Die Auftragslage bei unseren Verbandsmitgliedern ist allgemein gut; wir gehen trotz des strengen und langen Winters optimistisch in die neue Saison. Das sagte Erhard Anger, Präsident des Verbandes GaLaBau Baden-Württemberg beim Auftakt der alljährlichen Mitgliederversammlung des Unternehmerverbandes am Samstag (7.3.) in der Filderhalle von Leinfelden-Echterdingen.
Zugleich warb der Präsident bei den regionalen Banken im Lande um mehr Verständnis dafür, dass witterungsbedingt jetzt bei manchem Betrieb der Kreditbedarf höher sei als nach einem milden Winter und appellierte an die Bereitschaft dieser Finanzpartner, für solche Fälle doch "kleine Kreditschirme" bereit zu stellen.
Wirtschaftspolitisch bezog Anger klare Positionen zur aktuellen Konjunktursituation: "Wir sind gegen wettbewerbsschädliche Subventionen einzelner Branchen und wünschen uns einen Staat, der auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten konsequent für funktionierende marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgt".
Dazu gehörten auch maßvollere Steuerlasten und geringere Lohnnebenkosten, weniger Bürokratie und auch ein Staat, der in Zeiten guter Konjunktur bewusst und energischer spare - so der Präsident des mittelständischen Arbeitgeberverbandes am Samstagvormittag bei seiner Begrüßungsrede.
Anger spricht für knapp 600 im Verband organisierte baden-württembergische Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus, die " im arbeitsreichen Jahr" 2008 mit etwa 8.000 Mitarbeitern gemeinsam rund 780 Millionen € Umsatz erwirtschaftet hatten.
Der gesamte Branchenumsatz im Lande betrug 935 Millionen € - verglichen mit dem Vorjahr ist das ein Plus etwa 3,5 Prozent.
Selbstbewusst erklärte Anger angesichts dieser Zahlen, dass sich in seinem Unternehmerverband " … die leistungsstarken, fachlich qualifizierten Betriebe Baden-Württembergs zusammengeschlossen" hätten. Insgesamt gäbe es hier zu Lande rund 2.100 Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen mit alles in allem etwa zehntausend Mitarbeitern.
Lebenslanges berufliches Lernen
Als wichtigsten Schwerpunkt der Verbandsarbeit bezeichnete Erhard Anger die Ausbildung von Berufsnachwuchs und die Fort- und Weiterbildung der Unternehmerinnen und Unternehmer sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Er belegte dies mit weiteren Zahlen: Insgesamt 1.280 junge Menschen erlernten im Berichtsjahr den grünen Beruf "GaLaBau"; allein der Aufwand für Nachwuchswerbung und überbetriebliche Ausbildung betrug 2008 rund eine Million €.
Mit insgesamt etwa sechzig Seminaren und Workshops bewegte sich auch das Fortbildungsangebot des Verbandes 2008 wieder auf hohem Niveau. Investitionen in berufliche Kenntnisse und Fertigkeiten und in die unternehmerische Qualifikation seien zweifellos "der entscheidende Faktor für den Erfolg und das gesunde Wachstum des Berufsstandes in den vergangenen Jahrzehnten" betonte Präsident Anger in seiner öffentlichen Rede.
Wiederholt Gold beim Berufs-Bundeswettbewerb geholt
Sichtbare Erfolgszeichen für die besonders aktive Ausbildungspolitik des Verbandes und seiner Ausbildungsbetriebe sind die Spitzenplätze, die der baden-württembergische Nachwuchs seit Jahren bei Berufswettbewerben belegt. Zum vierten Mal in Folge wurden 2008 zwei Auszubildende aus Baden-Württemberg - Tobias Bohnert aus Oberkirch und Andreas Waldvogel aus Buchenbach - wieder Deutsche Meister beim Bundes-Jugendpreis und qualifizierten sich dadurch in der Disziplin Garten- und Landschaftsbau für die Teilnahme an der nächsten "WorldSkills" im September im kanadischen Calgary. Vor zwei Jahren hatten die beiden baden-württembergischen Azubis Laura Neuffer und Christoph Maurits von dieser Berufs-Weltmeisterschaft für Deutschland Silbermedaillen nach Hause gebracht.
