Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Zwei Initiativen, eine gemeinsame Veranstaltung mit rund 120 erwartungsfreudigen Gesichtern, denen man ansah, dass sie sich auf neue Ideen und Konzepte zum Umzusetzen freuen, das beschreibt den Unternehmertag der Initiativen für Ausbildung und für Gute Arbeit auf der Mainau wohl am besten. Viele gemeinsame Themen bewegen die Mitglieder, die begeistert waren von den inspirativen Referenten, aber auch vom intensiven Austausch im Kollegenkreis.

Die Mitglieder der Initiative für Gute Arbeit zusammen mit Albrecht Bühler (hinterste Reihe, ganz rechts) und Christine Görzen (mittlere Reihe, ganz rechts). (Foto: Sven Falk)

„Hier trafen sich Menschen, die etwas voran bringen wollen, ihre Mitarbeiter und sich selbst wertschätzen und am liebsten in der ersten Reihe mitspielen, weil es da am meisten Spaß macht", so Albrecht Bühler und Christine Görzen (Bühler und Görzen GmbH), beide begeistert von der Resonanz.

Einblick in die Schatztruhe der Impulse

Wertvolle Anregungen steuerte zu Beginn die hochkarätige Referentin Prof. Dr. Verena Kast aus St. Gallen bei. Die Psychologin beschreibt den Ärger als eine prima Emotion, denn so ein Wutanfall kann durchaus energetisierende Gefühle auslösen. Dem Ärger liegt allerdings immer eine Grenzüberschreitung zugrunde und deshalb stecken hier Selbsterhaltungs- und Selbstentfaltungstrieb dahinter. Den Ärger runterzuschlucken macht keinen Sinn. Viel besser ist es, diesen anzusprechen, und zwar am besten mit viel Humor, damit das Gegenüber sein Gesicht nicht verliert, so der Rat der Psychologin. Geschluckter Ärger führt langfristig zu passiver Aggression. Ein Zustand, der dringend enttarnt werden muss, denn hier setzen sich gerade bei Jugendlichen in der Ausbildung Muster aus dem Eltern-Kind-Konflikt fort.

Dass die Bewerberbrille kein statisches Modell für Jahrzehnte ist, sondern je nach Generation eine komplett neue Optik erfordert, erläuterte Peter Martin Thomas, Leiter der SINUS:akademie in Heidelberg, sehr anschaulich. Die digitale Vielfalt ist unendlich und bei 18.000 Studiengängen kann der Jugendliche 17.999 mal die falsche Wahl treffen. Wer soll da noch den Durch- oder Überblick behalten? So schwankt diese Generation zwischen Verunsicherung und Überforderung und lebt gleichzeitig in der Faszination, dass alles möglich ist. Thomas Aussage, dass sich viele Jugendliche lieber im Papierformat bewerben als komplizierte Online-Portale mit persönlichen Informationen zu bestücken, stieß auf große Überraschung. Diese Generation ist häufig vom Leistungsdruck und von Selbstzweifeln geplagt, deshalb ist der Spaß am Tun unersetzlich und das gilt eben auch für den Job – ein extrem vernünftiges Motiv.

Als Unternehmen muss man sich ins Blickfeld bringen und hier kam Stephan Sperling von den Netzstrategen aus Karlsruhe mit seinen digitalen Nutzererlebnissen ins Spiel. Königsweg gibt es auch hier keinen, aber wer Talente gewinnen will, sollte das Netz bespielen. Der Mensch ist faul und deshalb wird die Merkfunktion des Gehirns gerne an Google abgetreten. In der digitalen Welt ist jedoch vorne immer weniger Platz, da die Endgeräte kleiner werden und auf dem Smartphone maximal zwei Posts sichtbar sind. Die Bestückung von Google My Business gibt Sperling als Hausaufgabe auf. Eine authentische Webseite mit Humor und Augenzwinkern sowie „sexy" Stellenangebote sagen manchmal mehr als tausend Worte.

