Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Smartphones, die konstanten Lebensbegleiter der jungen Generation, bergen dank der fortschreitenden Digitalisierung des beruflichen Lebens jede Menge kreativer Ausbildungsideen. Wie diese aussehen können, erfahren zurzeit Ausbilder im Garten- und Landschaftsbau in den kostenfreien Schulungen zum Thema Medienkompetenz an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg (LVG).

Smartphone, Tablet und jede Menge Apps: Kennenlernen, ausprobieren und überlegen, was an Technik, Software und Apps Sinn für die Ausbildung macht, ist Inhalt der Fortbildung Medienkompetenz für Ausbilder. (Foto: LVG Heidelberg)

Die Einsatzmöglichkeiten reichen vom fachspezifischen E-Book bis zur Karteikarten-App BRAINYOO, die wunderbar beim Lernen von Pflanzennamen unterstützt. Aber auch wertvolle Gedächtnishelfer wie KOLA, Microsoft OneNote, Wunderlist oder Todoist, sind bei der Projektorganisation fleißige Unterstützer. WhatsApp-Gruppen dienen nicht nur der Kommunikation und Abstimmung, sondern vermitteln bei einem ideenreichen Einsatz sogar Pflanzenkenntnisse.

Schulungen zur Medienkompetenz

Die rasch fortschreitende Digitalisierung macht auch vor dem Beruf des Landschaftsgärtners nicht halt. Umso wichtiger wird es für die Ausbilder, hier mit den Jugendlichen auf Augenhöhe zu bleiben und aus dem riesigen Pool an Tools die besten auszusuchen und zu beherrschen. „Dann macht Ausbildung noch mehr Spaß, denn die Azubis erkennen schnell den Nutzen, sind fit in der Handhabung und motiviert dabei", erklärt Claudia Schmidt, Ausbildungsberaterin im Gartenbau für den Regierungsbezirk Karlsruhe. Kompetente Unterstützung bieten hier zurzeit die Schulungsmodule „Digitale Medien in der Berufsausbildung im Garten- und Landschaftsbau", die an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg angeboten werden.

Das erste Modul umfasste die Einführung in die Welt der Smartphones und Tablets und gab Hilfestellungen und Informationen für geplante Software- und Hardware-Investitionen. Die Vorstellung von verschiedenen Apps und Lernanwendungen war der Schwerpunkt des zweiten Moduls, Ende Juli 2016. Insgesamt gibt es drei Gruppen, in welchen die Teilnehmer aus Unternehmen und Kommunen speziell nach ihrem Wissensstand von einem sehr kompetenten LVG-Team geschult werden.

KOLA ohne Coca, Exchange und E-Books

Die KOLA-App ist ein Forschungsprojekt der Handwerkskammer Saarland. In ihr steckt die Idee, einen fachlichen Austausch zwischen Azubis, Ausbildern, Überbetrieblicher Ausbildung und Berufsschule zu ermöglichen. KOLA hilft bei der Dokumentation von Arbeitsprozessen. „In KOLA können Arbeitsaufträge beispielsweise in exakten Teilschritten dokumentiert werden", erklärt Monika Dyballa, die zusammen mit Frank Hemrich diese Fortbildung leitet.

„Das ist ideal, wenn die Azubis kleine Projekte alleine erledigen sollen, denn alle KOLA-Nutzer haben Zugriff auf dieses Wissen." Natürlich steckt hinter einer Erstdokumentation, wie beispielsweise zum Thema Rasen-Ansaat, ein entsprechender Zeitaufwand, aber eben nur einmal für alle Nutzer. „Zudem können die Azubis hier ihre eigenen Projekte mit Bildern und Texten dokumentieren, der Chef kann diese live einsehen, eventuell sogar aus der Ferne steuern und weiß, was wie erledigt wurde", so Dyballa, die darauf hinweist, dass solche Dokumentationen zudem für das Berichtsheft genutzt werden können.

