Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Welche Bedeutung hat die Natur für das Leben in der Stadt? Welche Nutzen erbringt sie für uns Menschen? Und wie lässt sich Stadtnatur aufwerten? Diesen Fragen geht ein Forschungsprojekt deutscher und tschechischer Partner nach. Das Leibniz-Institut für ökologische Raument­wicklung (IÖR) leitet das Projekt und bringt gemeinsam mit der Stadt Dresden die deutsche Perspektive ein.

Eine Schafherde am Elbufer in Dresden zeigt, dass Landwirtschaft auch in der Stadt möglich ist. Nach dem Konzept der Ökosystemleistungen stellt dies eine versorgende Leistung (zum Beispiel Milch, Fleisch, Wolle) dar. (Foto: Ulrike Schinke/IÖR)

Im Naturschutz ist es ein bekanntes Motto: Nur was wir kennen, schätzen und schützen wir. Dieses Prinzip liegt auch dem Projekt „Bidelin“ (Die Werte von Ökosystemdienstleistungen, Biodiversität und grün-blauer Infrastruktur in Städten am Beispiel von Dresden, Liberec und Děčín) zugrunde, das sich in den kommenden drei Jahren mit den Werten der Natur und ihren Leistungen in deutschen und tschechischen Städten befassen wird. Unter der Leitung des IÖR steht die Natur in Dresden und den tschechischen Städten Liberec und Děčín im Mittelpunkt des Projektes. Die Erkenntnisse sollen später aber auch auf andere Städte übertragbar sein.

Zunächst wollen die Projektpartner – das IÖR, die Jan Evangelista Purkyně-Universität in Ústí nad Labem und die Städte Dresden, Liberec und Děčín – eine einheitliche Methodik entwickeln, um die Stadtnatur und ihre Leistungen besser zu erfassen und zu bewerten. Sie stützen sich dabei auf das Konzept der Ökosystemleistungen und gehen davon aus, dass städtische Ökosysteme – Gemeinschaften von Lebewesen und ihrer Umwelt – unterschiedliche Leistungen für den Menschen erbringen.

„Dazu gehören Versorgungsleistungen, wie das Holz, das ein Stadtwald liefert oder regulierende Leistungen wie der Hochwasserschutz durch Flussauen. Außerdem gibt es noch sozio-kulturelle Leistungen wie ästhetische Aspekte oder den Beitrag, den Stadtnatur zur Erholung und Gesundheit der Bevölkerung beiträgt“, erläutert Projektleiter Karsten Grunewald vom IÖR.

In Städten kann Natur durch diese Leistungen die Lebensqualität erheblich verbessern. Die Projektpartner wollen so auch vor allem jene Ökosysteme in den Blick nehmen, die besonders wichtig sind für die Lebensqualität in der Stadt. Elemente der sogenannten grünen Infrastruktur werden ebenso untersucht wie Elemente der blauen Infrastruktur. Es geht also gleichermaßen um Grün- und Freiflächen wie Stadtwald, Parks, aber auch Brachflächen, Dach- und Fassadengrün wie um Wasserflächen, zum Beispiel Flüsse und Seen.

Die Leistungen, die diese Ökosysteme erbringen, wollen die Projektpartner für alle drei Städte erfassen, in Katalogen und Karten ausführlich beschreiben und so sichtbar machen. Die Datensammlung dient als Grundlage für die bessere Information der Stadtverwaltungen. Damit sollen gemeinsam mit den Städten Dresden, Liberec und Děčín geeignete Maßnahmen entwickelt werden, wie wertvolle Naturräume in den drei Kommunen geschützt und verbessert werden können. Leitfäden und Informationsmaterialien sollen entstehen und in Schulungen und Workshops diskutiert werden. Zugleich werden die Erkenntnisse auch für die Bevölkerung aufbereitet. Denn auch hier ist Wissen notwendig – damit Bürgerinnen und Bürger die Entscheidungen ihrer Stadtverwaltung nachvollziehen und mittragen können und die Werte der Natur, die durch die verschiedenen Maßnahmen geschützt und gesichert werden, besser schätzen lernen.

Gefördert wird das Projekt durch das Europäische Interreg-Programm für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Sachsen und der Tschechischen Republik.

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