Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Zuviel Dünger schadet mehr als er nutzt - das ist ein Fazit zur Nährstoffbilanz im Boden deutscher Gärten. So belaste das Zuviel an Stickstoff, das Freizeitgärtner auf ihren Grundstücken verteilen, vor allem das Grund- und damit auch das Trinkwasser.

Das machten in der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim die Referenten bei einer Vortragsveranstaltung der Bayerischen Gartenakademie zum Internationalen Tag des Bodens deutlich. Sie forderten auch vom Privatmann mehr Sorgfalt im Umgang mit den Ressourcen Boden und Wasser.

Die Bedeutung dieser Verantwortung belegte der Leiter der Bayerischen Gartenakademie, Oskar Kress mit Zahlen. "Die bayerischen Freizeitgärtner sind verantwortlich für eine Fläche von 137 000 Hektar Boden. Das entspricht einer Größe von etwa 150 000 Fußballplätzen," sagte Kress. "Im Vergleich dazu bewirtschaften die Landwirte und Gärtner zusammen in Bayern eine Gemüseanbaufläche von nur rund 13 500 Hektar." "Blicken Sie über den Zaun," forderte Kress die Freizeitgärtner auf. "Wenn Landwirte und Gärtner verantwortlich für den Grundwasserschutz sind, dann sind es auch Sie!"

Vor allem Dr. Joachim Liebler vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Karlstadt rief die Gartenbesitzer zu einem sparsamen Umgang mit Kompost und Mineraldünger auf. Er zeigte an Hand der Auflagen für die Landwirtschaft, dass es zum Beispiel auch im Hausgarten sinnvoll ist, knapp bemessene Düngergaben erst im Frühjahr statt bereits im Herbst in den Boden einzuarbeiten. Ab August sollte man völlig auf Stickstoffeinsatz verzichten. Sonst werde zuviel Nitrat aus dem Boden ins Grundwasser gespült. Auch sollte man bei Trockenzeiten nicht düngen, riet Liebler.

Dr. Annette Bucher von der Staatlichen Forschungsanstalt für Gartenbau in stellte einzelne Ergebnisse des aktuellen Forschungsvorhabens zur fachgerechten Düngung im Garten vor. So haben Gartenböden einen deutlich höheren Humusgehalt als er normalerweise auf landwirtschaftlichen Böden vorkommt. In Versuchen zur Freisetzung von Stickstoff konnte mit Messungen von Juni bis Oktober nachgewiesen werden, dass Feldsalat oder Kopfsalat ohne jegliche Stickstoffdüngung heranwachsen könnten. Eine maßvolle Düngung trägt dazu bei, dass erntereifes Gemüse weniger Nitrat, aber mehr wertgebende Inhaltsstoffe enthält und zudem einen besseren Geschmack aufweist.

Die Aspekte Ernährung und Nitrat im Gemüse nahm Thea Schlesinger, Diplom-Ökothrophologin am Amt für Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen unter die Lupe. Für Säuglinge kann ein zu hoher Nitratanteil in Nahrung und Trinkwasser kritisch werden. Deshalb rät die Ernährungsberaterin, Säuglingen und Kindern bis zum ersten Lebensjahr kein nitratreiches Gemüse wie Spinat, Mangold und Beete aus dem eigenen Anbau zu servieren. Babyfertignahrung ist davon ausgenommen.

Weiterhin empfiehlt Thea Schlesinger Freilandgemüse zu bevorzugen und Gemüse aus dem eigenen Garten möglichst abends zu ernten. Auch sollte man bei Kopfsalat und Chinakohl die äußeren Blätter und bei Blattgemüse Stil und große Blattrippen entfernen.

Nitrat in kleinen Mengen allerdings scheint der Gesundheit sogar zu dienen, führte Thea Schlesinger aus. So verbessere es die Durchblutung der Magenschleimhaut, beuge Magengeschwüren und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, senke den Blutdruck und verringere damit die Neigung zu Thrombosen, fanden französische Forscher heraus.