Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Boden ist ein wichtiger Klimaretter, schützenwertes Gut, wertvoller Lebensraum: Er speichert und filtert Grundwasser, bietet Nahrung für Mensch und Tier und sorgt für biologische Vielfalt. „Wir müssen ihn achten und schützen, um seine Eigenschaften zu bewahren und für Folgegenerationen zu sichern“, sagt Dr. Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), anlässlich des Weltbodentages am Montag.

Fordert einen konsequenteren Schutz für das "wertvolle Element Boden": DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann. (© DBU/Peter Himsel)

Neben dem zunehmenden Flächenverbrauch stelle der vermehrte Eintrag von Schad- und Nährstoffen auch aus der Landwirtschaft das größte Problem für den Erhalt „gesunden“ Bodens dar.

Täglich rund 74 Hektar Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen

Über 50 Prozent des deutschen Bodens würden landwirtschaftlich genutzt, 30 Prozent seien mit Wald bedeckt, Siedlungs- und Verkehrsflächen verteilten sich auf knapp 13 Prozent, Wasser- und sonstige Flächen kämen auf zwei Prozent, sagt Bottermann und bezieht sich damit auf die Angaben des Sachverständigenrats für Umweltfragen. In den vergangenen Jahrzehnten sei der Flächenverbrauch in Deutschland zwar gesunken. Täglich werden in Deutschland rund 74 Hektar als Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen – das entspricht einem Flächenverbrauch von rund 103 Fußballfeldern. Die Bundesregierung strebe in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie bis 2020 einen täglichen Verbrauch von maximal 30 Hektar an. „Davon sind wir noch weit entfernt. Zudem wird oft unterschätzt, dass beanspruchter Boden viele hundert Jahre braucht, um sich neu zu bilden.“

Nachhaltige Landwirtschaft muss Bodenschutz umfassend berücksichtigen

Ein Schritt in die richtige Richtung sei deshalb eine nachhaltigere Landwirtschaft, die den Bodenschutz umfassend berücksichtige. Die in der Tierhaltung anfallende Gülle könne ein wichtiger Stickstoffdünger sein. Dazu sei es erforderlich, dass ihr Ausbringen in den richtigen Vegetationsphasen und mit der richtigen Technik erfolge. Dadurch werde vermieden, dass Stickstoffverbindungen in die Luft gelangten, und nicht als Nährstoff an die Pflanzenwurzeln. Untersuchungen zu neuen Verfahren der Gülledüngung führten zum Beispiel die Hochschule Osnabrück mit der Georg-August-Universität Göttingen mit DBU-Hilfe durch.

Erosionen durch integriertes Mulchsaatverfahren verhindern

Das Pflügen sei in der Landwirtschaft eine schwer verzichtbare Maßnahme, um Unkraut zu regulieren, den Boden zu lockern und die Saat vorzubereiten. Der Pflugeinsatz hinterlasse jedoch Flächen, die besonders anfällig für Wasser- und Winderosion seien. Durch Mulchsaatverfahren ließen sich diese nachteiligen Wirkungen der Pflugfurche aber neutralisieren. Als Mulchen bezeichnet man das Bedecken der Bodenoberfläche mit nicht verrottetem Pflanzenmaterial. Für das Aufbringen von Mulchmaterial auf gepflügtem Boden gebe es allerdings noch keine ausgereifte technische Lösung.

Ackerbauliche Vorzüge des Pflügens mit Vorteilen der Mulchsaat verknüpfen

Hier setzt ein DBU-Projekt der Technischen Universität Dresden mit der Firma Müthing aus Soest und der Bioland Beratung in Mainz an. Es soll ein funktionssicheres Pflug-Mulch-System entwickelt werden, das die ackerbaulichen Vorzüge des Pflügens mit den Vorteilen einer Mulchsaat verknüpft. Die beiden erforderlichen Arbeitsgänge Mulchen und Pflügen erfolgen dabei in einer Feldüberfahrt. Diese Frontmulcher-Traktor-Pflug-Kombination schlegelt das organische Material ab und verteilt es auf die danebenliegende bereits gepflügte Fläche. Die technische Realisierbarkeit und die ackerbaulichen, erosionsmindernden Vorzüge dieses neuen Bearbeitungssystems sollen im Projekt in Feldversuchen in verschiedenen Situationen an unterschiedlichen Standorten aufgezeigt werden.

Wichtige Funktion des Bodens als Lebensgrundlage bewusst machen

„Um die Biodiversität zu fördern und zu erhalten, sind Naturflächen von großer Bedeutung“, so Bottermann. Der Bund habe beschlossen, 156.000 Hektar national bedeutsame Flächen an Länder, DBU und Naturschutzverbände zu übergeben. Das DBU-Naturerbe als DBU-„Tochter“ sichere und betreue 70 Flächen mit insgesamt rund 70.000 Hektar. Das durch militärische Übungen entstandene Offenland werde durch regelmäßige Pflege als Rückzugsraum für seltene Arten erhalten. Naturnahe Laubmischwälder könnten sich ohne Einfluss des Menschen zu neuer Wildnis entwickeln. Artenarme Nadelholzforste würden zunächst schrittweise in naturnahe Wälder überführt. Feuchtgebiete würden durch das Wiederherstellen des natürlichen Wasserhaushaltes ökologisch aufgewertet und bewahrt. Bottermann: „Es ist dringend notwendig, sich die wichtige Funktion des Bodens als Lebensgrundlage und -raum bewusst zu machen, ihn mit entsprechenden Maßnahmen zu schützen und so für Folgegenerationen zu erhalten.“

 

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