Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit dem Großprojekt Flugfeld ist die Wirtschaftsregion Stuttgart nach dem Bau der neuen Landesmesse und Stuttgart 21 um ein weiteres Bauvorhaben von überregionaler Bedeutung reicher. Auf einem ca. 80 ha großen Gelände des ehemaligen Landesflughafens Stuttgart-Böblingen entsteht bis 2020 ein hochwertiges, urbanes Gewerbe- und Dienstleistungsareal.

Das Flugfeld soll bundesweit zu einem Paradebeispiel dafür werden, wie Arbeiten, Wohnen und Freizeit im 21. Jahrhundert symbiotisch verbunden werden können. Angestrebt wird eine Mischnutzung aus stadtnaher Produktion, Dienstleistung, Forschung, Bildung, Wohnen und zahlreichen Grünflächen. Die Arbeiten begannen im Sommer 2004 mit der Befreiung des Geländes von Nachlässen aus den beiden Weltkriegen durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst. Im Juli wurden bereits die ersten Erschließungsmaßnahmen fertig gestellt. Mit insgesamt 10.000 m² fallen besonders die üppig ausgelegten Gehwege auf, die für den Fußgängerverkehr von morgen konzipiert sind.

Das interkommunale Projekt Flugfeld der Städte Böblingen und Sindelfingen ist mit rund 1.000 geplanten Wohnungen, 450.000 m² Baufläche, 860.000 m² Geschoßflächen und 10.000 projektierten Arbeitsplätzen im Gewerbe- und Dienstleistungsbereich auf Jahre hinaus eines der größten städtebaulichen Projekte Süddeutschlands.

Die Besonderheit liegt jedoch nicht in der Größe sondern vielmehr in der Struktur des neuen Stadtquartiers. Arbeiten, Wohnen, Freizeit - für alle Lebensbereiche stellt der städtebauliche Entwurf des Berliner Architekturbüros AP Plan Raum zur Verfügung. Dipl. Ing. Julian Vielmo von AP Plan dazu: "Unser Entwurf kombiniert private mit öffentlichen Nutzungen sowie Gewerbe- und Dienstleistungsfunktionen mit Wohn- Freizeit- und sozialen Infrastruktureinrichtungen und das alles nah beieinander. Damit wird auf dem Gelände eine urbane Struktur mit einer urbanen Nutzungsdichte ermöglicht, so wie es auch der städtebauliche Rahmenplan als Zielvorgabe formuliert. Menschen, die künftig auf dem Flugfeld leben, sollten im Idealfall kein Auto benötigen. Im Gegenteil: Kurze Wege zwischen Wohnung, Arbeit und Freizeit stellen den Fußgängerverkehr in den Mittelpunkt des neuen Stadtquartiers." Kurze Wege zwischen Wohnung, Arbeit und Freizeit

Aus diesem Grund wurde den Fußgängerströmen bei der Erschließung des Geländes besondere Beachtung geschenkt. Die Hauptfußgänger-Verbindung in Nord-Süd-Richtung führt von Sindelfingen über das Hochhausareal durch die "Grüne Mitte" - der zentralen Naherholungsfläche - nach Böblingen. Alle Gehwege wurden in ausreichenden Breiten von mindestens 4 m angelegt, um auch kombiniert als Radweg zu dienen. Auch entlang der Straßen - mit Ausnahme der Gewerbebereiche - haben alle Fußwege dieses Format.

Dipl. Ing. Thomas Gruseck, vom Zweckverband Flugfeld, der als Oberbauleiter die Erschließung der Straßen und Gehwege plante: "Im Herbst letzten Jahres standen wir vor der Frage, welches Pflastersystem sich für die Befestigung der Gehwege auf dem ehemaligen Flughafengelände eignet. Um ein ruhiges Gesamtbild zu erzeugen, sollte für die Gehwege durchgängig nur ein Pflastersystem zum Einsatz kommen. Zudem sollte das Pflaster pflegeleicht, optisch ansprechend und gehfreundlich sein. Außerdem war ein Pflasterbelag gewünscht, der allen technischen Anforderungen genügt. Auf den Gewerbeflächen sind die Gehwege besonderen Belastungen ausgesetzt. Hier sollte das Pflaster in der Lage sein, hohe statische und dynamische Kräfte aufzunehmen und in die Fläche abzuleiten."

Die Wahl für die zu befestigende rund 10.000m² große Fläche fiel auf ein eigens für das Flugfeld entwickeltes Pflastersystem der Firma Adolf Blatt Betonwerke aus Kirchheim am Neckar. "Ausschlaggebend hierfür war die Möglichkeit der Steinfertigung nach Kundenwunsch, so Thomas Gruseck. Das Flugfeld ist ein außergewöhnliches Projekt, da lag es auf der Hand, dass hierfür auch nur ein ganz besonderes Pflastersystem in Frage kam." Deshalb entwickelte das Steinwerk in Absprache mit der Bauleitung und dem Zweckverband speziell für das Flugfeld eine eigene Rezeptur mit natürlichem Hartgestein im Vorsatzbeton und einer kugelgestrahlten Oberfläche.

Thomas Gruseck: "Mit der Entscheidung für dieses Pflastersystem ist es uns gelungen, alle Interessen unter einen Hut bringen. Die Gehwege wirken damit individuell und passen optisch in das hochwertige Gesamtumfeld. Außerdem liegt das Pflaster mit seinem rechteckigen relativ großem Format von 30 x 30 cm zur Zeit im Trend und bietet - verlegt im Läuferverband - auch ausreichende Stabilität bei Belastung durch schwerere Fahrzeuge."

Verantwortlich für das gute Ergebnis ist aber auch die ARGE Flugfeld, die die Steine nach genauen Vorgaben verlegt hat. Hierzu Dipl. Ing. Achim Eldracher von Firma Waggershauser Straßenbau aus Kirchheim/Teck: "Um ein harmonisches Fugenbild zu bekommen, gab es seitens der Planer die Vorgabe, auf das Schneiden von Steinen weitestgehend zu verzichten. Weil wir es bei den Randeinfassungen der Gehwege auch mit Granit-Natursteinen zu tun hatten, die natürliche Toleranzen aufwiesen, war diese Vorgabe besonders schwer zu erfüllen. Um die Toleranzen der Randsteine und des Pflasters aufzufangen, haben wir uns streng an die Normfuge von 3-5 mm gehalten und die Bordsteine besonders exakt gesetzt. Um die entsprechende Stabilität der Fläche zu gewährleisten wurde dann - abgestimmt auf das Bettungsmaterial - mit einem Moräne Edelsplitt in 1/3er Körnung verfugt."

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Am 15.7.07 wurde das Flugfeld anlässlich eines ersten Straßenfestes für die Öffentlichkeit freigegeben. Rund 2.000 Fußgänger flanierten über die neu verlegten Trassen. Eines fiel dabei besonders auf: Entlang der Flugfeldallee erinnert der breite, schnurgerade Gehweg mit seinen symmetrisch angeordneten anthrazitfarbenen Trennpunkten unweigerlich an eine Start- oder Landebahn - wenn das mal kein Zufall ist.

 

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