Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Stickoxide, Feinstaub, Umweltzonen, Jugendarbeitslosigkeit - der öffentliche Raum gerät umwelt- und sozialpolitisch immer weiter unter Druck. Neue Ideen, innovative Produkte und technisch langlebige Lösungen sind deshalb für eine zeitgemäße Stadtentwicklung gefragt. So interessierten sich dann auch über 100 Architekten, Kommunen und Garten- und Landschaftsbauunternehmer für die Themen BUGA 2019, ATV DIN 18318, luftreinigende Betonsteine und Freizeitanlagen für Jugendliche auf dem Forum Zukunft grünes Bauen im Juli auf der Landesgartenschau Bad Rappenau.

Skatepark

BUGA 2019 in Heilbronn

"Die Verbesserung des urbanen Lebensraums steht im Zentrum dieses Forums", leitete Ulrich Lotz, Geschäftsführer Fachverband Beton- und Fertigteilwerke Baden-Württemberg e.V., die Veranstaltung ein. Den Blick in eine städtische Zukunft wagte Hans-Peter Barz, Leiter des Grünflächenamtes der Stadt Heilbronn, mit der Bundesgartenschau (BUGA) 2019. Schon jetzt steht fest, dass Neckar und Neckarkanal aus topografischen Gründen (im Osten liegen die Weinberge) langfristig in den Mittelpunkt der Stadt rücken und eine bessere Vernetzung der Stadtteile links und rechts des Flusses unumgänglich ist.

Kernbereich für die BUGA und die zukünftige Stadtentwicklung wird das so genannte Fruchtschuppenareal. Diese ehemalige Konversionsfläche der Bahn ist momentan noch ödes Brachland zwischen Fluss und Kanal. Dieses Areal gilt es, im Zuge der BUGA zu einem attraktiven Zentrum mit den Schwerpunkten "Arbeiten und Wohnen im Grünen" zu entwickeln. Für den Stadtteil Böckingen - links vom Fluss - schwebt den Entscheidern ein Bürgerpark mit Auenlandschaft und Anschluss an den Neckar vor. Auch mit einem Naturbad wird geliebäugelt. "Der nächste Schritt ist jetzt die Ausschreibung des städtebaulichen Ideenwettbewerbes Masterplan Stadtentwicklung Neckarvorstadt", erklärte Barz. Nach der Sommerpause sind die Ausschreibungsunterlagen fertig und der Wettbewerb kann starten. Im Jahr 2009 fällt dann die Entscheidung für die eingereichten Ideen und Konzepte. "Dass diese BUGA aufgrund ihrer Lage mitten in der Stadt hochkomplex wird, ist uns allen klar", erläuterte Barz. Die Kosten für den BUGA Park mit einer Größe von 70 bis 100 Hektar schätzt die Stadtverwaltung momentan auf 45 bis 63 Millionen Euro. Dazu kommen circa 45 Millionen Euro für den Ausbau der Infrastruktur mit Brücken, Straßen und Radwegen.

Stolperfalle ATV DIN 18318

Ein trockenes Thema interessant zu verpacken ist eine Kunst und diese versteht Dipl.-Ing. Ulrike Timmermann wirklich gut. Sie erklärte die Tücken der ATV DIN 18318 auf unterhaltsame und verständliche Weise. Ein Beispiel ist die neue Vorschrift, Rückenstützen 15 Zentimeter dick in eine Schalung einzubauen, was für Plätze, auf denen Busse und Lastwagen an die Kanten stoßen, natürlich in Ordnung ist, für den Hausgarten aber keinen Sinn macht. Hier sollte man als ausführender Betrieb sicherlich etwas anderes - und dies möglichst schriftlich - vereinbaren, denn im "privaten Raum" wird die DIN 18318 niemanden glücklich machen. Im öffentlichen Raum hingegen ist es mittlerweile ein Muss, Bord- und Einfassungssteine auf ein 20 Zentimeter dickes Fundament aus Beton C12/15 zu setzen. Diesen Lieferschein sollte man in jedem Fall gut aufbewahren und die berühmte "Angstschaufel Zement", kann den Betrieb laut Timmermann teuer zu stehen kommen.

