Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Pflanzen tun den Menschen gut. Begrünte Städte geben den Einwohnern mehr Lebensqualität und damit auch mehr Lebensfreude. Gestaltete Landschaften regen die Sinne positiv an. Stadtnahe Parks verstärken erheblich die Regenerationseffekte für die Bevölkerung. Alte Industrieflächen müssen für die Natur zurückgewonnen werden. Grünflächen haben einen wesentlichen Einfluss auf das Stadtklima.

Die Liste solcher Aussagen könnte noch beliebig erweitert werden, und sie alle könnten aktuelle Themen einer Bundesgartenschau (BUGA) sein. Zugleich sind diese Aussagen aber auch sehr politisch.

BUGA-Park als Wahlkampfthema

Verfolgt man diesen Gedanken konsequent weiter, kommt man zu dem Schluss, dass Bundesgartenschauen demnach politisch sein müssen. Also, Landschaften und Parks als politisches Instrument? Richtig! Nicht erst seitdem Politiker jeglicher Couleur die Umwelt und das Klima für sich entdeckt haben und auf verschiedenste Weise beides retten wollen, sind Grünflächen ein beliebtes Politik- und Wahlkampfthema.

Ein Beispiel dafür ist der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU). Nach den beiden Kölner Bundesgartenschauen 1957 und 1972 verfiel das ehemalige BUGA-Gelände, der Rheinpark, zusehends. Die Stadt musste ihre Budgets kürzen und setzte den Rotstift auch bei den städtischen Grünanlagen an. Die Kölner liebten aber ihren Rheinpark und machten nachdrücklich auf den Missstand aufmerksam. Das wiederum veranlasste den Wahlkämpfer Schramma, die Wiederherstellung des ehemaligen BUGA-Geländes in sein zehn Punkte umfassendes Wahlprogramm im Jahr 2000 aufzunehmen. Schramma gewann die Wahl und hielt Wort. Der Rheinpark wurde seitdem mehrfach ausgezeichnet, so auch 2007 von der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft (DBG) für hervorragende nachhaltige Parknutzung.

Kontroverse Diskussionen

Die politische Dimension einer Bundesgartenschau ist fast immer schon bei der Bewerbung einer Stadt oder Region für eine BUGA zu beobachten. Die regierende Partei oder Koalition ist von der positiven Wirkung einer Bundesgartenschau überzeugt, während die kommunalen Oppositionsparteien häufig versuchen, die BUGA als ein "zu teures Prestigeobjekt" abzutun oder "dringendere Projekte" erkannt haben wollen. Die einen plädieren dafür, die "Chancen einer BUGA für die Stadt zu begreifen" und verweisen darauf, die BUGA sei "ein Instrument, eine Stadtentwicklung umzusetzen, wie man sie nur über den städtischen Haushalt nie umsetzen könnte". Die andere Seite will dagegen "an eine Bundesgartenschau keinen einzigen Gedanken verschwenden". Solche oder ähnlich kontroverse Diskussionen löst die Idee, sich für eine BUGA zu bewerben, in vielen Stadtparlamenten aus. Letztendlich entscheiden hier, wie auch in anderen politischen Angelegenheiten, die Mehrheitsverhältnisse darüber, ob die BUGA-Bewerbung an die DBG geschickt wird oder nicht.

Das politische Gezerre hinter den Kulissen muss aber durch die Vergabe einer Bundesgartenschau an eine Stadt oder Region keineswegs beendet sein. Manchmal streiten sich die Parteien auch darüber, wer nun den BUGA-Erfolg auf seine Fahne schreiben darf oder ob es nicht doch eine All-Parteien Wohltat für die Region sein könnte. Die Tatsache, dass solch eine Diskussion geführt wird, mag dann auch damit zu tun haben, dass die betreffende Region vor einer Kommunalwahl steht. Gelegentlich schreckt der politische Gegner auch nicht davor zurück, Gerüchte zu streuen, denen zu Folge eine enorme Kostenexplosion die geplanten Ausgaben für die BUGA verdoppeln soll. "Stimmt doch alles nicht!" sagen dann die Regierenden und belegen das mit Gutachten. Nur gut, dass es höchst selten vorkommt, dass die Planung für eine Bundesgartenschau derartigen politischen Machtspielchen zum Opfer fällt.