Die wichtigsten Informationen aus der Schule oder der Überbetrieblichen Ausbildung können in KOLA aufgenommen werden und sind so immer zum Nachlesen in der Hosentasche mit dabei. „Wenn KOLA für die Teilnehmer der Medienkompetenz-Schulungen mehrheitlich interessant ist, übernimmt die LVG gerne das Einpflegen entsprechender Lernmittel und Anweisungen zum Thema Vegetationstechnik", so Dyballas Angebot.

„Microsoft Exchange, eine Office Erweiterung, bietet Dienste, von denen die wenigsten Anwender Gebrauch machen", weiß Holger Strunk und führt in die Finessen der weit verbreiteten Server-Umgebung ein. Nachrichten zurückrufen, kurze Umfragen im Kollegenkreis initiieren, den Terminplanungsassistenten nutzen oder bestimmte Regeln für das Filtern und Sortieren eingehender E-Mails anwenden, waren dabei nur einige der besprochenen Punkte.

Über 100 Fachbücher hat der Ulmer-Verlag aus Stuttgart der LVG im Rahmen einer Kooperation zur Verfügung gestellt, wodurch diese nun für die Teilnehmer, aber auch für die Meisterschüler kostenlos nutzbar sind. Bernd Hoffstedde erläuterte die App PDF Expert, mit welcher es nicht nur möglich ist, die Bücher zu lesen, sondern Lesezeichen zu setzen, ganze Passagen mit dem Textmarker zu unterstreichen, eigene Notizen einzufügen oder nach Stichworten zu suchen. Das fühlt sich fast wie echtes Blättern und Arbeiten in einem Buch an. Mit Hilfe der vorhandenen iPads war das Ausprobieren vor Ort für alle Teilnehmer möglich und Fragen konnten sofort von Hoffstedde beantwortet werden.

Im Herbst wird es eine App für das Online-Berichtsheft geben, die es ermöglicht, bereits bei der Rückfahrt von der Baustelle alles Wichtige auszufüllen. Weiterer Vorteil: Es kann endlich offline gearbeitet werden, ein Absturz verursacht keinen Datenverlust mehr und zukünftig steht eine Rechtschreibhilfe zur Verfügung. „Das klingt nach echten Verbesserungen", so Stephan Arnold (Otto Arnold GmbH, Leinfelden), der seiner neuen Azubi-Generation die Online-Variante gerne schmackhaft machen würde. Auch die anderen Ausbilder zeigten sich von diesen Verbesserungen beeindruckt und werden ab September die Online-Berichtshefte forcieren.

Digitale Notizen und To-Do-Listen

Texte, Bilder, Audio- und Videodateien können in der App OneNote hinterlegt, designt und formatiert werden. Die gespeicherten Inhalte sind schnell durchsuchbar, selbst Texte in Scans oder auf Bildern werden hier mit berücksichtigt. „Alle wichtigen Informationen schickt man sich direkt als E-Mail, so kopieren sich selbst ganze Webseiten ins Notizbuch", erklärt Cassandra Bräuer, die auch die App Evernote vorstellt, die den Anwender bei einigen Details sogar noch komfortabler bedient.

Die Apps Todoist oder Wunderlist sind wie ein digitales Post-it mit den zu erledigenden Tages-, Wochen- und Monatsaufgaben, nur dass sie eben nicht im Büro am Schreibtisch kleben, sondern zu ständigen Wegbegleitern werden. Für die verschiedensten Projekte mit ihren unterschiedlichsten Aufgaben, die sich sogar mit anderen Nutzern teilen lassen, kann hier also nichts mehr in Vergessenheit geraten. „Wer seine Azubis als Listenmitglieder führt, erinnert diese beispielsweise über die App an die Abgabe der Berichtshefte oder überträgt ihnen konkrete Projektaufgaben", so Bräuer, die diese Funktionen immer gleich am White Board vorführt. „Überstrapazieren sollte man die Azubis allerdings nicht, denn ständige Erinnerungen werden als störend empfunden", gibt Bräuer zu bedenken.

