Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Trend zur Urbanisierung ist ungebrochen. Die Dichte der Städte wird als attraktiv empfunden, kurze Wege zur Arbeit, zu Sport- und Freizeitangeboten und allen anderen Infrastrukturen ziehen die Menschen an.

Wie werden Kommunen gleichzeitig dem Zwang zur Nachverdichtung und dem wachsenden Bedürfnis der Öffentlichkeit nach Grün in den Städten gerecht?

Mit der Schrumpfung des privaten Raums steigen zwangsläufig die Erwartungen an den öffentlichen Raum. Teile des Freizeitlebens verlagern sich auf Plätze sowie in Parks und Gemeinschaftsgärten. (Fotos: BGL)

Ein wesentliches Motiv sind auch ökologische Gründe, man hat erkannt, dass das Landleben mehr Energie und Ressourcen verbraucht als das Leben in der Stadt. Immer mehr Menschen wollen ohne eigenes Auto leben, vielmehr im Bedarfsfall Carsharing-Angebote nutzen und ihre persönliche CO2-Bilanz verbessern. Es ist für junge Familien wie auch für ältere Menschen angenehm, fußläufig Zugang zu Kultur- und Bildungsangeboten wie auch zu Einkaufsstätten oder ärztlicher Versorgung zu haben. All das führt dazu, dass der Druck auf die Freiräume wächst und Stadtraum zu einem knappen Gut wird. Insbesondere in wachsenden Städten und Metropolregionen werden Konzepte zur Nachverdichtung umgesetzt, vorhandene Bebauung wird aufgestockt, dennoch steigen die Preise für Wohnraum.

Architektur und Grün wachsen zusammen

Unter dem Titel „Architektur und Grün wachsen zusammen“ fand im Oktober 2016 im Frankfurter Architekturmuseum eine Diskussionsveranstaltung statt, bei der Architekten, Landschafts- und Städteplaner, Gebäudebegrüner und Praktiker sich über Konsequenzen und Möglichkeiten einer grünen Stadtentwicklung austauschten. Eine der spannenden Fragen war dabei, wie Kommunen gleichzeitig dem Zwang zur Nachverdichtung und dem wachsenden Bedürfnis der Öffentlichkeit nach Grün in den Städten gerecht werden. Mit der Nachverdichtung und dem Wunsch nach mehr lebendigem Grün in direkter Umgebung zeigt sich, dass die Bauwerksbegrünung im Wortsinn wachsende Bedeutung erfährt. Neue Techniken und Verfahren zur Dach- und Fassadenbegrünung einerseits und offene Bauweisen, die optisch das Grün im Wohnbereich erlebbar machen andererseits, erleichtern die notwendige Fusion von Innen und Außen. Dr. Robert Kloos, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband Garten- und Landschaftsbau e.V. (BGL), der die Veranstaltung initiiert hatte, rief dazu auf, die Erkenntnisse über den Wert von lebendigem Grün im Wohnumfeld endlich auch in der Planungspraxis der Architekten und in der Wohnbauförderung der Kommunen konsequent umzusetzen.

Privater versus öffentlicher Raum

Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass in den ersten neun Monaten 2016 der Neu- und Umbau von 276.300 Wohnungen genehmigt wurde. Dies entspricht fast einem Viertel mehr Genehmigungen als im Vorjahreszeitraum und ist der höchste Wert seit 16 Jahren. Einen besonders starken Zuwachs im Vergleich zu 2015 gab es bei Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern: Hier stieg die Zahl der Baugenehmigungen um 27,5 Prozent auf knapp 124.000. Bei jüngeren Wohnungsbauprojekten zeigt sich außerdem, dass die tendenziell steigenden Preise für Wohnraum zu stärkerer Nachfrage nach kleineren Einheiten führen. Gleichzeitig sind mit dieser Schrumpfung des privaten Raums zwangsläufig steigende Erwartungen an den öffentlichen Raum verbunden. Teile des Freizeitlebens verlagern sich auf Plätze sowie in Parks und Gemeinschaftsgärten. August Forster, Präsident des BGL, sieht hier schon heute eine deutliche Veränderung: „Die Aufgaben des Garten- und Landschaftsbaus liegen immer öfter in Projekten zur Wohnumfeldverbesserung und Revitalisierung von Siedlungen oder in der Modernisierung von Spiel- und Freizeitanlagen.“

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