Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Was tun, wenn ein Thema entgegen seiner Dringlichkeit nicht in den öffentlichen Fokus gerät? Die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr) trägt ihre Angelegenheit offensiv an die politischen Entscheidungsträger heran und fordert angesichts des weltweiten Klimawandels ein nachhaltiges, effizientes Management und den Schutz der begrenzten Ressource Wasser.

Regenwassernutzung und Regenwasserbewirtschaftung müssen intensiver berücksichtigt werden. Die Resonanz auf Pressekonferenz und parlamentarischen Abend war erfreulich, die Diskussion durchaus auch kontrovers. Obwohl deutsche Technologie weltweit gefragt ist, stagniert die Regenwassernutzung im Inland. Die Entwicklung der erneuerbaren Energien wird von der Branche aber als Musterbeispiel dafür gesehen, dass dezentrale Lösungen auch beim Wassermanagement die Zukunft gehören.

Das Thema Klimaschutz macht der Politik Beine. Vor allem zum Thema Energie wurden von der kommunalen bis auf die internationale Ebene noch nie so viele Entscheidungen getroffen wie in der jüngsten Vergangenheit. Trotz Wetterkapriolen mit Trockenheit und Starkregen ist Wasser als Ressource dagegen bislang nicht vergleichbar in den Schlagzeilen zu finden und Regenwassernutzung als Maßnahme zur CO2-Reduzierung nicht in die Parlamente vorgedrungen. Zu Unrecht, meint die Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung (fbr).

"Die heutigen zentralen Wasserinfrastruktursysteme sind zu teuer und nur begrenzt zukunftsfähig", sagt fbr-Vizepräsident Torsten Grüter zur Eröffnung einer Pressekonferenz am 14. November in Berlin. Der prognostizierte demografische Wandel wird dazu führen, dass der ohnehin rückläufige Wasserverbrauch weiter reduziert wird. Mit flexiblen, dezentralen Systemen könnten angesichts dieser Entwicklungen hohe Kosten eingespart und die Effizienz des Wassermanagements erhöht werden. Grüter betont, dass Regenwassernutzung und Grauwasserrecycling dem Verbraucher die Chance eröffneten, als sein eigener Wasserwirt aufzutreten. Positiver Nebeneffekt: Kanäle und Kläranlagen werden entlastet.

Wasserinfrastrukturnetze nicht mehr zeitgemäß

Gerade das aber möchten die einflussreichen Ver- und Entsorgungsunternehmen verhindern und fordern den Verbraucher stattdessen auf, seinen Wasserverbrauch zu erhöhen. Hierdurch könnten die Wasserrohre instand gehalten und die Preise für den Verbrauch gesenkt werden. Eine glatte Fehlinterpretation, wie Klaus W. König, Architekt, Sachverständiger und Mitglied im fbr-Vorstand, meint.

Mit dem Verbraucherappell, von einem sparsamen Umgang mit Wasser abzusehen, wird das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt, ganz davon abgesehen, dass man sich damit nicht zuletzt im Ausland lächerlich macht. Vor vierzig Jahren sei man mit vergleichbaren Wassernutzungsraten wie heute auf Versorgerseite zufrieden gewesen. Die Wasserqualität leidet heute nicht an einem sparsamen Wasserumgang, sagt König, sondern eher an den überdimensionierten Netzen, deren Sanierungsbedarf sich auf insgesamt rd. 50 Mrd. Euro beläuft.

Keine Flatrate für Trinkwasser!

Der rückläufige Wasserverbrauch ist durch Privathaushalte und vor allem durch den Strukturwandel in der Industrie verursacht. Hier müssen künftig Kombinationslösungen mit dezentralen Systemen gefunden werden, bekräftigt fbr-Vorstand Markus Böll. Vorschläge der Wasserversorger, die Gebühren mit einem 80-prozentigen Fixkostenanteil zu erheben, werden von fbr-Seite als absurd abgetan. Klaus König vergleicht sie mit einer Flatrate für alkoholische Getränke in der Diskothek. Wie die Wasserversorgung der Zukunft aussieht, kann man anhand einer Versuchsanlage im nordbadischen Knittlingen sehen, wo aus Regenwasser und Rohwasser das notwendige Trinkwasser bedarfsgerecht und kurzfristig aufbereitet wird. "Heute sind solche Anlagen noch zu teuer", sagt König, "in 30 Jahren werden solche integrierten Systeme Standard sein".

