Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Hat sie eine Fläche befallen, drohen Total-Ernteausfälle: Die Kirschessigfliege macht Landwirten und Winzern das Leben schwer. Aufgrund des Klimawandels breitet sich die aus Asien eingeschleppte Fliege auch in Deutschland immer weiter aus. Umweltschonend kann sie bisher nicht bekämpft werden. Bestehende Mittel sind entweder nicht wirksam oder töten zu viele andere Insekten.

Die Fruchtessigfliege legt ihre Eier in reifen Früchten wie beispielweise Weintrauben ab. Sind diese erst einmal befallen, können sie nicht mehr verkauft werden. Es drohen hohe Ertragseinbußen. (© Irsch, Wilhelm/piclease)

Mit Licht und Düften will die Firma 3win Maschinenbau (Aachen) nun gemeinsam mit Forschern der Universität Hohenheim eine spezielle Falle entwickeln, die die Fliegen anlockt und abtötet. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt das Projekt fachlich und finanziell mit rund 300.000 Euro. „Zielgerichtet schützen wir so die Obst- und Rebenbestände vor dieser eingewanderten Art und schonen zeitgleich andere Insekten. Damit tragen wir zum Erhalt der Artenvielfalt bei und helfen den betroffenen Produzenten“, so der stellvertretende Generalsekretär der DBU, Prof. Dr. Werner Wahmhoff.

Umweltschonen bedeutet allein Kirschessigfliegen ohne Beifang zu töten

Bisherige Ansätze, die Schädlinge zu bekämpfen, seien nicht zufriedenstellend, betont auch DBU-Experte Dr. Holger Wurl. Bekannte Abwehrstoffe zeigten nicht die gewünschte Wirkung, sodass die Fliegen weiterhin ihre Eier in reifen Früchten ablegten. Wirksame Bekämpfungsmittel gegen die eingewanderte Art gefährdeten hingegen auch nützliche Insekten wie Bienen und führten so zu weniger Biodiversität. Fallen würden bisher nur zur Beobachtung genutzt. Massenfang gelte als zu teuer. Um nun allein die Kirschessigfliege zu bekämpfen und gleichzeitig andere Insekten zu schonen, plant 3win Maschinenbau gemeinsam mit der Universität Hohenheim eine umweltverträgliche Falle für den Schädling. Mithilfe von Licht und Duftstoffen sollen die Tiere gezielt in die Falle gelockt werden, wo sie ein kurzer Stromschlag abtöte.

Es drohen massive Ernteausfälle

Globalisierung und Klimawandel führten dazu, dass Schädlinge aus anderen Teilen der Welt auch bei uns heimisch würden, so Wurl weiter. Die Kirschessigfliege aus Asien versetze die deutschen Winzer und Obstbauern seit 2009 in Schrecken: Ihre hohe Vermehrungsrate und Vorliebe für viele Obstsorten hätten sie zu einem der gefährlichsten Schädlinge Europas gemacht. Habe sie ihre Eier erst in reifen Früchten abgelegt und hätten sich die Maden entwickelt, drohten Total-Ernteausfälle. 2014 sei es in Deutschland zu massiven Ernteverlusten gekommen. Allein in Mittelbaden seien es Einbußen von drei Millionen Euro gewesen.

„Schon heute ändern Obstbauern und Winzer wegen dieser Fliege ihre Anbaugewohnheiten. In Südeuropa werden die gefährdeten Herbsthimbeeren bereits nicht mehr angebaut. Damit der Erwerbsobstbau dauerhaft bestehen kann, ist es dringend notwendig, neue und gleichzeitig nachhaltige Produktionsverfahren zu entwickeln, die einen Beitrag zur ressourcenschonenden Produktion leisten und gleichzeitig wirtschaftlich sind“, meint auch die Geschäftsführerin von 3win Maschinenbau, Dagmar Wirtz.

Anbaubetriebe, Verbraucher und Natur profitieren

Bei dem Projekt sollen auch Praxisbetriebe mit Testflächen dabei sein. Ihre aktive Mitarbeit zeige, dass die Entwicklung einer Fliegenfalle für die Betroffenen von zentraler Bedeutung sei, so Wahmhoff. Zudem entspreche die Entwicklung eines umweltverträglichen Fallensystems dem Ziel nachhaltiger Anbauverfahren. Aber nicht nur Obst- und Weinproduzenten profitierten, der Verbraucher erhalte bei erfolgreichem Abschluss und Verwendung der Falle später Lebensmittel, die nicht mit Bekämpfungsmitteln behandelt wurden, und die Biodiversität werde gefördert. Wahmhoff: „Mit solchen Projekten wollen wir helfen, Boden, Biodiversität und Gewässerqualität zu sichern und dem Erwerbsobstbau Zukunftsperspektiven zu sichern. So stellen wir die Weichen dafür, dass auch nachfolgende Generationen in einem intakten Ökosystem leben können.“

 

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