahren Geschäftsführer der RWT Unternehmensberatung GmbH in Reutlingen, mit wenigen konkreten Maßnahmen erfüllbar sind. Als Basis nennt er Klarheit und Transparenz im Zahlenwesen des Betriebes, wozu eine monatliche Ergebnisermittlung durch BWA, Abgrenzungen und Abschreibungen sowie die Erfassung der Leistungen halbfertiger Baustellen zählen. Zusammen mit einer konsequenten Nachkalkulation lässt sich so ein Unternehmer-Cockpit „bauen", das rasch den notwendigen Überblick bietet. Auch der Einkauf ist keine unwichtige Nebentätigkeit sondern ein probates Mittel, durch gut vorbereitete Lieferantenverhandlungen seinen Gewinn innerhalb weniger Minuten um stattliche Summen zu steigern.

Ebenfalls sehr hilfreich ist es, den Mitarbeitern Ertragsdenken beizubringen und ihnen auch mal vorzurechnen, was eine Produktivitätserhöhung von fünf Prozent dem Betrieb tatsächlich bringt. Weitere Akzente lassen sich beim Auftragsmanagement setzen. Hier empfiehlt Tockuss die kleinen Aufträge direkt beim Kunden zu schreiben und diese auf keinen Fall in den großen betrieblichen Ablauf zu integrieren, da sie nur den Durchsatz verstopfen. Im betrieblichen Organisationsablauf verstecken sich ebenfalls jede Menge gewinnbringende Verbesserungsmöglichkeiten: Beispielsweise kann abgesprochen werden, dass jeden Tag bis 15.00 Uhr die Disposition für den nächsten Tag beim Chef oder Bauleiter liegen muss. Wird abends nicht nur abgeladen, sondern auch gleich wieder aufgeladen, kommen alle Kolonnen morgens früher und zügiger vom Betriebshof. „Ein sehr wichtiger Punkt ist die gute Baustellenvorbereitung. Dazu gehört, die Bauakte rechtzeitig an den Vorarbeiter zu übergeben und die Baustelle gemeinsam zu besprechen. Bei großen Baustellen hilft eine Besichtigung zusammen mit dem Bauleiter und dem Vorarbeiter. Wenn der Vorarbeiter am Wochenende die Bauakte studiert, ist es nur gerechtfertigt, ihm diese Arbeitszeit auch zu entlohnen", schlägt Tockuss vor. „Liquidität ist die Luft zum Atmen für den Betrieb", so der Berater, der dringend rät, Vorauszahlungen von Privatkunden zu fordern, eine wöchentliches Mahnwesen einzuführen, aber auch die Zahlungsziele bei den Lieferanten auszudehnen.

Im eigenen Betrieb ausprobiert und auf den tatsächlichen Erfolg getestet hat dies alles Jörn Schmitt, GaLaBau-Unternehmer aus Hirschberg-Leutershausen. „Ich war mit meinen 25 Mitarbeitern und einem Blutdruck von 200 voll im Hamsterrad", erinnert sich Schmitt, der sich damals Hilfe beim Unternehmensberater Klaus Wolf, dem Vorgänger von Alexander Tockuss holte. „Nach dem zweiten Treffen und einer Reihe von Mitarbeitergesprächen hatte ich fünf Namen auf einer Liste stehen und die Aufgabe, mich von diesen Mitarbeitern zu trennen, damit der Laden wieder läuft. Gesagt getan und es funktionierte wirklich", so Schmitts Erfahrung. Mittlerweile berät ihn Alexander Tockuss und Schmitt durchleuchtet monatlich seine aktuellen Zahlen. „Selbst die längeren Zahlungsziele und höheren Skontobeträge konnten wir bei unseren Lieferanten durchsetzen und sogar die Nachverhandlungen funktionieren", freut sich der Unternehmer. „Der Fehler liegt oft am Anfang, deshalb ist bei unseren neuen Baustellen von vorne herein klar, welche Maschinen und Materialien am ersten Tag mit müssen. Donnerstagnachmittag ist Teamsitzung, hier wird der Wochenplan für die kommende Woche festgelegt und der Termin für größere baustellentechnische Herausforderungen findet jede Woche Montag um 14.00 Uhr statt", ergänzt Schmitt. Bei der Nachkalkulation ist er oft ein bisschen nachlässig, verrät der Unternehmer, der seinen Mitarbeitern sogar die An- und Abfahrtszeiten bezahlt, aber irgendwie muss man einfach auch ein bisschen Mensch bleiben und nicht nur Unternehmer sein, ist Schmitt ganz ehrlich.

 

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