Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Dialog zu einem möglichen Nationalpark im Frankenwald wird fortgesetzt. Das ist das Ergebnis einer ersten Veranstaltung in der Region mit der Bayerischen Umweltministerin Ulrike Scharf sowie Vertretern von Verbänden und der Politik, die in Stockheim im Landkreis Kronach stattfand. Eingeladen zu der Veranstaltung hatte der Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner, auf dessen Initiative hin die Region den Dialog zum Nationalpark begonnen hat.

Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (© Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz)

Scharf: "Der dritte Nationalpark in Bayern ist eine historische Entscheidung. Wir wollen einen dritten Nationalpark, weil wir für unsere Heimat nicht nur Lebenschancen schaffen möchten, sondern auch Lebensqualität. Ich freue mich, dass die Region bereit ist, einen ergebnisoffenen Dialog zu führen. Ein Nationalpark ist ein Angebot an die Regionen. In einem sehr konstruktiven Gespräch haben wir heute viele offene Fragen geklärt."

"Mit der heutigen Auftaktveranstaltung ist eine Informationsbasis geschaffen worden, auf der wir in der Region nun eine ausführliche Diskussion über das Angebot 'Nationalpark' führen können. Ich denke, wir sollten gemeinsam diskutieren und abwägen, welche Chance ein Nationalpark im Frankenwald für die Region sein kann. Mir ist es wichtig, noch einmal darauf hinzuweisen, dass ich einen ergebnisoffenen Dialog mit den Kommunalpolitikerinnen und -politikern, den Vereinen, Verbänden und Interessensgruppen sowie den Bürgerinnen und Bürgern der Region angestoßen habe und ich bis zum heutigen Tage nicht auf eine Antwort 'ja oder nein' zu einem Nationalpark im Frankenwald festgelegt bin", so Landtagsabgeordneter Baumgärtner.

Im Rahmen der Veranstaltung betonte die Ministerin die Bedeutung des Dialogs für das weitere Verfahren. "Ein Nationalpark ist für die Menschen da. Deshalb werden wir ihn gemeinsam entwickeln und für die Region maßanfertigen", so Scharf. Außerdem wies die Ministerin darauf hin, dass die beiden bestehenden Nationalparke in den vergangenen Jahrzehnten zu tragenden Säulen in den Regionen geworden sind – mit jährlich rund 3 Millionen Besuchern und eine Wertschöpfung von fast 70 Millionen Euro. Allein der Nationalpark Bayerischer Wald ist zudem Arbeitgeber für rund 200 Menschen.

Bei der Veranstaltung in Stockheim standen spezifische Fragen zum Frankenwald im Mittelpunkt. Die Suche nach einem dritten Nationalpark umfasst vor allem Staatswaldflächen. Private Flächen werden nur einbezogen, wenn der Eigentümer einen Tausch oder Verkauf wünscht. Es wird keine Enteignungen geben. In Privatwäldern außerhalb von Nationalparkflächen gibt es keinerlei Nutzungseinschränkungen, die Eigentümer können ihre Wälder wie bisher bewirtschaften. Das Waldmanagement eines Nationalparks wird so ausgerichtet, dass vom Nationalpark keine Auswirkungen auf die angrenzenden privaten Wälder zu befürchten sind.

Insbesondere wurde auch das Thema Jagd diskutiert. In einem Nationalpark gibt es ein umfassendes Wildtiermanagement in der Verantwortung der Nationalparkverwaltung. Damit sollen Auswirkungen der Wildbestände eines Nationalparks auf die angrenzende Kulturlandschaft vermieden oder Tierseuchen verhindert werden. Hierfür soll im Bedarfsfall das gesamte Spektrum an möglichen Bejagungsstrategien im Einklang mit jagd- und tierschutzrechtlichen Vorgaben ausgeschöpft werden. Dazu bekräftigte die Ministerin, dass im Rahmen des Wildtiermanagements private Jäger einbezogen werden können. Auch das Thema Borkenkäfer wurde angesprochen. Dazu betonte die Ministerin, dass durch ein aktives Borkenkäfermanagement in der Randzone die Ausbreitung in angrenzende Wälder verhindert werde. Angrenzende Privatwälder sollen mit einer ausreichend großen Pufferzone um den Nationalpark geschützt werden. Dieses Konzept wird im Nationalpark Bayerischer Wald sehr erfolgreich praktiziert.

Außerdem wurde eine Arbeitsgrundlage für eine Gebietskulisse präsentiert. Dabei handelt es sich aber um keine Festlegung auf eine Nationalparkkulisse. Vielmehr soll die Gebietskulisse im weiteren Dialogprozess mit der Region konkretisiert werden, bis schließlich ein maßgeschneiderter Gebietsvorschlag vorliegt. Die für einen Nationalpark erforderlichen 75 Prozent Naturzone müssen erst über einen Zeitraum von 30 Jahren sukzessive erreicht werden. Für einen Nationalpark ist insgesamt eine Fläche von 10.000 Hektar erforderlich. Der Frankenwald wäre ein Entwicklungsnationalpark.

Der Nationalpark-Dialog in Bayern läuft momentan mit Rhön, Spessart, Donau-Region und Frankenwald. Weitere Informationen zum Thema Nationalparke: siehe Link

 

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