Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wer sachkundig ist und das bleiben will, muss sich regelmäßig fortbilden. Die Online-Fortbildung der Landakademie hat jetzt eine Studie der Fachhochschule Südwestfalen unter die Lupe genommen.

Prof. Dr. Verena Haberlah-Korr (Institut für Pflanzenschutz Soest, Studienbetreuerin) und Stefan Lamminger (Studierender am Fachbereich Agrarwirtschaft in Soest), der die Studie im Rahmen seiner Bachelorarbeit durchgeführt hat (Foto: Luise Richard).

Seit dem vergangenen Jahr bietet die Landakademie in Berlin eine bundesweit von allen Pflanzenschutzämtern anerkannte Online-Fortbildung zur Sachkunde Pflanzenschutz an. Damit kommen Teilnehmer ihrer gesetzlichen Pflicht nach, sich alle drei Jahre in Sachen Pflanzenschutz auf den neuesten Stand zu bringen. Die Teilnehmer der internetbasierten Fortbildung erhalten nach erfolgreichem Abschluss eine Teilnahmebescheinigung, die für die dauerhafte Gültigkeit des Sachkundenachweises Pflanzenschutz und u.a. auch für die Cross-Compliance-Vorschriften relevant ist.

Mittlerweile haben mehr als 10.000 Teilnehmer mithilfe dieser Online-Fortbildung ihr Wissen aufgefrischt. Die Online-Fortbildung kann im Gegensatz zu Präsenzkursen oder fest terminierten Webinaren zeitlich und örtlich unabhängig absolviert werden. Bearbeitungszeiten lassen sich immer individuell wählen, der Sachkundige kann sich die Fortbildungszeiten frei einteilen und die Lerninhalte nach eigenem Ermessen durcharbeiten. Die Teilnehmerzahl allein lässt schon vermuten, dass der Kurs gut in der Praxis ankommt.

Studie gibt Aufschluss über Plus und Minus

Um aber genauer zu wissen, was gut ist bzw. was noch optimiert werden kann, hat Stefan Lamminger, Studierender am Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen in Soest, den Online-Kurs im Juli und August von Praktikern testen lassen und wissenschaftlich untersucht. Betreut wurde seine Bachelorarbeit von Professorin Dr. Verena Haberlah-Korr (Pflanzenschutz) sowie von Professor Dr. Marcus Mergenthaler (Agrarökonomie).

An der Erhebung nahmen 21 Fortbildungswillige teil. In der Mehrzahl waren es praktische Landwirte, die z. T. aber zusätzlich noch in anderen Berufsfeldern aktiv waren (Verkauf/Handel, Beratung, Lohnunternehmen, Forschung und Behörde). Die Teilnehmer kamen hauptsächlich aus Nordrhein-Westfalen sowie aus Niedersachsen, Hessen und Bayern.

Vielfach ‚Neulinge‘ im Online-Lernen

Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten (57% weiblich, 43% männlich, Durchschnittsalter: knapp 36 Jahre) in der Mehrzahl bis dahin noch nie mit einem PC gelernt bzw. nur wenig Erfahrung mit Online-Lernen hatten. Es verwundert nicht, dass überwiegend am stationären Rechner und Laptop gelernt wurde, wobei aber jüngere Teilnehmer häufiger auch auf mobile Endgeräte setzen.

Das Online-Lernen an sich hat alle überzeugt, denn nach Abschluss hielt keiner diese Möglichkeit des Wissenserwerbs und der Fortbildung für schlecht. Und auch für zukünftiges Lernen wird diese

Online-Fortbildung zum Sachkundenachweis Pflanzenschutz überwiegend als unterstützend angesehen.

Interessant ist auch, dass die Teilnehmer die Fortbildung tatsächlich häufig splitten: So absolvierten 43% der Befragten die Online-Fortbildung in drei bis fünf Sitzungen. Die Gesamtbearbeitungszeit lag in den meisten Fällen (18 von 21) aber bei mehr als den gesetzlich vorgeschriebenen vier Stunden. Das heißt, es lässt sich nicht schnell durchklicken und fertig, sondern man muss den Kurs tatsächlich bewusst bearbeiten.

Das Urteil der Praktiker

  • Der persönliche Lerneffekt wurde von fast allen als hoch bzw. befriedigend eingeschätzt (95%). Bei gleichzeitiger Berücksichtigung des relativ hohen Bildungsniveaus der Teilnehmer (zumeist mit Hochschulreife und teilweise Hochschulabschluss) spricht dieses Ergebnis für eine anspruchsvolle Fortbildung, die im Zusammenhang mit einer Sachkunde im Pflanzenschutz auch erwartet werden muss.
  • Gut drei Viertel der Teilnehmer hatten den Eindruck, dass man mit dieser Online-Fortbildung erfolgreich lernen kann. Die Gesamtnote lag bei 2,3. Die interaktiven Übungen hielten die meisten Befragten für festigend (46%) oder angemessen (28%).
  • Am meisten interessierten die Themengebiete Schadursachen und Diagnosen, integrierter Pflanzenschutz sowie Ausbringungsverfahren und Umgang mit Pflanzenschutzgeräten. Hier wurde in Einzelfällen noch mehr praktische Information, z. B. zu Tankmischungen oder Düsenwahl, gewünscht.
  • Die deutliche Mehrzahl der Probanden (85%) würde den Kurs anderen Sachkundigen weiterempfehlen. In der Mehrzahl würden die Befragten auch im nächsten Fortbildungszeitraum den Online-Kurs erneut wählen, sofern die Inhalte laufend aktualisiert werden und es nicht auf eine reine Wiederholung hinausläuft.

Unschlagbar, so die Studie, sei der Online-Kurs in Bezug auf die örtliche und zeitliche Flexibilität. Reisekosten und Reisezeit zu einer terminlich festgelegten Präsenzveranstaltung entfallen. In den Kommentaren der Befragten werden auch die abwechslungsreichen Lerninhalte sowie die Übungen am Ende jeder Lektion mit Lernzielkontrollen als Plus hervorgehoben.

Aber wo Licht ist, gibt es meist auch etwas Schatten: So sind Nachfragen zu bestimmten Sachverhalten nur in einer Präsenzveranstaltung möglich. Im Gegenzug beschäftigen sich die Sachkundigen jedoch beim Online-Kurs intensiver mit der Materie, sind nicht abgelenkt und festigen das Gelernte auch durch mehrere Sitzungen. Beim Kurs selbst sind insbesondere einige Bilder in Inhalt und Abfolge zu optimieren, hier gibt es kleinere Unstimmigkeiten, wo z. B. eine Abbildung nicht der guten fachlichen Praxis entspricht. Auch Lade- und Wartezeiten bis zur nächsten Lektion, zu lange Pausen nach Beendigung eines Kapitels oder die gleichlautenden Erklärungen zu Beginn eines Themas nervten einige Befragte. Das lässt sich relativ leicht abstellen.

Stefan Lamminger bewertet abschließend: „Mit den bereitgestellten Inhalten und weiteren inklusiven Zusatzmaterialien bietet die Online-Fortbildung […] eine gute Lösung mit hohen Lernerfolgschancen an.“

 

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