Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Das Thema: Klimaschutz durch Grün, stand im Mittelpunkt des II. Symposiums Mensch & Pflanze, das der Zentralverband Gartenbau (ZVG) am gestrigen Montag, 25. August, unweit der Landesgartenschau Bingen ausrichtete. Zahlreiche Interessierte aus der Branche widmeten sich am Vortag der Preisverleihung zum Bundeswettbewerb - Unsere Stadt blüht auf - den verschiedenen Aspekten der hochaktuellen Problematik.

Der Zentralverband Gartenbau führt die im vergangenen Jahr gestartete Symposien-Reihe fort, um den Blick der Grünexperten und der branchenfremden Teilnehmer auf den hohen Stellenwert von Pflanzen zu lenken, der weit über das rein Ästhetische hinausgeht, betrachtet man einmal den Zusammenhang zwischen Klima und Grün.

So betonte ZVG-Präsident Heinz Herker, Bochum, in seinem Grußwort: "Unsere vielfältigen Produkte und nachhaltigen Dienstleistungen werden einerseits selbst vom Klimawandel beeinflusst und verändert, andererseits wirken sie aber positiv als Klimafaktoren. Der ZVG stellt sich diesen Entwicklungen als Dachverband der deutschen Gärtner. Die einzelnen Unternehmer müssen sich den Veränderungen ebenso stellen, allein schon aus ökonomischen Gründen, um ihre Existenz und Arbeitsplätze zu sichern. Außerdem tragen wir Gärtner dazu bei, unsere Umwelt für nächste Generationen lebenswert zu erhalten."

"Herausforderung Klimawandel" die Konsequenzen für Menschen und Unternehmen. So berichtete er: "Mit der neuen Zeit beginnt auch eine neue wirtschaftliche Epoche. Die Weltwirtschaft steuert auf eine grüne Epoche zu, die im 21. Jahrhundert nicht weniger revolutionäre Veränderungen mit sich bringen wird, wie einst die Erfindungen der Dampfmaschine, der Eisenbahn, des Telefons oder der Telekommunikation. Wer sich rechtzeitig umstellt und ergrünt, wird gewinnen, wer den Öko-Zug der Zeit verpasst, wird abgehängt."

In der von Professor Dr. Klaus Neumann von der Technischen Fachhochschule Berlin moderierten Experten-Veranstaltung ging Professor Dr. Hans-Joachim Weigel, Johann Heinrich von Thünen Institut Braunschweig, auf die Klimaveränderungen aus der Sicht der Klimaforschung ein. Er zeigte mögliche Folgen für Ökosysteme und Pflanzen konkret auf.

Über Grün und Grünpolitik referierte Astrid Kube vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn. "Grün- und Freiraumstrukturen", so ihre Aussage, "stellen auf regionaler, gesamtstädtischer und quartiersbezogener Ebene wesentliche Einflussgrößen auf das Stadtklima dar. Neben den Beiträgen zur Minderung der Folgen des Klimawandels kommen ihnen jetzt und in Zukunft wichtige Funktionen hinsichtlich der Erhaltung der biologischen Vielfalt und der Lebensqualität für den Menschen in urbanen Räumen und Landschaften zu."

Den Beitrag von Gehölzen zur Minderung der Auswirkungen der Klimaveränderung legte Dr. Joachim Bauer vom Arbeitskreis Stadtbäume der Gartenamtsleiter-Konferenz (GALK) den Symposiums-Teilnehmern dar. "Der prognostizierte Klimawandel ist nur mit großer Anstrengung zu stoppen oder zu verlangsamen", berichtete Bauer, "so dass verstärkt Anpassungsstrategien entwickelt werden müssen. Neu ins Bewusstsein gekommen sind Aspekte und Aufgaben wie Feinstaubfilterung oder Co2-Reduktion."

Verbunden mit dem Klimawandel sei auch eine Zunahme neuer Krankheiten bei Bäumen und höhere Ansprüche an den Standort. "Diese Anforderungen werden die Verwendung einzelner Baumarten einschränken oder ganz unterbinden, so dass verstärkt auch neue Baumarten Verwendung finden müssen." Daran knüpfte der Vortrag von Astrid Snowdon, Regionalverband Ruhr, Essen, an, der im Kern besagte, dass Grün zwar das stärkste Instrument in der Stadtklimatologie sei, die Wirkung der Vegetation auf Klima und Luftqualität jedoch von zahlreichen Faktoren wie Art der Bepflanzung, Größe, Lage und Gestalt abhängig sei.
"Zunächst gilt es daher festzulegen, welches Ziel mit der Bepflanzung verfolgt werden soll. Durch die Auswahl geeigneter Pflanzenarten und eines optimalen Bepflanzungskonzeptes kann dann das gewünschte Ergebnis erzielt werden", so die Expertin.

Aus berufsständischer Sicht erläuterte Matthias Schmauder, Landesgartenschau Bingen / Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG), wie der Berufsstand Impulse zur Stadtentwicklung setzt. Außerdem zeigte er auf, wie sehr die Klimaveränderung schon auf die derzeitige Landesgartenschau Bingen ausstrahlt, so dass sich die Experten vor Ort permanent darauf einstellen müssen. Auch die Forschung, so Schmauder weiter, müsse sich in Zukunft verstärkt der Züchtung geeigneter Pflanzen widmen.

Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität in den Kommunen stellte Heinrich Bruns vom Gartenamt der Stadt Münster dar: "Münster hat erwiesenermaßen eine hohe Lebensqualität. Die Bürger lieben deswegen ihre Stadt und bleiben ihr treu. Beides ist ein Vorteil im Wettbewerb der Städte. Eine seit Jahrzehnten systematisch betriebene integrierte Entwicklung von Grünflächen trägt wesentlich zur Lebensqualität in Münster bei."

In seinem Schlusswort betonte Dr. Hans-Hermann Bentrup, Vorsitzender des Kuratoriums Entente Florale Deutschland, dass die Nachhaltigkeit der Grünpolitik eine wichtige Maxime politischen Handelns sei. Diese müsse ständig neu erarbeitet werden.
Bentrup weiter: "Mitmachaktionen gehören für unsere Städte deshalb zu den Selbstverständlichkeiten. Ein sehr erfolgreiches Instrument ist der Bundeswettbewerb "Unsere Stadt blüht auf".
Der Wettbewerb 2008 wird heute mit der Preisverleihung im ZDF-Fernsehgarten abgeschlossen. Lassen Sie uns dieses Instrument verstärkt nutzen! Denn das ZVG-Symposium "Mensch und Pflanze" hat uns eindrucksvoll aufgezeigt, dass sich der Einsatz für mehr Grün in unserem Umfeld lohnt. Lassen Sie uns die Chancen nutzen! Mitstreiter für mehr Grün in unseren Städten kann es gar nicht genug geben."

Abschließend dankte Bentrup allen Beteiligten und Referenten sowie Diskutanten.

Von: 

 

Empfohlen für Sie: