Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Stefan Masch nickte am Ende des neuen Veranstaltungsformats des Verbandes der Humus- und Erdenwirtschaft Region Nord e.V. (VHE-Nord) zufrieden mit dem Kopf. „Ich habe gar nicht mit so viel Resonanz gerechnet, sagte der Geschäftsführer der KBA in Dithmarschen. Er und sein Kollege Ralph Hohenschurz-Schmidt, Geschäftsführer der AWR Rendsburg-Eckernförde, sind die Initiatoren des 1. Holsteiner Humusforums, das auf der zweitgrößten Landwirtschaftsmesse Norddeutschlands, der Norla, Anfang September in Rendsburg stattfand.

Verbandes der Humus- und Erdenwirtschaft Region Nord e.V.

Inspiriert dazu wurden die beiden VHE-Nord Mitglieder von mehrmaligen Besuchen der jährlich im Januar abgehaltenen Humustage in der Ökoregion Kaindorf. Insofern war es naheliegend, den dortigen Lokalmatador und Mitveranstalter Gerald Dunst in den hohen Norden auf die Norla einzuladen. Tatsächlich war es denn auch der Kompost-Erzeuger aus Österreich, der das Highlight auf dem 1. Holsteiner Humusforum setzte. Dunst riss seine Zuhörer mit, als er über die Bedeutung von Humus für die Landwirtschaft referierte. „Humus ist der Schlüssel für gute Ernten", sagte er und berichtete von Praxisbeispielen, bei denen Landwirte im österreichischen Burgenland sowie der Steiermark durch den Einsatz von Qualitätskomposten die Humuswerte um mehrere Prozente angehoben haben.

Darüber hinaus, so Dunst weiter, sei eine Landwirtschaft, die nicht humuszehrend sondern humusaufbauend agiert und damit viel Kohlenstoff bindet, ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Eine wie auch immer geartete Düngeverordnung, die den Aufbau von Humus konterkariere, sei daher aus seiner Sicht in keiner Weise akzeptabel.

Auch Dr. Eckhard Cordsen attestierte dem Humus in seinem Referat „Aktuelle Situation der Böden in Schleswig-Holstein" eine große Bedeutung: „Eine nachhaltige Humuswirtschaft ist die Grundlage für langfristige Bodenfruchtbarkeit." Er bescheinigte – zumindest an den gemessenen Standorten – den landwirtschaftlich genutzten Böden im nördlichsten Bundesland eine gute Humusversorgung. Allerdings bremste Cordsen die Euphorie von Gerald Dunst. Obschon der Humus sehr wichtige Funktionen im Boden übernehme, „liegt der optimale Bereich für den umsetzbaren Humusgehalt (Nährhumus) von Ackerland zwischen 0,3 und einem Prozent Humus."

Humuswerte von fünf und mehr Prozent, so wie Dunst sie anpeile, seien allerdings an den meisten schleswig-holsteinischen Standorten kaum realistisch. Cordsen verwies in diesem Zusammenhang auch darauf, „dass Humusüberschüsse über die standorttypischen Gehalte hinaus, zu Umweltbelastungen wie Grundwasserbelastungen durch Nitrat sowie Abgabe klimarelevanter Gase an die Atmosphäre führen."

Diese Aussage ließ Dunst in der anschließenden Diskussion allerdings nicht unkommentiert, „weil hohe Humusgehalte das Bodenleben grundsätzlich bereichern und überdies die Wasserrückhaltefähigkeit fördern und bei einer angepassten Bewirtschaftung letztlich auch Nährstoffe binden."

Anschließend berichtete Stefan Masch als Geschäftsführer der KBA Bargenstedt von seinen Erfahrungen mit der Ausbringung von Komposten in der Landwirtschaft. Er erzählte von der anfänglichen Skepsis der Landwirte im Umkreis der Kompostanlage in Bargenstedt. Dennoch hat er im Laufe der letzten 20 Jahre viele Landwirte zum Einsatz des Bargenstedter Qualitätskompostes bewegen können. Dazu gehört auch Thies Kühl. Der Ackerbauer aus Süderhastedt bezieht seit mehr als zehn Jahren Komposte von der zehn Kilometer entfernt liegenden Anlage.

„Gerade in trockenen Jahren hat sich herausgestellt, dass die Früchte auf Äckern, auf denen ich Komposte einsetze, besser mit Trockenheit klar kommen", sagte Kühl als Kernaussage in die Runde und fügte hinzu: „Auch nach der Novelle der Düngeverordnung werde ich weiterhin Komposte einsetzen."

Ähnlich positiv beleuchtete Rolf Winter, Geschäftsführer vom Gut Wulksfelde am Stadtrand von Hamburg, den Einsatz von Kompost unter anderem auch bei Kartoffeln und Erdbeeren. Seit vielen Jahren nutzt er RAL-gütegesicherten Kompost aus der benachbarten Anlage der Stadtreinigung Hamburg in Tangstedt für seine Ackerflächen. Dieser wird aus Grün- und Biogut der Hamburger Biotonnen gewonnen. Als Bioland-Landwirt lenkte er dabei auch den Blick auf die Düngerwerte im Kompost, die für den ökologischen Betrieb von großer Bedeutung sind.

Dagegen setzt der konventionell wirtschaftende Landwirt und Biogasanlagenbetreiber Hans Naeve aus Borgstedtfelde erst seit kurzem Kompost auf seinem viehlosen Ackerbaubetrieb ein. „Ob der Einsatz am Ende meine Erträge wirklich anhebt, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, doch gehe ich langfristig davon aus, dass dies einen positiven Einfluss haben wird."

Rund 65 Prozent der in Schleswig-Holstein hergestellten Komposte werden in der Landwirtschaft ausgebracht. Der VHE-Nord betreut dabei im Rahmen der RAL-Gütesicherung in diesem Bundesland 11 Bioabfallbehandlungsanlagen und 18 weitere reine Grüngutanlagen, die insgesamt rund 375.000 Tonnen Qualitätskompost herstellen.

„Ich halte es für wichtig, dass wir Kompostierer im engen Austausch mit der Landwirtschaft bleiben und über die vielfältigen Themen rund um den Kompost praxisbezogen diskutieren. Die neue Düngeverordnung darf auf keinen Fall dazu führen, dass der Einsatz von Kompost nur noch im Ökolandbau möglich ist und integriert wirtschaftende Ackerbaubetriebe aufgrund der hohen N- Anrechnung im Nährstoffvergleich keinen Kompost mehr einsetzen können, um marktgerechte Lebensmittel zu erzeugen. Daher bildet das neue Forum, das wir als VHE-Nord im Rahmen der Norla gerne etablieren wollen, eine gute Plattform für aktuell bewegende Themen", sagte der Vorsitzende des VHE-Nord, Herbert Probst, am Ende der Veranstaltung, die mit 80 Besuchern überraschend gut besucht wurde.

Die Vorträge zum 1. Holsteiner Humusforum sind auf der Homepage des VHE-Nord (siehe Link) unter der Rubrik „Aktuelles" abrufbar.

 

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