Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Ausbildung unseres beruflichen Nachwuchses ist ganz ohne Zweifel eine der bedeutsamsten und vordringlichsten Aufgaben unserer Solidar-gemeinschaft. Das sagte wörtlich Erhard Anger, Präsident des baden-württembergischen Verbands GaLaBau am Samstag (15.3.08) während der 33. Jahresmit-gliederversammlung im Kongresshaus Baden-Baden.

Anger belegte die Feststellung mit handfesten Zahlen: 1.219 junge Frauen und Männer lernen derzeit in rund vierhundert baden-württembergischen Ausbildungsbetrieben des Verbandes den Beruf des Landschaftsgärtners. Das seien - so der Präsident - rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Dadurch liege auch die Ausbildungsquote ungewöhnlich hoch: Auf acht gewerbliche Arbeitnehmer komme derzeit in den Unternehmen der Verbandsmitglieder jeweils ein Azubi.

In seiner Begrüßungsrede wandte sich Anger speziell an den anwesenden Minister Peter Hauk von dem für die Branche zuständigen baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum. Er dankte der Landesregierung "für die gelungene Public Private Partnership" beim Bau des neuen überbetrieblichen Ausbildungszentrums in Heidelberg. Dabei hatte der Verband die Rolle des Investors übernommen; das von den Ausbildungsumlagen aller deutschen Betriebe der Branche finanzierte Ausbildungsförderwerk AuGaLa stellte ein Darlehen von 1,8 Millionen Euro bereit und ermöglichte damit bereits am 1. März 2007 die Fertigstellung des Zentrums. Das Land seinerseits fördert das neue Zentrum mit einem Mietkostenbeitrag. Hinzu kamen ferner Sach- und Geldspenden von Wirtschaftspartnern im Wert von rund hunderttausend Euro.

Für die Branche war 2007 ein Erfolgsjahr. Die Nachfrage nach grünen Dienstleistungen entwickelte sich überdurchschnittlich gut. Konjunkturbedingt und dank eines außer-gewöhnlich milden Winters stieg der Gesamtumsatz des Garten- und Landschaftsbaus im Lande auf knapp 0,9 Milliarden Euro. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Umsatzsteigerung um fast acht Prozent. Auf die im Verband organisierten Betriebe entfiel davon ein Anteil von gut 70 Prozent.

Umsatzstärkste Auftraggeber waren wie in den Vorjahren die privaten Gartenbesitzer; 2007 stieg deren Anteil am Gesamtumsatz der Branche auf knapp 50 Prozent (2003: 45 Prozent). Parallel dazu wuchs die Zahl der Betriebe und der Mitarbeiter: So waren im vergangenen Jahr knapp 10.000 gewerbliche Arbeitnehmer in baden-württembergischen Garten- und Landschaftsbaubetrieben beschäftigt.

Höchst dynamisch entwickle sich seit mehreren Jahren - so Anger - auch die Mitgliederstärke des Landesverbandes. 2007 seien 39 qualifizierte Garten- und Landschaftsbaubetriebe neu eingetreten. Entsprechend erreichte die aktuelle Mitgliederzahl mit 583 Betrieben einen weiteren Rekordstand.

Wie qualifiziert die Nachwuchsausbildung in Baden-Württemberg sei, das erweise sich regelmäßig auch bei alljährlichen Berufswettbewerben. Erhard Anger ehrte offiziell am Vormittag der Mitgliederversammlung zwei jugendliche Wettbewerbsteams: Melina Kasper und Sebastian Buck wurden beim "Landschaftsgärtner-Cup" 2007 in Ludwigsburg "Deutsche Meister der Landschaftsgärtner". Bereits im Vorjahr hatten sich die beiden baden-württembergischen Auszubildenden Laura Neuffer und Christoph Maurits diesen deutschen Meistertitel geholt. Sie errangen dann für Deutschland im November 2007 - betreut vom Chefexperten Karl Walker aus Sindelfingen - bei den Berufsweltmeisterschaften ( "WorldSkills") im japanischen Shizuoka die Silbermedaille als Vizeweltmeister.

In seiner Begrüßungsrede beklagte Präsident Anger aufs Neue die anhaltenden Aktivitäten branchenfremder Anbieter und von Wettbewerbern aus dem zweiten und dritten Arbeitsmarkt, die den Fachbetrieben " … das Leben wirklich schwer machen". Anger wörtlich: "Wenn soziale Beschäftigungsgesellschaften oft von den Kommunen konkurrenzlos Aufträge zugeschoben bekommen, und wenn sie dann auch noch generell nur mit sieben Prozent Mehrwertsteuer belastet werden, dann geraten durch solche blauäugigen so genannten Beschäftigungsmaßnahmen gelegentlich ganze regionale Marktgleichgewichte aus der Balance." Und für "schlicht skandalös" halte er es ferner, wenn sich Industrie- und Gewerbebetriebe mit Aufträgen an solche Beschäftigungsgesellschaften von ihren eigentlichen gesellschaftlichen Pflichten - Behinderte einzustellen oder eine Schwerbehindertenabgabe zu leisten - dadurch loskaufen könnten, dass sie ihre Außenanlagen von solchen Beschäftigungsgesellschaften pflegen ließen. Es habe -so Anger - noch nie Sinn gemacht, wenn "Marktwirtschaft mit Beschäftigungspolitik aufgemischt" werde.

Präsident Anger appellierte im Verlauf der Versammlung an Minister Peter Hauk, noch in diesem Jahr die Landesgartenschauen und Grünprojekte erneut auszuschreiben, die ab 2014 stattfinden sollen. Er forderte zugleich die Landesregierung auf, "die außerordentlich erfolgreiche Landesgartenschaupolitik von Baden-Württemberg zu intensivieren und zu verdichten." Zugleich erinnerte er daran, dass in Karlsruhe und in den Kommunen am Bodensee - nach der geplatzten Bewerbung um die Bundesgartenschau für 2015 und der ebenfalls verlustig gegangenen IGA rund um den Bodensee - hohen Bedarf an solchen Veranstaltungen bestände. "Wir freuen uns, Herr Minister, wenn Sie diese Anregung aufgreifen und zu gegebener Zeit auch ins Kabinett unserer Landesregierung hineintragen" so formulierte Anger den landespolitischen Wunsch seines Verbandes.

 

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