"Der weltweite Klimawandel macht Wasser zu einem begrenzten Gut, dessen nachhaltiges Management in den kommenden Jahren in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken wird," betont Martin Bullermann Präsident der fbr. "Eine Neuorientierung der Siedlungswasserwirtschaft ist daher zwingend erforderlich", so Bullermann. Welche Möglichkeiten moderne Regenwassernutzungstechnologie heute bereits eröffnet, wurde den Journalisten am Nachmittag im Sony Center vor Augen geführt.

Umbau der Wasserinfrastruktur notwendig

Die Moderatorin für die abendliche Diskussionsrunde im Bundestag hätte passender nicht ausgewählt werden können. Claudia Kleinert, TV-Wettermoderatorin aus der ARD stellte sich mit den Worten vor: "Ich bin dafür zuständig, ob Sie Regenwasser nutzen können oder nicht!" Kleinert berichtet über die Betroffenheit, die heute das Thema Klimawandel mit Trockenzeiten und Starkregenfällen auch bei der Wetterberichterstattung auslöst: "Die Zeiten haben sich geändert. Nur noch Stimmung rüberbringen ist nicht mehr angesagt." Was die Versorgung mit Feuchtigkeit und Wasser angeht, sieht sie vor allem die zeitliche und regionale Verfügbarkeit in Frage gestellt. Ein Fall für die Regenwassernutzung also. fbr-Präsident Martin Bullermann greift den Ball auf und erläuterte für die Abgeordneten und Gäste die grundsätzliche Kritik der Regenwasserbranche am gegenwärtigen System. Dessen zentraler Ansatz stamme aus der Zeit, als die Römer in Germanien herrschten. Der Umbau hin auf tatsächliche und zukünftige Bedürfnisse ist nach Bullermann überfällig.

Förderung kein Allheilmittel

Am Thema Fördermittel scheiden sich die Geister. Regelmäßig taucht das Thema öffentliche Zuschüsse für Regenwassersysteme auf, wie beispielsweise in ganz Frankreich seit kurzem praktiziert. Doch die Branche sieht hierin kein Allheilmittel. Markus Grimm, Geschäftsführer der Firma Mall Umweltsysteme erkennt in der Förderung bestenfalls eine zeitlich begrenzte Maßnahme, aus der ein Anschub für dezentrale Systeme resultieren kann. Er fordert stattdessen: "Subventionen für die zentrale Wasserver- und -entsorgung einzustellen und damit Chancengleichheit zwischen den Systemen herstellen"!. Bullermann sieht im administrativen Geflecht der Regelungen in Deutschland ein Hauptproblem. Anschluss- und Benutzungszwang in den kommunalen Satzungen, eine der Regenwassernutzung unklar gegenüber stehende Trinkwasserverordnung und der Widerstand vieler Wasserversorgungsunternehmen sind keine Voraussetzungen unter denen gleicher Wettbewerb entstehen kann.

Keine Einschränkungen für die Regenwassernutzung

Dass Rahmenbedingungen wie die Trinkwasserverordnung in ihrer Regenwasserfeindlichkeit dabei nicht immer den Stand der Wissenschaft dokumentieren, bestätigt Privatdozent Dr. Reinhard Holländer vom Institut für Allgemeine Hygiene am Klinikum Bremen. Das Robert-Koch-Institut als oberste Gesundheitsbehörde stehe der Regenwassernutzung zwar heute etwas positiver gegenüber. Bei den Formulierungen für die Trinkwasserverordnung haben sich jedoch ausgehend vom Umweltbundesamt eher emotionale Formulierungen anstelle wissenschaftlich fundierter Meinungen durchgesetzt, wie Holländer bekräftigt. Hier besteht höchste Alarmstufe, denn die aktuelle Novellierung der Trinkwasserverordnung steht an.

Zu diesem Thema sieht auch die Politik Anknüpfungspunkte für eine Kooperation. Angesichts Bundestagsabgeordneter und Mitarbeitern aus allen Fraktionen in der Runde, empfiehlt Horst Meierhofer, bayerischer FDP-Bundestagsabgeordneter aus Regensburg der fbr, konkrete Vorstellungen möglichst bald in den Prozess einzubringen.

 

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