Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit einer Anbaufläche von 120.900 Hektar und 6.600 Betrieben macht der Gemüseanbau 2016 in Deutschland 52 Prozent der gärtnerisch genutzten Flächen aus. Die Harmonisierung des Pflanzenschutzes, die Düngemittelverordnung, die zunehmenden Extremwetterereignisse und der steigende Siedlungsdruck auf stadtnahe Flächen sind bei den Gemüseanbauern immer wieder intensiv diskutierte Themen.

Gute Stimmung bei den Gemüsegärtnern in Heidelberg, (v.l.n.r.: Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Präsident Gerhard Hugenschmidt, Christan Ufen, Vorsitzender der Fachgruppe Gemüsebau und Geschäftsführer Jochen Winkhoff).

Blumen und Gemüsekörbe als Dank für Grußworte und Fachvorträge (v.l.n.r.: Uli Natterer, Dr. Michael Ernst, Präsident Gerhard Hugenschmidt, Geschäftsführer Jochen Winkhoff, Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, Vorsitzender Christian Ufen und Johannes Bliestle). Fotos: Bundesfachgruppe Gemüsebau

Im Rahmen der 52. Herbsttagung der Bundesfachgruppe Gemüsebau im Zentralverband Gartenbau e. V. (ZVG) und im Bundesausschuss Obst und Gemüse (BOG) vom 16. bis 18. November 2017 in Heidelberg wurden diese Themen behandelt.

Gerhard Hugenschmidt, Präsident des gastgebenden Gartenbauverbandes Baden-Württemberg-Hessen (GVBWH), bezeichnete seine Region wegen der oft höheren Preise und des vermeintlich milderen Klimas als „Land der Träume“. Aber: „Der Weg in den Süden ist kurz. Importe aus zum Beispiel Italien sorgen ebenso für Druck auf die Betriebe, wie die ständige Konkurrenz um Ackerflächen. Dann kann aus dem Traum schnell ein Alptraum werden“, erklärte der Badener.

Dies bestätigte auch Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg. Nach den extremen Schäden durch Spätfröste in diesem Frühjahr will das Land den Betrieben mit 50 Millionen Euro helfen, die Folgen des Klimawandels durch technische Einrichtungen, wie zum Beispiel Frostschutz-Beregnung, abzumildern. Mit der Regionalkampagne „Natürlich von Daheim“ soll der heimische Anbau gefördert werden. Musterregionen für den Bio-Anbau werden gerade ausgeschrieben.

Dr. Michael Ernst, Staatsschule für Gartenbau, Hohenheim, brachte die aktuelle Lage im Gemüsebau gekonnt auf den Punkt. Oft seien zerstückelte Flächen eines der größten Probleme. Geschuldet sei dies der, im Süden vorherrschenden, Realteilung im Erbrecht. Als positives Beispiel brachte Ernst die Bio-Pioniere an, die häufig aus Baden-Württemberg kommen. Die Initiative zum kontrollierten Integrierten Anbau von Gemüse als umweltschonendes Anbauverfahren kommt aus diesem Bundesland.

Johannes Bliestle, Reichenau Gemüse eG, sprach über die Entwicklung der Insel Reichenau und das Wachstum durch Siedlungen außerhalb der Insel. Dabei zeigte er auf, wie schwierig es sein kann, geeignete Flächen für größere Projekte zu finden. Oft stoßen die Anlagen auf große Wiederstände in der Bevölkerung. Nur durch die Einbeziehung der vor Ort lebenden Menschen von Anfang an, sind die Siedlungen heute noch zu realisieren. Da ein Wachstum auf der kleinflächig aufgeteilten Insel Reichenau kaum noch möglich ist, müssen die Gärtner auf das „Festland“ ausweichen.

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