Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit 200 Teilnehmern so viel wie noch nie! - Das Interesse am 6. Internationalen FBB-Gründachsymposium, das am 14. Februar 2008 in Ditzingen stattfand, war noch nie so groß gewesen - etwa 200 Zuhörer füllten den Ditzinger Bürgersaal bis fast auf den letzten Platz.

Die Referenten auf einen Blick (v.l.n.r.): Kyoko Blum-Onkai, FBB-Präsident Dr. Gunter Mann, Reiner Götz, Dr. Stephan Brenneisen, Joe Engelhardt, Stefan Schmidt, Ben Köthner (FBB-Vize-Präsident), Dr. Cornelia Oschmann, Prof. Dr. Stephan Roth-Kleyer, Jörg Breuning, Helmut Zanzinger, Prof. Gilbert Lösken. Es fehlt Prof. Dr. Manfred Köhler.

Die veranstaltenden Verbände Fachvereinigung Bauwerksbegrünung e.V. (FBB), Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL), Bundesverband GaLaBau e.V. (BGL) und Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. (ZVDH) waren mit dem Zuspruch und dem Ablauf des Tages rundum zufrieden. Nach den Begrüßungsreden von Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (die den Ministerpräsidenten Günter Oettinger vertrat), Bürgermeister Bahrmer und FLL-Präsident Prof. Albert Schmidt überreichte FBB-Präsident Dr. Gunter Mann den Vorrednern ein FBB-Hundertwasser-Puzzle und gab den Start frei zu den vier Themenkomplexen "Aus der Praxis", "Aus der Forschung", "Recht und Richtlinie" und "Berichte aus dem Ausland".

Prof. Dr. Roth-Kleyer besprach in seinem Vortrag die zehn häufigsten Fehler, die er aufgrund seiner gutachterlichen Tätigkeit erfahren hat. U. a. waren das mangelhafte oder nicht durchgeführte Prüfung der Vorgewerke, unberücksichtigte Umgebungsfaktoren, Nichtbeachtung der einschlägigen Richtlinien, falsche Materialwahl und Ausschreibung, Unkenntnisse bei der Pflanzenverwendung, keine oder mangelhafte Fertigstellungspflege, Nichtbeachtung der Gefälle- und Wasser-Situationen.

Der zweite Referent Reiner Götz unterstrich die Notwendigkeit einer geplanten und wasserökonomischen Bewässerungsstrategie anhand von Zahlen zur Klimaerwärmung. Fazit war, dass es keine Standardlösung vor allem für extensive Dachbegrünungen gibt und für jedes Objekt eine besondere Planung zu erfolgen hat.

Einen überaus belebenden Vortrag hielt Joe Engelhardt über sein Heudruschverfahren zur Gewinnung autochtonen Saatguts, das er bisher jedoch fast ausschließlich bei Böschungsbegrünungen u.ä. angewendet hat. Die Vorteile des in der Region des Bauvorhabens gewonnenen Saatguts ist neben der großen Artenvielfalt und der Erhalt des regionalen Genpools, die gute Vitalität der Saat und die gute Bewurzelung. Dächer mit Heudrusch-Ansaat müssen allerdings von langer Hand geplant sein, da die ausgesuchte Wiese bis zu sieben mal im Jahr gemäht werden muss, um alle Pflanzenarten zu erwischen.

Die ersten Zwischenergebnisse von Untersuchungen in Wien zu geeigneten Pflanzenarten für schattig gelegene Extensivbegrünungen konnte Stefan Schmidt vorstellen. Folgende Arten hatten sich im ersten Untersuchungsjahr gut bewährt: Carex remota, Duchesnea indica, Potentila arenaria, Prunella grandiflora, Phedimus stoloniferus, Teucrium chamaedrys Veronica teucrium

Dr. Cornelia Oschmann von der Humboldt-Universität Berlin erklärte, dass es sich bei einem Superabsorber (Super Absorbent Polymers, SAP) um Na- oder K- Salze weitmaschig vernetzter, toxikologisch unbedenklicher Polyacrylsäuren handelt, die reines Wasser in einer Größenordnung des 500-fachen ihres Eigengewichtes zu absorbieren vermögen. Diese Salze quellen bei der Wasseraufnahme auf und bilden ein Gel, welches das Wasser in pflanzenverfügbarer Form bindet. Sie unternahm Versuche mit Blähschiefer mit dem Ergebnis, dass es eine deutliche verbesserte Wasserversorgung der Stauden auf den Parzellen mit 3 g SAP/l gab, die somit gesünder und vitaler sind. Die Auswirkungen niederschlagsarmer Perioden wurden deutlich gedämpft und die erhöhte Wasserspeicherkapazität des Substrates führte zu einer verminderten Abflussmenge bei starken Regenfällen.