Helmut Haas beschreibt sich selbst als den Überflüssigsten, wenn er seinen Betrieb mit sieben wertvollen und verantwortungsbewussten „Zugpferden", also Bauleitern, vorstellt. Das macht frei für strategische Gedanken und bringt den Betrieb voran. Dahinter steckt ein ausgeklügeltes Organisationssystem in Form eines Handbuches. Kern dieser Erfolgsgeschichte sind Unternehmensvisionen, die Haas bis heute zusammen mit seinen Mitarbeitern in Workshops entwickelt.

Der deutsch-österreichische Journalist und Autor Wolf Lotter (unter anderem für brand eins, Hamburg) hält das Entgegenbringen von Respekt und Anerkennung für eine überlebenswichtige Tugend, wenn Arbeitgeber gute Mitarbeiter gewinnen wollen. Viel zu viele Menschen reden viel zu oberflächlich über Werte. Wer mit Scheinwerten lebt, spielt mit dem Feuer, denn es gibt nichts Schlimmeres als Menschen in ihren Hoffnungen und Wertvorstellungen zu enttäuschen. Unternehmer müssen Unterschiede aushalten und zwar ohne zu diskriminieren, denn nicht alle Mitarbeiter brauchen das Gleiche. Doch genau das Gegenteil wird laut Lotter noch in 96 Prozent der Betriebe gelebt. Er selbst hält Zeugnisse für die schlechtesten Zeugen von Leistung. Ehrliches Zutrauen beschreibt er als erwachsenes Vertrauen und die Basis hierfür ist der Dialog.

Feedbacks – was haben die Menschen mitgenommen?

Die einen laden sich das Buch „Der Sinn des Ärgers" von Verena Kast auf den Kindle und nehmen es mit in den Urlaub, wie Juliane und Hans-Peter Forster aus der Schweiz, die zwar laut eigener Einschätzung schon auf einem guten Weg sind, aber Input, der einen weiter voran bringt, zu schätzen wissen. Die anderen, wie beispielsweise Claus Ammer, Geschäftsführer der DEULA Bayern, sind froh, den Spiegel vor die eigene Nase gehalten zu bekommen: „Ich habe hier viele klasse Tipps und Anregungen mitgenommen, die es nun auch umzusetzen gilt." Petra Furtner-Althaus ist mit ihrer Firma Team Grün Gründungsmitglied in beiden Initiativen. „Wir haben auf diesem Unternehmertag erneut festgestellt, dass uns die Initiativen laufend neue kreative Ideen bringen, wie wir unseren schönen Beruf gut und erfüllend leben können und dabei immer den Wert der Mitarbeiter im Auge behalten."

Andrea Beckmann vom gleichnamigen Garten- und Landschaftsbauunternehmen aus Essen ist ebenfalls voll des Lobes über diesen, wie sie sagt, genussreichen Tag mit professionellem Programm in einer hervorragenden Location: „Wir nehmen zahlreiche große und kleine Ideen mit, die sich sofort und problemlos in unseren Alltag einbauen lassen, wie beispielsweise alle Beteiligten in die Unternehmensentwicklung mit einzubinden. Uns ist noch bewusster geworden, wie wichtig es ist, den Mitarbeitern zu signalisieren, dass wir auf Augenhöhe mit ihnen sind. Und wir müssen noch deutlicher sagen, dass wir auch außerhalb des Arbeitsvertrages für sie da sind, und zwar egal in welcher Angelegenheit." Auch Unternehmensberater Klaus Wolf aus Tübingen sprach Christine Görzen und Albrecht Bühler sein Kompliment für diese gelungene Veranstaltung mit hochinteressanten Vorträgen aus.

Mittlerweile sind 20 Betriebe aus verschiedenen Handwerks-Branchen Mitglied in der Initiative für Gute Arbeit, mit der Bühler erneut am Puls der Zeit die benötigte Innovation und Dienstleistung bietet.

Der nächste Unternehmenstag auf der Mainau ist schon für den 5. Juli 2019 terminiert. Bis dorthin gibt es jedoch noch zahlreiche weitere Veranstaltungen für Mitgliedsbetriebe sowie Interessierte.

 

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