Politische Euphorie

Die Leidtragenden, wenn tatsächlich eine BUGA im Polit-Gezänk zerrieben wird, sind die Bürger und die kommunale Wirtschaft. Nicht nur weil Bürger auch Wähler sind, werden die politischen Diskrepanzen aber zumeist beizeiten beigelegt, so dass die Bundesgartenschau wie geplant stattfinden kann. Konsequenterweise kommt ein Politiker - so er denn tatsächlich etwas nachhaltig in punkto Stadtplanung bewegen will - an einer BUGA nicht vorbei. Davon weiß auch Hanns-Jürgen Redeker, Präsident des Bundesverbandes GaLaBau e.V. (BGL) und Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der DBG, zu berichten.

Auf einem Workshop zum Thema "Gartenschauen - voneinander lernen" im Sommer diesen Jahres zitierte er Bürgermeister mit Gartenschauerfahrungen: "Etwas besseres konnte meiner Stadt gar nicht passieren" und "Gartenschauen sind wie ein Sechser im Lotto mit Zusatzzahl" schwärmten die Stadtoberhäupter ehemaliger BUGA-Städte.

Der Grund, der diese Euphorie bei den Amtsträgern quer durch alle Parteien auslöst, ist neben den verschiedenen Aspekten der nachhaltigen Stadtplanung und -entwicklung vor allem auch die kommunale Wirtschaftsförderung. Während der etwa siebenmonatigen Öffnungszeit einer Bundesgartenschau boomen Gastronomie und Hotellerie im Umfeld der BUGA. Darüber hinaus werden durch die Gartenschau zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Viele dieser Jobs bestehen über die eigentliche BUGA hinaus und auch die Gastronomen und Hoteliers können sich nach der Bundesgartenschau über zusätzliche Gäste freuen.

Kurzum: eine BUGA hinterlässt nicht nur im Erscheinungsbild der Stadt nachhaltige Spuren, auch der Tourismus und die lokale Wirtschaft profitieren vom Nachhaltigkeitseffekt.

Strukturpolitisches Instrument

Nicht zuletzt deswegen war auch der rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Tourismusminister Hendrik Hering (SPD) beim Baustellenfest und offiziellen Countdown "999 Tage bis zur Eröffnung der BUGA 2011" in Koblenz anwesend. In seiner Ansprache wies der Minister ausdrücklich darauf hin, dass "die Bundesgartenschau ein strukturpolitisches Instrument ist, mit dem dauerhaft Impulse für Wirtschaft, Stadtentwicklung, Verkehrsinfrastruktur und Tourismus gegeben werden. Darüber hinaus schafft die BUGA neue Arbeitsplätze".

Grundsätzlich ist eine Bundesgartenschau eine gute Bühne für die Politprominenz. Seitdem der damalige Bundespräsident Theodor Heuss die allererste Bundesgartenschau 1951 in Hannover eröffnete, ist es bis heute Tradition, dass das Staatsoberhaupt die BUGA eröffnet. Kein Bundeskanzler bzw. Bundeskanzlerin verzichtet auf den offiziellen BUGA-Besuch, ebenso wenig wie der Ministerpräsident des jeweiligen Bundeslandes. Darüber hinaus eilen in aller Regel noch etliche Minister und Staatssekretäre zur BUGA, aber auch die lokale Politik ist auf der Bundesgartenschau immer gut vertreten. Eine BUGA ist nämlich nicht nur gut für die Bürger und die Wirtschaft der Stadt, sie ist auch gut für das Politikerimage, denn eine BUGA steht für ehrlichen Erfolg.

Erfolgreiche Symbiose

Ist es nun schlimm oder gar verwerflich, dass etwas so Schönes wie eine Bundesgartenschau solche politischen Dimensionen hat? Nein, gar nicht! Ganz im Gegenteil! Was zählt, ist letztlich das Ergebnis für die Menschen und die Wirtschaft in der Region und nicht zuletzt für die grüne Branche. Für alle drei steht unterm Strich eine positive Veränderung, eine Verbesserung und ein nachhaltiger Erfolg. Ohne Politik und ohne Politiker könnte all’ das - wenn überhaupt - nur sehr schwer erreicht werden. Die Idee hinter der BUGA ist, für die Menschen etwas zu bewegen und dauerhaft etwas zu verändern. Das erfordert teils intensive Eingriffe in öffentliche Räume und dafür sind die gewählten Vertreter der Bevölkerung die einzig zuständigen Ansprechpartner. Unser tägliches Leben ist durch und durch so politisch, dass selbst eine Bundesgartenschau nicht unpolitisch sein kann. Zum Wohle von Menschen, Umwelt und Natur hat sich die Symbiose von Politik und grüner Branche seit vielen Jahrzehnten bewährt. Berlins Regierender Bürgermeister würde dazu wahrscheinlich sagen: "Und das ist auch gut so."

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