Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Ein perfekter Zeitpunkt für die Eröffnung der 7. Blumenhallenschau auf der IGA Berlin 2017 war der Himmelfahrtstag: das Motto „Das Paradies ist überall“ passte zeitgleich punktgenau zum, in Berlin stattfindenden, Kirchentag sowie zum Reformationsjahr 2017.

Für ein umfangreiches Alstromerien-Sortiment „in sehr guter Qualität“, bekam Frank Horn von der Gärtnerei Horn im sächsischen Geringswalde die Große Goldmedaille der DBG. (v. l. n. r.: Frank Horn, Lutz Grille, Vize-Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, Renate Behrmann, Ausstellungsbevollmächtigte der DBG)

Ehrenpreis und Goldmedaille der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ging an Ulrich Zickelbein vom Gartenbaubetrieb Wirth-Zickelbein GbR im niedersächsischen Seevetal, überreicht von Henning Sannemann, Präsident des Wirtschaftsverbandes Gartenbau Niedersachsen. (v. l. n. r.: Ulrich Zickelbein, Birgit Weertz, Mitarbeiterin Wirth-Zickelbein GbR, Henning Sannemann, Renate Behrmann, Ausstellungsbevollmächtigte der DBG)

Das Team der Erfurter Garten und Ausstellungs GmbH (ega) erhielt den Ehrenpreis des Landes Berlin für „die sehr gelungene Installation von Luther-Texten im Zusammenhang mit der Leichtigkeit der Gesamtkonzeption“. (v.l.n.r.: Katharina Lohmann, IGA-Geschäftsführerin, das ega-Team Yvonne Udhardt, Cornelia Squara, Markus Lehmann, Jürgen Meister, Marco Spangenberg, Bastian Michelsson und Renate Bergmann, Ausstellungsbevollmächtigte der DBG) Fotos: DBG

Auf der IGA ist das Paradies derzeit gleich doppelt vorhanden: bis Mitte Oktober auf dem gesamten Gelände, temporär aktuell in der Blumenhalle. Das Thema Martin Luther wurde durch Pflanzen und Gehölze mit vielen historischen Bezügen tiefsinnig, aber auch heiter und sinnlich kongenial vom Team des egaparks Erfurt umgesetzt. Ergänzt wird das Paradies-Thema durch eine exzellente Schau von sommerlichen Beet- und Balkonpflanzen mit etlichen Novitäten.

Des Reformators berühmtes Apfel-Bäumchen sucht man zwar vergebens. Stattdessen hat sich Cornelia Squara mit ihrem fünfköpfigen Team von der Erfurter Garten- und Ausstellungs-GmbH (ega) Originelleres ausgedacht: im mittleren Hallenteil schlängelt sich ein Luther-Weg als grüner Rasenstreifen. Er verbindet die einzelnen Flächen optisch miteinander. „Der Luther-Weg geht auch durch Thüringen, das Land ist stark mit Luther verbunden: er studierte und übersetzte die Bibel hier“, erklärt die Floristmeisterin. Der Weg wird begleitet von vielen biblischen Pflanzen, die bis heute in unseren Gärten gedeihen - vom Granatapfel (Punica granatum) bis zur Akelei (Aquilegia). Aber auch viele symbolbeladene Pflanzen, die in der christlichen Religion eine Rolle spielen, sind zu sehen: Gehölze wie Feigenbaum (Ficus carica), Ölbaum (Olea europaea), stachliger Akanthus (Akanthus spinosus), Oliven- und Lorbeerbaum, Dattelpalme. Schon im alten Ägypten war das Zyperngras (Cyperus Papyrus) bekannt.

Als Blumen wählten die Erfurter Klassiker wie Lilien, Margeriten, Frauenmantel, Polsternelken, Stiefmütterchen, dazu Erdbeere und Wein, heilige Pflanze im Christentum. Vier Pergolentürme zeigen - floristisch jeweils unterschiedlich gestaltet - die Stationen Taufe, Konfirmation, Trauung und Trauer, ergänzt durch eine aktuelle, mit opulenten Sträußen gestaltete Interpretation des Themas „Pfingsten“. Im vorderen Hallenteil sind über und zwischen den Pflanzen große Banner mit Luther-Zitaten zu lesen, viele Besucher blieben stehen, lasen und diskutierten. „Wir haben aus seinen zahlreichen Sprüchen jene sehr tiefsinnigen gewählt, die sich um Harmonie und Frieden drehen und deshalb sehr aktuell sind“, begründet Cornelia Squara die Auswahl. Für die gelungene, lebendige Umsetzung in ein historisches, aber auch heutiges Paradies bekamen die Erfurter den Ehrenpreis des Landes Berlin „für die sehr gelungene Installation von Luther-Texten im Zusammenhang mit der Leichtigkeit der Gesamtkonzeption“. Das dürfte das Team für die Bundesgartenschau 2021 in Erfurt beflügeln.