Gartengestaltung und Gartenpflege: Das wichtigste und ertragsstärkste Arbeitsfeld
"Fast die Hälfte unseres Branchenumsatzes und das zumeist mit angemessenen Erträgen haben wir 2008 im Marktsegment "Privatgärten" erwirtschaftet", berichtete Erhard Anger bei der Mitgliederversammlung. Eine Fortsetzung des über Jahrzehnte stetigen Aufwärtstrends auf diesem Arbeitsfeld erwartet der Verbandspräsident auch im Krisenjahr 2009. "Unsere Kunden werden gerade jetzt ihr Geld eher in die Werterhaltung und Renovierung ihres Gartens investieren als in Aktien und Bundesschatzbriefe" erläuterte er seine Vermutungen.
Gefördert werden die positiven Erwartungen auch von der Tatsache, dass durch die aktuelle demografische Entwicklung verstärkt ältere Gartenbesitzer Bedarf an professionellen Gestaltungs- und Pflegeleistungen im Garten hätten.
Die aktuell negativen Konjunkturerwartungen hingegen, "psychologisch verstärkt durch das Krisengeschrei von Politik und Medien" ließen bei gewerblichen Auftraggebern - speziell bei konjunktursensiblen Unternehmen und Branchen wie der Automobilindustrie und ihren Zulieferer im Lande - eher mit einer rückläufigen Nachfrage nach grünen Dienstleistungen rechnen.
Ruinöser Preiskampf bei Aufträgen der öffentlichen Hände
"Besorgniserregend schwach " war das Jahr 2008 indessen nach Anger für Unternehmen, die sich vorrangig um Aufträge von Kommunen, von Land und Bund beworben hatten. "Die öffentlichen Märkte sind in desolatem Zustand und die eigentlichen Sorgenkinder unserer Branche" machte der Präsident klar. Hauptursachen seien eine "beinharte branchenfremde Konkurrenz, insbesondere vom Straßenbau und von Anbietern aus östlichen Bundesländern."
Anger klagte ferner im Bereich Pflege über massive Preiskonkurrenz von Hausmeistern und von anderen branchenfremden Wettbewerbern, insbesondere "von zu unfairen Konkurrenzbedingungen agierenden so genannten 'gemeinnützigen' GmbH’s".
In diesem Kontext kritisierte Anger auch heftig "die jahrzehntelange Krux mit kommunalen Regiebetrieben" und meinte: "Was da von Bau- und Gartenämtern in einigen Städten und Gemeinden (unter welchen juristischen Deckmäntelchen auch immer) an kommunaler Planwirtschaft getrieben wird, geht uns regionalen Mittelständlern … über die marktwirtschaftliche Hutschnur."
Hoffnungsvoll zeigte sich der Verbandspräsident dagegen im Blick auf eine baldige Wirkung der umfangreichen Bundes-Investitionsprogramme. Er erwartet, dass ein Teil der bereitgestellten Milliarden bereits 2009 bei den Kommunen ankommt und dadurch dann auch vor Ort als handfester Nachfrage nach Dienstleistungen des Garten- und Landschaftsbaus spürbar wird. Gewaltiger Investitionsbedarf bei öffentlichem Grün Generell sei im kommunalen Bereich der Investitionsbedarf - etwa bei öffentlichen Grünanlagen, Schulen und Kindergärten - nach wie vor enorm hoch. Mehr öffentliche Parks und Freizeitanlagen, mehr Bäume und Grünflächen in der Stadt, mehr Dachbegrünungen und grün eingebettete Wohngebiete bedeuteten ja nicht nur - Stichworte: Feinstaub und CO²-Bindung - ein gesünderes Stadtklima.
Die grüne Stadt sei bei einer allgemein schrumpfenden und rapide alternden Stadtbevölkerung auch ein für die Stadtentwicklung ausschlaggebender Standortfaktor, wenn es um den Zuzug von Neubürgern und von neuen Gewerbebetrieben gehe, argumentierte Erhard Anger. Stadtparlamente, Städteplaner und kommunale Verwaltungen seien daher gut beraten, wenn sie solche Überlegungen eines "wirkungsvollen grünen Stadtmarketings" ernst nähmen.
Landesgartenschauen und Grünprojekte jetzt bis 2025 ausgeschrieben
In diesem Zusammenhang lobte Anger, gerichtet an die anwesende Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, auch die konsequente, fast dreißigjährige Landesgartenschaupolitik der Landesregierung. Am 15. Dezember 2008 hatte der Ministerrat " .. auf Grund des großen Interesses der baden-württembergischen Kommunen das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum beauftragt, ein Auswahlverfahren für Landesgartenschauen und Grünprojekte in den Jahren 2015 bis 2025 einzuleiten" - so eine aktuelle Verlautbarung ihres Ministeriums.