Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Dort, wo die Natur durch Baumaßnahmen zerstört und der Boden versiegelt wurde, können Dachbegrünungen wertvolle Ersatzlebensräume für Flora und Fauna schaffen. Die Entwicklung der Artenvielfalt hängt dabei aber sehr stark davon ab, wie die Lebensräume aufgebaut sind, die den Pflanzen und Tieren auf dem Dach angeboten werden.

Referenzprojekt für die Artenvielfalt – das Dach des IGA Besucherzentrums © Ahner / DDV

Mit den Biodiversitätsmodulen lassen sich auch bestehende Dachbegrünungen im Bereich der Artenvielfalt nachträglich aufwerten. © Ahner / DDV

Durch verschiedene Gestaltungsmaßnahmen und die Berücksichtigung grundlegender Biodiversitätsprinzipien kann die Biotop-Funktion begrünter Dachflächen gezielt gefördert werden. Dieses Konzept wurde auf dem Dach des Besucherzentrums der IGA Berlin 2017 beispielhaft umgesetzt. Gemeinsam mit dem Dachbegrünungsunternehmen fairplants-system GmbH, dem Gründach-Systemhersteller ZinCo GmbH und weiteren Kooperationspartnern wurden durch den Deutschen Dachgärtner Verband verschiedene Biodiversitätsmodule installiert, die das knapp 2.000 m² große Dach in ein Zentrum der Artenvielfalt verwandeln. Neben Sand-, Lehm- und Kiesbereichen finden sich dort temporäre Wasserflächen, Totholz und Nisthilfen.

Die abwechslungsreiche und vielfältige Bepflanzung mit mehr als 70 verschiedenen Arten ist das Kernstück des Biodiversitätsdaches. Während bei herkömmlichen extensiven Dachbegrünungen in der Regel nur eine geringe Anzahl von Mauerpfeffer-Arten zum Einsatz kommt, enthält der Bepflanzungsplan für das Gründach des Besucherzentrums auf den angehügelten Bereichen zusätzlich einen bunten Mix aus Kräutern und Gräsern. Dabei wurden gezielt Arten ausgewählt, die Bedeutung als Futterpflanzen für Insekten besitzen. Um die Entwicklung und die Dauerhaftigkeit unterschiedlicher Bepflanzungsarten zu testen, wurde neben vorkultivierten Flachballenstauden auf einzelnen Anhügelungen auch Saatgut ausgebracht.

Die Dokumentation der Pflanzenentwicklung und das wissenschaftliche Monitoring der Wirksamkeit der verschiedenen Biodiversitätsmodule auf dem IGA Besucherzentrum erfolgen in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin (Institut für Ökologie, Nachwuchsgruppe RuralFutures, Dr. Ina Säumel, Elizabeth Ahner). Dem Deutschen Dachgärtner Verband dient das Biodiversitäts-Gründach in der Zukunft als wichtiges Referenzprojekt, um bei neu ausgeführten Gründach-Projekten für eine stärkere Berücksichtigung der Artenvielfalt zu werben. Ein „upgrade“ bereits existierender, artenarmer Extensivbegrünungen zum Biodiversitätsdach ist durch den gezielten Einsatz der Module natürlich ebenfalls möglich.

 

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