Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Auf zwei der fünf Teilflächen der Landesgartenschau in Aschersleben 2010, im Stadtpark und im Rosarium, beginnen morgen die Landschaftsbauarbeiten. Die Firma Traunsberger aus Hoym (Salzlandkreis) pflanzt in großem Umfang Bäume, Stauden und Hecken.

An den Seiten entlang der früheren Friedhofsmauer werden so genannte Schatzkammern eingerichtet. Diese werden zur Landesgartenschau zu Themengärten ergänzt. In einigen dieser Kammern können Kinder später spannende Spielgeräte entdecken. Im Zentrum des Parks entsteht eine runde Sitzbank, in deren Mitte sich eine künstlerische Version des Adam-Olearius-Globus erheben wird.

Das Rosarium wird nach dem historischen Vorbild der 30er Jahre nachgebaut und erhält einen neuen Brunnen mit Bänken. Die Beleuchtung des Parks wird ebenfalls neu.

Die Bauarbeiten dauern bis zur Eröffnung der Landesgartenschau. Bis dahin muss der Stadtpark geschlossen bleiben.

Der Stadtpark wurde ab 1820 als Friedhof genutzt, die freien Flächen später auch als Baumsammlung und Schulgarten. Der Park und das angrenzende Rosarium stehen wie die Herrenbreite unter Denkmalschutz - eine außergewöhnliche Situation für eine Gartenschau. Das Ziel der Gestaltung ist, den ursprünglichen Parkcharakter, wie er sich vor dem Krieg darstellte, wieder herzustellen und um zeitgenössische Elemente zu ergänzen.
Im Park kreuzen sich als Linden- und Ahornalleen angelegte Wege, deren Ursprünglichkeit herausgearbeitet werden soll. Als Reminiszenz an Olearius` Gottorfer Globus wird im Zentrum des Wegekreuzes eine übermannshohe Globus-Skulptur als neues Herzstück des Parks entstehen. Der Globus in Aschersleben verzichtet auf aufwendige Mechaniken und stellt sich als begehbare Freiraumskulptur aus Metall dar. In seinem Innern ist der Sternenhimmel dauerhaft sichtbar.

So wie in der Bibliothek des Olearius die Bücher werden im Stadtpark Staudenpflanzungen nach Tierkreiszeichen geordnet und rund um den Globus angelegt. Jedem einzelnen Sternzeichen ist ein Bereich der Phytothek (Pflanzenbibliothek) gewidmet. Die Beete sind in den Farben der jeweiligen Tierkreiszeichen zusammengestellt und bringen deren herausragende Charaktereigenschaften zum Ausdruck.

So entstehen insgesamt zwölf Pflanzbänder, zwischen denen so genannte Planetenplätze zum Verweilen einladen. Sie sind mit verschiedenartigen Formgehölzen besetzt, die den Globus in sein planetares Bezugssystem bringen.

Mit den Gottorfschen Kunstkammern schuf Olearius in Schleswig neben der Bibliothek und dem Globus die dritte Säule seines wissenschaftlichen Konzeptes. Die Kunstkammern der Spätrenaissance oder des Barock können als Vorläufer des Museums angesehen werden. Typisch für das "Zeitalter des Staunens" wurden Objekte unterschiedlichster Art, Kuriositäten, gesammelt und präsentiert.

Dieser Inspiration folgend sollen entlang der Friedhofsmauer blühende Schattensträucher wie Azaleen, Rhododendren und Hortensien den Flächen Struktur verleihen. Es entstehen kammerartige Freiräume unterschiedlicher Größe, die als "Kunstkammern" des Olearius gärtnerische und künstlerische Inszenierungen, aber auch Spielelemente aufnehmen. Kuriositäten als bekletterbare und wippende Spielskulpturen laden Kinder zum Staunen und Entdecken ein.

Im Süden des Stadtparks erfolgt ein Mauerdurchbruch zu den neuen Eine-Terrassen. Der Besucher gelangt so im Grünen von einem Park in den anderen. Des Spazierens noch nicht müde erschließt sich an dieser Stelle mit dem Olearius-Rundweg die Chance, auf lauschigen Pfaden entlang der alten Stadtmauer Ascherslebens Historie zu atmen. Zusammen mit dem Stadtpark, der westlich angrenzt, bildet der historische Rosengarten aus den dreißiger Jahren eine der vier Gartenschauflächen.

Eine Kombination aus denkmalgeschützten Grundstrukturen der Anlage und modernen gartenkünstlerischen Akzenten lädt die Besucher zum Erholen und Erinnern ein. Im Zentrum des Rosariums befindet sich das Rondell mit der sanierten Brunnenanlage und den Rundbänken, die sich zum Teil am historischen Standort befinden. Der Brunnen besteht aus einem Wasserbecken und einer in der Mitte erhöhten Wasserschale mit Fontäne.

Detaillierte Zeichnungen und alte Fotos vom Brunnen ermöglichen einen Nachbau des Ensembles. Um den Eintritt in das Rondell wieder erlebbar zu machen, verschönern neue Rosenbögen das Gesamtbild.

Die Rosenbeete zeigen neben den historisch nachgewiesenen Sorten auch moderne Züchtungen. Rosenstämmchen setzen vor allem an den Wegekreuzen Akzente und fügen sich somit harmonisch in das gesamte Ensemble ein. Entsprechend der Jahreszeiten gestalten Wechselpflanzungen die runden Schmuckbeete.

Hintergrund: Landesgarteschau Aschersleben 2010
Eine Mischung aus Landschaftsgärten, moderner Architektur und einzigartigen historischen Bauten wird im Jahr 2010 die Philosophie einer Stadt deutlich machen, die mit Mut und Ideen ihr eigenes Profil gefunden hat.
In Aschersleben werden kulturhistorisch bedeutsame Flächen in der Innenstadt neu gestaltet und korrespondieren mit modernen Stadtumbau-Projekten. Kennzeichnend ist der Unterschied zu herkömmlichen Gartenschauen, wo überwiegend Brachflächen am Stadtrand gestaltet werden. Ziel der Gartenschau in Aschersleben ist es, die Lebensqualität des Zentrums weiter zu erhöhen und die Stadt touristisch stärker zu profilieren.
Bis zum Jahr 2010 investiert die Stadt Aschersleben rund 32 Mio. Euro auf 15 Hektar innenstädtischer Fläche.

Die Landesgartenschau Aschersleben 2010 ist eng mit der Internationalen Bauausstellung IBA Stadtumbau 2010 verbunden. Dadurch ergibt sich die einmalige Chance, die Innenstadt aufzuwerten und nachhaltig zu entwickeln. Der geistige Vater der Landesgartenschau Aschersleben 2010 ist der 1599 in Aschersleben geborene Gelehrte Adam Olearius. Als Leitfigur und Inspirationsquelle steht er für die eine doppelte Sicht auf die Stadt. Als historische Figur für die reiche Vergangenheit der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts, als Universalgelehrter verkörpert er die Hoffnung der Stadt, sich als Bildungsstandort zu etablieren. Er ist eine Figur, die in der Zeit nach hinten wie nach vorne reist.

Dieses "Olearius-Prinzip" macht auch den gestalterischen Kern der erneuerten Parkanlagen aus: Die denkmalgeschützten Grundstrukturen werden mit modernen und frischen Gartenideen gefüllt. Es entsteht eine Synthese aus alt und neu, wie es sie in dieser übergreifenden Konsequenz sehr selten gibt.

 

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