Der Schweizer Dr. Stephan Brenneisen führte Ergebnisse seiner Dissertation zum Stadtklimamodell mit Dachbegrünungen aus und zeigte, welche Auswirkungen die nachträgliche Begrünung von 70% der unbegrünten Dächer zur Folge hätte. Gleichzeitig warnte er aber davor, die positiven Wirkungen begrünter Dächer hinsichtlich Klimaverbesserung in Städten über zu bewerten, da unter anderem viele bauliche Faktoren (wie beispielsweise Windschneisen) eine größere Rolle spielen würden.

Prof. Gilbert Lösken, Regelwerksausschuss-Leiter des FLL-Arbeitskreises "Dachbegrünung" zeigte die aus seiner Sicht wichtigsten Neuerungen der FLL-Dachbegrünungsrichtlinie 2008 auf. Das sind unter anderem der etwas veränderte Geltungsbereich mit dem Verweis auf Sonderbauweisen, die Aufteilung der Substrate in Extensiv, Intensiv und Einschichtig und den Obergrenzen für Wasserdurchlässigkeit und maximaler Wasserkapazität, der Abnahmezeitpunkt, der zur Verdeutlichung einen eigenen Abschnitt bekommt, das Thema Prüfungen mit Hinweisen zur Probennahme und Gültigkeitsdauer von Prüfberichten und die Anerkennung der Gleichwertigkeit von FLL-Wurzelprüfung und DIN EN 13948.

Mehr Licht in ein aktuelles Branchenthema und Antworten zu der Frage "CE-Kennzeichnung bei Dränageelementen in der Dachbegrünung!?" hat Helmut Zanzinger vom SKZ, einem zertifizierten Prüfinstitut aus Würzburg, gebracht. Und dennoch konnte er trotz seiner umfassenden Darstellung der möglichen Gründe für und gegen eine Zuordnung in die Normen, die eine CE-Kennzeichnung notwendig machen würden, weder ein klares "ja", noch ein "nein" aussprechen. Das Fazit war, dass man sich derzeit in einer ungeklärten Grauzone befindet und sich die Fachleute aus der Gründachbranche gerade jetzt einbringen müssten, da die entsprechende Norm überarbeitet wird.

Der Deutsche Jörg Breuning hat vor wenigen Jahren mit Peter Philippi die Firma Greenroof Services in den USA gegründet. Er erzählte in einem sehr anschaulichen und lustigen Vortrag über Gründach-Systeme und Marketingaktionen des Amerikanischen Marktes. Interessant zu sehen waren die für uns kurios anmutenden Begrünungsmethoden unter anderem mit Pflanzschalen aus Metall und Substratsäcken.

Die in der Schweiz lebende Japanerin Kyoko Blum-Onkai erzählte über den Japanischen Dachbegrünungsmarkt und dass beispielsweise das Begrünen von Dächern in Tokio seit einigen Jahren staatlich vorgeschrieben ist und seitdem die Dachbegrünung erst in Japan eine Bedeutung bekommen hat. Die meisten begrünten Dächer finden sich in den Städten Tokyo, Kanagawa, Aichi und Osaka. In Tokyo wurden bisher 55 Hektar Dachfläche begrünt.

Abschließend gab in alter Tradition das FBB-Mitglied und Chairman der "World Greenroof Infrastructure network (WGRIN) Prof. Dr. Manfred Köhler einen Überblick zur Bauwerksbegrünung in der ganzen Welt und zeigte einmal mehr, dass Deutschland zwar in Technik und begrünter Fläche führend ist, aber vor allem die Amerikaner immer wieder zeigen, wie man Gründächer werbewirksam vermarkten kann.

Der Tagungsband mit den Kurzfassungen der Vorträge wird im Internet kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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