"Der Fugenfüllstoff mit der Körnung 0/2 wurde komplett herausgenommen und durch die Körnung 0/8 erweitert", erklärte Timmermann. Wie man allerdings eine 0/8er Körnung komplett in die vorgeschriebene Fugenbreite von drei bis fünf Millimeter bekommen soll, ist selbst Ulrike Timmermann schleierhaft. Sie weist darauf hin, dass der Fugenfüllstoff deshalb sowohl auf die Fugenbreite als auch auf den Bettungsstoff abgestimmt sein muss, denn das ganze Pflaster ist nur so gut wie seine Fugenfüllung. Bei kleinen Restmengen von Bettungs- oder Fugenmaterialien rät Timmermann deshalb zum Verwerfen, denn Kleinmengen hält im Nachhinein niemand mehr auseinander. Timmermann empfiehlt für die Praxis vier Wochen nach der Erstellung der Pflasterflächen einen "Fugenkontrollgang". Eine weitere Kontrolle sollte nach 6 und 12 Monaten erfolgen. "Das Nachsanden müsste eigentlich als Stundenlohnarbeit mit ausgeschrieben oder dem Bauherren als besondere Leistung angeboten werden", äußerte sich Timmermann.

Ein anwesender Landschaftsarchitekt ergänzte, dass das Nachsanden nicht ausgeschrieben wird, weil das Honorar erst nach der Ausführung aller Arbeiten eingefordert werden kann. Timmermann beschreibt dies als "Lücke im System". Des Weiteren plädierte sie für den gesunden Menschenverstand, der die Schalung einer Terrasse einfach nicht zulässt und hofft auf vernünftige Ausschreibungen der zuständigen Stellen. Laut Timmermann arbeitet der BGL daran, fußläufige Verkehrsflächen aus der DIN 18318 herauszunehmen. Die FLL verfasst zurzeit eine Richtlinie für den landschaftsgärtnerischen Wegebau. In diesem Sinne wünschte sie allen Zuhörern "ein gutes Gemisch in der Fuge".

Saubere Luft mit dem richtigen Pflaster

Titandioxid heißt der "Zauberstoff", welcher gefährliche Stickoxide und organische Gase durch Photokatalyse oxidiert und somit unschädlich macht. Eingebaut in Zement (TioCem®) dient dieses Gemisch inzwischen als Rohstoff für photokatalytisch wirkende Betonprodukte wie beispielsweise Pflastersteine. Angewendet im innerstädtischen Bereich könnten diese Produkte mithelfen, die ab 2010 verpflichtenden Luftreinhaltepläne (max. 40 μg NO2/m³) zu erfüllen. Der Nachweis einer wirksamen Reduzierung ist laut Gerd Bolte, Senior Scientist Cement & Binder Technologie HeidelbergCement Technology Center GmbH in Leimen, durch das EU geförderte PICADA-Projekt unter praxisnahen Bedingungen wissenschaftlich belegt. TioCem® eignet sich nicht nur zur Herstellung von Pflastersteinen mit Vorsatzbeton, sondern auch für Dachsteine, Lärmschutzwände, Fassadenplatten oder Fahrbahndecken, da die Photokatalysatorpartikel keinen Einfluss auf die Gebrauchseigenschaften des Zements oder Betons haben.