Ausbilder-Stimmen

„Bei uns sind alle Vorarbeiter und Bauleiter mit einem betrieblichen Smartphone ausgestattet. Die Azubis besitzen in der Regel ein eigenes. In die Azubi-WhatsApp-Gruppe stelle ich ganz oft abends, wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, noch ein Pflanzenfoto ein. Meist haben alle Gruppenmitglieder meine Nachricht innerhalb einer Minute gelesen und spätestens nach 10 Minuten bekomme ich die erste Antwort. Die Jugendlichen sehen das echt sportlich, eher wie ein Quiz, und auf diese Weise bekomme ich sogar unsere etwas fauleren Azubis motiviert. Und manchmal schicken sie sogar selbst Fotos von Pflanzen und möchten wissen, was das ist. Wir setzen uns deshalb im September mit allen Ausbildern und Azubis zusammen und besprechen, welche E-Books und Apps, aber auch welche zusätzliche Software für mehr Spaß in der Ausbildung sorgen können", führt Stephan Arnold aus.

„Wir haben nur zwei Azubis, aber ich würde unsere jungen Mitarbeiter in Sachen Pflanzenkenntnis einfach mit in die WhatsApp-Gruppe nehmen", begeistert sich Joachim Hahn (Gartengestaltung Gerhard Hahn, Altdorf). Auch Magdalene Zipperlen (Zipperlen GmbH, Weissach) ist von dieser Idee sowie dem Online-Berichtsheft überzeugt. „Den weiteren wertvollen Input muss ich jetzt allerdings erst gedanklich sortieren und nacharbeiten. Die Lust, in das eine oder andere Programm etwas tiefer einzusteigen, ist auf jeden Fall geweckt", so Zipperlen. „Bei uns bekommt jeder Meister ein betriebliches Smartphone gestellt und wir werden im September einige Tablets anschaffen.

Mit den neuen Azubis möchten wir auf jeden Fall das Online-Berichtsheft einführen", so Martin Hippele von der Stadt Heidenheim. „Ich habe hier interessante Informationen für eine papierlose Zukunft mitgenommen und jetzt gilt es, die für mich richtigen Tools herauszufiltern", so das Feedback von Andreas Radon, Ausbilder bei der Stadt Konstanz. Damit das Berichtsheft online geführt werden kann, würde er den Azubis jederzeit ein Smartphone zur Verfügung stellen. Robin Zeller, Ausbilder bei Kolodziej Gartengestaltung in Heidelberg, wird sich mit seinen Azubis austauschen, um zu sehen, auf welche Apps diese anspringen.

„Neue Apps müssen einfach durchgeklickt und ausprobiert werden. Das macht sicher im Umgang. Sollte ein Azubi tatsächlich noch kein Smartphone besitzen, dann gibt es unter www.asgoodasnew.com wirklich günstige Angebote, um alle mit ins App-Zeitalter zu holen", empfiehlt Dyballa. Auch die Idee, sich an den Vertragskosten mit einem zusätzlichen Datenvolumen zu beteiligen, ist überlegenswert.

Nachlesen, üben, ausprobieren – das ist für alle Teilnehmer über die LVG-Lernplattform Open-OLAT möglich. Hier finden sich auch Beispiele für Lernvideos zum Thema Dachbegrünungen, eine weitere zeitgemäße Möglichkeit, Fachwissen bei den Azubis zu verankern, nicht umsonst gehört YouTube zu den beliebtesten Apps der jungen Generation.

Quereinsteiger willkommen

Wer nun Lust auf diesen digitalen Weitblick hat und an den beiden Wintermodulen teilnehmen möchte, kann sich bei Monika Dyballa anmelden. Noch sind einige Plätze frei. Das bislang besprochene Wissen aus den ersten beiden Schulungen wird den interessierten Neueinsteigern vorab vermittelt, verspricht das Medien-Kompetenzteam der LVG. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert dieses vom Verband Garten- und Landschaftbau Baden-Württemberg e.V. unterstützte Projekt, weshalb alle Module kostenfrei angeboten werden können.

Anmeldung unter:

Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Heidelberg

Monika Dyballa

Tel: 06221/7484-42

Monika.Dyballa(at)lvg.bwl.de

 

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