Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Nicht nur über den Tellerrand, sondern über die deutsche Grenze, blickten 35 Landschaftsbauunternehmerinnen und -unternehmer anlässlich einer Fachexkursion in die Schweiz. Organisiert hatte die Reise die Grün-Company GmbH, eine 100 %-ige Tochtergesellschaft des Verbandes GaLaBau Baden-Württemberg e.V. Geleitet wurde sie von Georg von Koppen, der in der GaLaBau-Branche als Unternehmensentwickler in Deutschland und auch bei den Eidgenossen tätig ist.

Berger Gartenbau stellte den Exkursionsteilnehmern einen Garten in Zürich vor. Gärten mit Lifestyle-Anspruch sind für das Unternehmen ein bedeutendes Marktsegment.

Auf dem Programm stand der Besuch bei den Garten- und Landschaftsbauunternehmen Diebold & Zgraggen Gartenbau AG in Fislisbach im Aargau und Berger Gartenbau in Kilchberg / Zürich. Beide Unternehmen ließen sich von den deutschen Kollegen gerne in die Karten schauen und rückten dabei auch das in Deutschland verbreitete, etwas verzerrte Bild der Schweiz zurecht.

Das Vorurteil, dass in der Schweiz für kleine und mittelständische Unternehmen alles besser sei als in Deutschland, hält sich hartnäckig: Die Schweizer würden mehr Geld in den Garten investieren, zudem seien Verdienst und Lebensstandard höher, lautet die gängige Meinung. Was für das Einzugsgebiet zum Beispiel von Zürich mit seiner so genannten "Goldküste" gilt, lässt sich nicht auf die gesamte Schweiz übertragen. Natürlich gibt es in der Schweiz Regionen, in denen der Franken mindestens zweimal umgedreht wird, bevor er für den Garten ausgegeben wird. Auch gibt es eine ähnliche Dichte von gärtnerischen Mitbewerbern wie in Deutschland, die den Wettbewerb anheizen.

Von der Historie könnten die beiden besuchten Schweizer Betriebe kaum unterschiedlicher sein: Das Unternehmen Diebold & Zgraggen wurde 1994 gegründet und zählt damit zu den jungen Unternehmen, Berger Gartenbau besteht seit 1938. Während sich Diebold & Zgraggen mit 40 Mitarbeitern ganz auf private Gärten mit innovativen Lösungen konzentrieren, wickelt das Unternehmen Berger mit ca. 145 Mitarbeitern regelmäßig neben ansehnlichen Privataufträgen auch Großprojekte in Millionenhöhe ab. Antoine Berger gab den baden-württembergischen Unternehmern folgenden Satz mit auf den Weg: "Als ich Gärtner gelernt habe, wurden noch Stiefmütterchen gepflanzt. Heute ist das ganz anders; heute ist der Landschaftsgärtner Lifestyle-Berater". Bei den vorgestellten Projekten beider Unternehmen wurde genau das deutlich: "Wir sind zuständig für Lifestyle!"

Was beide Firmen gemeinsam haben, sind eine klare Organisationsstruktur und ein konsequentes Controlling. Die Unternehmer Alain Diebold und Antoine Berger haben das Tagesgeschäft und die Abwicklung von Baustellen an Mitarbeiter delegiert. So bleibt Zeit für die Kernaufgaben eines Unternehmers: Strategie, Visionen und Führung. Diebold und Berger sehen es als ihre Aufgabe an, Ihre Unternehmen interessant zu machen - für Kunden, Mitarbeiter und Partner. Beide haben erkannt, dass der Erfolgsfaktor einer Firma längst nicht mehr im handwerklichen Können liegt - das wird vorausgesetzt. Viel mehr zählt das Image einer Firma, wichtig sind Kontakte und Netzwerke. Letztere hat jeder der beiden Geschäftsführer auf seine Weise aufgebaut.

Alain Diebold hat zusammen mit seinem Geschäftspartner Peter Zgraggen die Gemeinschaft LivingAssociation ins Leben gerufen, ein Netzwerk aus sieben Produzenten und Dienstleistern, mit denen er auf der Giardina in Zürich verschiedene Awards errungen hat. Außerdem setzen sie auf regionale Kooperationen mit Händlern, die dieselben Zielkunden haben. Als Mitglied von Netzwerk Gärten steht Diebold und Zgraggen darüber hinaus in intensivem Austausch mit Kollegen aus der Schweiz und Deutschland. Antoine Berger ist als Mitglied des Zürcher Kantonstabs der FDP, als Präsident von Jardin Suiss (Verband Schweizerischer Gärtnermeister) und der European Landscape Contractors Association (ELCA) zwei Tage in der Woche in Sachen Politik und Berufsverbände unterwegs. Aus dieser Arbeit ist ein breites Netzwerk unterschiedlichster Menschen entstanden.

Was heute zählt, sind Verbindungen zu Menschen. Es muss nicht gleich eine Kooperation wie LivingAssociation, die Präsidentschaft in einem Verband sein, wenn es darum geht, Verbindungen mit Menschen zu knüpfen. Häufig bieten sich in der Region- ob Schweiz oder Deutschland- viele Anknüpfungspunkte für Kontakte und Engagements an, von dem auch das Unternehmen profitiert. Die Exkursionsteilnehmer kamen mit vielen Ideen und Eindrücken in ihre Unternehmen zurück: Bei Diebold + Zgraggen begeisterte der erweiterte Schaugarten, ein "optimaler" Werkzeuganhänger, das ausgefeilte Organigramm und die Kunst "Nein" zu sagen, bei Berger Gartenbau überzeugte das konsequente Controllingkonzept, ein besuchter Kundengarten und die vorgestellten Großprojekte.

 

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