Besonders lohnenswert ist der Einsatz an Orten mit hoher Verkehrsbelastung. Um eine gleichbleibende Qualität und vor allem auch Wirksamkeit zu gewährleisten, zieht die Heidelberger Zement AG Proben aus der Produktion ihrer Kunden und prüft diese im eigenen Labor. Die Mehrkosten für einen Quadratmeter Betonpflaster betragen beispielsweise beim Hersteller Lithonplus 7,00 Euro. Auch die Firmen Lintel, Kronimus und F.C. Nüdling produzieren Steine mit TioCem® im Vorsatz. In Bergamo wurde auf der "Via Borgo Palazzo" auf 500 Metern der Asphalt durch photokatalytisch wirksames Pflaster ersetzt. "Sowohl das Grundlevel an Stickoxiden als auch die Schwankungen waren wesentlich niedriger als auf der Asphaltfläche", erläuterte Bolte. Im Durchschnitt lag die Reduktion der Stickoxide bei circa 45 Prozent. "Eine weitere große Referenzfläche in Paris wird zurzeit von einem externen Institut überwacht und statistisch ausgewertet", erklärte Bolte, dem hierüber leider noch keine aktuellen Werte vorlagen. Die Heidelberger Zement AG ist im Moment auch auf der Suche nach einer repräsentativen Verkehrsfläche in Deutschland. Über ein Monitoring der Luftqualität auf dieser Fläche soll die Wirksamkeit dieser Technologie auch in Deutschland nachgewiesen werden. Kommunen mit Interesse können sich gerne per E-Mail direkt an Gerd Bolte (gerd.bolte@htc-gmbh.com) wenden.

Sport und Freizeit auf öffentlichen Plätzen

"Urbanes Skaten mit Inlinern, Skateboards oder auch BMX-Rädern ist nach wie vor im Trend", erläuterte Hermann Rudolph, Geschäftsführer der Concrete Sportanlagen GmbH in Weiler/Simmerberg. Gerade für Jugendliche zwischen 12 und 20 Jahren ist das Freizeitangebot in den Städten erfahrungsgemäß gering. Zentrumsnah gebaut, ist eine

Skateanlage jedoch nicht nur etwas für die Jungen, sondern auch für ältere Menschen. Diese werden sich zwar an den sportlichen Herausforderungen nicht mehr aktiv beteiligen, bekommen als Zuschauer jedoch ein interessantes Programm geboten. "Skateanlagen lassen sich sehr organisch, aber auch sozial- und umweltverträglich in Stadtlandschaften einbauen", erklärte Rudolph, der allen Kommunen dringend empfiehlt, die aktive "Szene" in die Planung solcher Anlagen miteinzubeziehen. Eine langweilige Anlage, die nicht dem Können der Jugendlichen entspricht, wird nicht angenommen. Als Richtwert für eine attraktive Anlage stellte Rudolph ein Budget von mindestens 100.000,00 Euro in den Raum.

Aktuell sind zurzeit so genannte Plaza-Anlagen, die mit Treppen, Geländern, Absätzen und schrägen Bahnen ausgestattet sind. Ein Vorzeigebeispiel ist für Rudolph die Skateanlage an der Lindnerallee in Dresden. "Dieser Platz hat sowohl bei den Jugendlichen als auch bei den Anwohnern eine hohe Akzeptanz", freute sich Rudolph, dessen Firma die Anlage in Betonfertigteilbauweise gebaut hat, über die gelungene Zusammenarbeit von Stadt, Planern und Jugendlichen. Durch so genanntes Flügelglätten der Flats werden die Betonoberflächen robust und stabil, denn besonders die BMX-Radfahrer beanspruchen die Bahnen enorm. Eine zweifache Polyurethanbeschichtung macht die Oberflächen der Betonfertigteile schnell und für den Fall der Fälle auch leicht sanierbar. Von vor Ort und ohne Verschalung betonierten Flächen, die Rudolph salopp als "nordafrikanische Lehmbauweise" bezeichnete, hält er nichts. Seiner Meinung nach setzten Frost und Tau im Wechsel diesen Anlagen schnell zu und sind somit keine langlebigen Investitionen.

Das Forum Zukunft grünes Bauen ist eine gemeinsame Initiative des Verbandes GaLaBau Baden-Württemberg e.V., des Fachverbandes Beton- und Fertigteilwerke Baden-Württemberg e.V., des Industrieverbandes Steine- und Erden Baden-Württemberg e.V. und der Beton Marketing Süd GmbH.

 

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