Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Studierenden an der Staatlichen Fach- und Technikerschule in Veitshöchheim sollen ein möglichst großes Kosten-, bzw. Preisbewusstsein bekommen, um so in der Praxis effektiv ihren Posten als Baustellenleiter, Kalkulator oder Kundenberater ausfüllen zu können. Neben der Beherrschung einer Branchensoftware im GaLaBau ist es noch viel wichtiger, eigene handschriftliche Aufzeichnungen zu erstellen und zu sammeln, um möglichst rationell kalkulieren zu können.

Sie müssen in der Lage sein, ihre Kalkulation dem Kunden, ihrem Chef oder aber ihren Auszubildenden zu vermitteln. Ein Auftrag dazu lautete: Kalkulieren Sie detailliert und nachvollziehbar folgende Position (siehe Abbildung): Pos x Trockenmauer herstellen Material: Granit feinkörnig, grau, maschinengespalten Format: 40/20/20 auf vorhandenem Schotterfundament Höhe 20 bis 80 cm, senkrecht 20 m² Einheitliche Vorgaben: Gemeinsam werden die Baustellensituation, Materialpreise, Verrechnungssätze und Kalkulationsverfahren besprochen.

Das Material wird vom firmeneigenen LKW vom Lieferanten geholt und auf die Baustelle gebracht. Neben dem Grundstück können die Paletten gelagert werden. Über die provisorische Zufahrt kann ein Radlader die einzelnen Paletten ins Grundstück zur Verwendungsstelle transportieren. Es gilt zu berücksichtigen, dass die jeweilige Palette nie in unmittelbarer Reichweite des Landschaftsgärtners abgelegt werden kann. Das bedeutet, dass er mit Sicherheit jeden zweiten Stein (Gewicht 40 kg) noch 3-4 Meter tragen muss, um ihn dann aufzusetzen. Diese Schwerstarbeit reduziert seine Leistungsfähigkeit um mindestens 20 bis 30 Prozent. Da 20 m² Trockenmauer aus Granitsteinen mit den Maßen 40/20/20 über 250 Steine ergeben und für jeden Stein ca. 10 min gebraucht werden, um ihn in Position zu bringen, sind bereits 42 Arbeitskraftstunden - ohne weitere Nebenleistungen - zu berücksichtigen.

Da es bei dieser Kalkulationsübung in erster Linie um die unterschiedliche Bewertung der Zeitleistung durch die Studierenden ging, ist es schon erstaunlich, wie weit die Extremwerte von einander abweichen. Während ein Kandidat der Meinung war, man könnte die "maßhaltigen, maschinengespaltenen Granit-Brocken” wie "Legosteine” aufsetzen und 30 min/m² veranschlagte, liegt der Maximalwert bei 240 min/m². Der Mittelwert errechnet sich aus 14 Teilnehmern. Der rechnerisch ermittelte Zeitbedarf liegt bei 123 min/m² Granit- Trockenmauer. Da in diesem Fall die überprüfende Lehrkraft an dieser Bauleistung im Rahmen ihres Praktikums persönlich teilnahm und auch eigene Aufzeichnungen erstellte, liegt dieser Mittelwert zu niedrig. Die angefertigten Aufzeichnungen beweisen, dass diese Art der Trockenmauer trotz der vorliegenden günstigen Bedingungen einen Zeitbedarf von über 180 min/m² und einen Einheitspreis von ca. 230 €/m² benötigt. Vergleicht man die Lohnkosten, die Material- und Maschinenkosten mit dem veranschlagten Einheitspreis des Auftragnehmers von 189,80 €/m², so wird sehr deutlich, dass sich die Kalkulation am Runden Tisch und die Preisfindung in der Praxis diametral gegenüberstehen.

Nur ganz konkrete Zeitmessungen - so schwieg sie auch sind- können einen praxisnahen Aufschluss geben. Wenn dann zudem im Praktikergespräch die Meinung geäußert wird: "….und der Marktpreis liegt bei 145,00 €/m!”, dann müssen die Alarmglocken läuten. Warum nur stagnieren die Preise im GaLaBau seit Jahrzehnten? Was machen wir nur falsch, wenn im Vergleich dazu ein Raumausstatter an einem Vormittag mit dem Anbringen von Textilien (4 Raffrolloos und 2 Plissees) einen Umsatz von 1160,00 € macht?

Die Konsequenz muss lauten: Besser nachkalkulieren, um einen besseren Preis verteidigen zu können!

Von: 

 

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