Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

In einer heute veröffentlichten Studie fordert SÜDWIND Änderungen beim Einkauf von Natursteinen aus China. Dem Institut liegen Angaben über prekäre Arbeitsbedingungen in Steinbrüchen vor, die eine Überprüfung der Sozial- und Umweltstandards in der Produktionskette dringend erforderlich machen. Vor allem Kommunen, die mit Steuergeldern Steine erwerben, sollten umgehend eine solche Kontrolle einfordern.

Kinderarbeit in der Steinindustrie (Foto: Benjamin Pütter / AGEH - Misereor)

"Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ist China auf dem deutschen Markt zum mit Abstand wichtigsten Lieferanten von Granit aufgestiegen. Das Land liefert mit 343.000 Tonnen die Hälfte der nach Deutschland eingeführten Endprodukte aus Naturstein und bestimmt damit maßgeblich die Preise", so Friedel Hütz-Adams, Autor der Studie.

Während über die Importmengen und -preise Daten vorliegen, ist nur wenig über die Produktionsbedingungen der Steine bekannt. Die Studie liefert jedoch konkrete Hinweise auf Missstände in chinesischen Steinbrüchen. Kombiniert mit Berichten über besser erforschte Branchen kommt SÜDWIND zu dem Schluss, dass eine Überprüfung der Sozial- und Umweltstandards in der Produktionskette dringend erforderlich ist. Hütz-Adams: "Wir sehen hier vor allem Kommunen in der Pflicht, die mit Steuergeldern Steine erwerben. Die Städte drängen auf niedrige Preise und tragen so Mitverantwortung für den Bruch von grundlegenden Sozial- und Umweltstandards."

Der globalisierte Steinmarkt hat darüber hinaus zu einem direkten Zusammenhang zwischen Steineinkäufen aus China und Kinderarbeit in Indien geführt: "Während China einerseits in großem Ausmaß verarbeitete Steine exportiert, werden zugleich Millionen Tonnen unbearbeiteter Steine nach China importiert. Wichtigster Granitlieferant Chinas ist Indien, ein Land, in dem nachweislich hunderttausende Kinder und Schuldknechte in den Steinbrüchen schuften müssen. Wer demnach 'chinesische’ Granitsteine kauft, kann ohne Herkunftskontrollen nicht ausschließen, dass indische Kinder Teil der Produktionskette waren", so Hütz-Adams.

Die deutschen Importeure dürfen die vorhandenen Probleme nicht ignorieren. Die Selbstverpflichtungen einiger deutscher Kommunen, Sozialkriterien in ihrem Beschaffungswesen einzuführen, weisen in die richtige Richtung. Flankiert werden muss der verantwortliche Einkauf mit der Erweiterung des öffentlichen Ausschreibungsrechts. Eben dies lehnt das Bundeswirtschaftsministerium allerdings bislang ab. Doch erst wenn klare Umwelt- und Sozialstandards eingefordert werden, wird der Druck auf Lieferanten und Importeure wachsen.

Weitere Informationen über die Probleme beim Import von Steinen sowie die Diskussionen über das Ausschreibungsrecht finden sie in den Broschüre:

  • Indien: Kinderarbeit in der Steinindustrie. Schöne Steine im Sonderangebot - Wer zahlt den Preis? (2006),
  • Kinderarbeit in der indischen Steinindustrie: Was können Kommunen dagegen tun? Ein Leitfaden für Verwaltungen und Nichtregierungsorganisationen (2006),

die sie von der SÜDWIND-Homepage downloaden können.

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

SÜDWIND e.V. - Institut für Ökonomie und Ökumene

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