Einen Vorgeschmack auf den Hochsommer gibt ein reichhaltiges farbenfrohes Sortiment von Balkon- und Beetpflanzen, kultiviert von der Wirth-Zickelbein GbR aus Seevetal. Mit Goldmedaillen gekrönt wurden Pflanzen wie die Pantoffelblume (Calceolaria). „Die war fast in Vergessenheit geraten, aber jetzt ist sie wieder im Kommen“, so Ulrich Zickelbein. Das gelte auch für die Vanilleblume (Heliotropium) und die Ringelblume (Calendula): „Selbst die ist kein Dauerbrenner mehr! Alles Pflanzen, mit denen wir versuchen, sie mit neuen Sorten haltbarer, aber vor allem kompakter und kleiner zu machen“. Beides sei wichtig, weil immer mehr Menschen Pflanzen für Kleingarten und Kübel verlangten. „Damit würden sie auch wieder interessant und modern für eine Generation von jüngeren Käufern“. Ein neuer Trend seien „Augen-Sorten“, wie beim Zauberglöckchen (Calibrachoa), „hier zeigen wir ein Sortenspektrum mit Augen-Sorten, die einen dunkleren Ring im Kontrast zur Blüte haben“, so Zicklein. Er bekam insgesamt 10 Goldmedaillen, unter anderem für seinen Calibrachoa-Mix - drei verschiedene Sorten ’calipetite’ in weiß, blau und rosé im Topf zusammengepflanzt - und zwei Sorten Heliotropum, ’Scentropia’ und ’Nautilus’.

Als Krönung erhielt er die Große Goldmedaille der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft mbH (DBG) „für ein breites Beet- und Balkonpflanzensortiment in sehr guter Qualität“, so die Jury. Mit gleichem Urteil bekam er auch Ehrenpreis und Goldmedaille der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, überreicht von Henning Sannemann, Präsident des Wirtschaftsverbandes Gartenbau Niedersachsen.

Magnetischer Anziehungspunkt für viele Besucher war der Stand mit üppig blühenden Clematis der Baumschule Sachs GbR aus Radebeul. Hier leuchteten vor allem Neuheiten wie die Sorten ’Elbflorenz’ und ’Elias’ in betörenden hellen Blau-Nuancen bzw. fliederfarbenen Tönen. Die Jury ehrte das Engagement mit der Großen Goldmedaille der DBG, Begründung der Jury: „Für ein umfangreiches Clematis- und Kletterpflanzensortiment in hervorragender Qualität“.

Die dritte Große Goldmedaille der 7. Blumenhallenschau konnte Falk Horn für seine eleganten und grazilen Züchtungen von Alstroemeria mit ins sächsische Geringswalde nehmen. Aus seiner Gärtnerei, in der er auf 550 qm zweiundzwanzig Sorten der beliebten Schnittblume - der Verbraucher schätzt sie als Inka-Lilie - produziert, hatte er Neuheiten wie ’Chanel’ (rosa mit gelbem Schlund) und ’Indian Summer‘ mitgebracht. „Die ist derzeit bei uns der Hit, sie ist orangengetigert mit dunkelbraunem Laub“. Aber auch der gegenläufige Trend wird von den Kunden immer mehr gefragt: „Sorten, die auf die typische Streifung verzichten und einfarbig sind“. Davon präsentierte Horn auf der IGA Berlin 2017 noble Arrangements der roten ’Sacha’, in geklärtem weiß ’Avalange’ und der kraftvoll orange leuchtenden ’Beatrice’. Die Jury begründete die Verleihung ihrer Medaille mit der Aussage: „Für ein umfangreiches Alstromerien-Sortiment in sehr guter Qualität“.

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